Kritik an Vorplatzgestaltung vor Bürgermeisterwohnsitz in Bregenz

FPÖ-Kinz ortet „merkwürdige Optik“, Anrainer ärgern sich über Verlust von Grünfläche.
Bregenz In Bregenz tut sich was. Die Innenstadt wird autofrei, ganze Straßenzüge werden neu gestaltet. Es bleibt sprichwörtlich kein Stein auf dem anderen. Jetzt ruft jedoch ein weiterer Bauabschnitt der Quartiersentwicklung Leutbühel Kritiker auf den Plan. Die Anton-Schneider-Straße soll ein neues Gesicht erhalten. „Dafür muss eine der letzten Grünflächen der Innenstadt weichen“, ärgert sich Martin Burger, der eine Immobilie in der Straße besitzt. Der Unmut unter den Anrainern sei groß. Die letzten Flächen würden nun auch noch versiegelt.
Die kostspielige Neugestaltung des Platzes vor dem Wohn- und Geschäftshaus Anton-Schneider-Straße 12, die der Nationalbank gehört, birgt auch politischen Sprengstoff. Hier wohnt seit zehn Jahren Bürgermeister Michael Ritsch in Miete, seine Frau betreibt im Erdgeschoss ein kleines Geschäft. „Da fragt man sich schon, wieso die Baumaßnahmen plötzlich weitaus großzügiger als in der ursprünglichen Planung ausfallen“, so Hubert Kinz jun., Stadtvertreter der FPÖ Bregenz und Parteiunabhängige. Er ortet jedenfalls eine merkwürdige Optik. „Das wirkt schon so, als ob hier jemand bei dem Bauvorhaben für sich selbst das Beste herausholt“.
„Wunsch der Bürger“
Tatsächlich liegen Pläne für eine Neugestaltung der Straße seit vielen Jahren in den Schubladen, verweist Michael Ritsch auf die Amtszeit von Altbürgermeister Markus Lienhart. Da habe er noch gar nicht hier gewohnt und seine Frau auch kein Geschäft betrieben. Fakt ist aber auch, dass die ursprünglichen Überlegungen weniger weitreichend waren. So ist ein Brunnen mit Sitzgelegenheiten neu dazugekommen. „Das war der Wunsch von Bürgerinnen und Bürgern sowie von Geschäftstreibenden“, so Ritsch. Dadurch werde eine neue Aufenthaltsqualität für Familien und Kinder geschaffen.
In der Stadtvertretung vom 14. Juli wurde die Neugestaltung der Anton-Schneider-Straße gegen die Stimmen der FPÖ, die sich vor allem an den hohen Kosten und der Ausdehnung der Maßnahmen zur Bergmannstraße stößt, und von Stadtvertreter Alexander Moosbrugger abgesegnet. Die Bagger fahren bereits am 12. September auf, die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2023 geplant. Für 2,1 Millionen Euro soll unter anderem auf dem Platz vor der Nationalbank auf 153 Quadratmetern der Brunnen mit Sitzplatz entstehen. Zwei Bäume werden entfernt und durch einen einzelnen größeren Baum ersetzt.
Gesteigerte Aufenthaltsqualität
Insgesamt würden für das gesamte Vorhaben allerdings inklusive Bergmannstraße 14 neue Bäume gepflanzt, widerspricht Bürgermeister Ritsch der Versiegelungs-Kritik. Verarbeitet würden auch Pflastersteine und damit versiegelte Flächen wieder geöffnet. Der für Umwelt zuständige Stadtrat Heribert Hehle (Grüne) schlägt in die selbe Kerbe. Am Ende sei es eine Abwägung. „Für mich ist es eine große Aufwertung der Aufenthaltsqualität“, so Hehle.
Das genaue Gegenteil befürchtet Martin Burger. Als Fußgängerzone mit der Neugestaltung und dem Verlust der Grünfläche verliere die Straße an Attraktivität und seine Immobilie an Wert. Auch für Stadtvertreter Hubert Kinz jun. geht wertvolles Grün verloren. Wieder wird Boden versiegelt. „Da fragt man sich schon, warum das an dieser Stelle plötzlich kein Problem sein soll“. VN-mig

