Abtauchen in vergangene Zeiten

Nach zwei Jahren Corona-Pause veranstaltet Egon Rusch nun wieder den Mittelaltermarkt in Hard.
BREGENZ Egon Rusch ist zufrieden. Der Mittelaltermarkt, den er vor zwei Wochen in Schruns organisiert hatte, war erfolgreich. „Wir hatten sehr viele Besucher“, freut sich der 65-jährige Pensionist und hofft, dass das am Wochenende in Hard stattfindende Mittelalterspektakel mindestens ebenso stark frequentiert wird.

2020 und 2021 fielen diese Veranstaltungen coronabedingt aus. Für Rusch war das hart, vor allem finanziell, denn in den beiden Jahren hatte er auch alle Auftritte als Magier und Feuerschlucker absagen müssen.
Sechs Weltrekorde
Für die Zauberei begann sich der gelernte Kaminkehrer Ende der 1970er-Jahre zu interessieren, als er bei der Stadt Bregenz als Botengänger angestellt war. Seinen ersten Auftritt als Magier hatte er bei einem Straßenfest in Bregenz: „Ich war damals ziemlich nervös, vor allem beim Schlucken der vielen Rasierklingen.“ Seitdem zaubert er als „Mr. Pfiffikus“, assistiert von Ehefrau Andrea, alias „Maggie“, auf Firmenfeiern, Hochzeiten, Kindergeburtstagen – „wo immer ein Zauberer gebraucht wird“. Allerdings wirft er sich keine Rasierklingen mehr ein. Längst schluckt er Feuer. Im Dauerfeuer- und Schnellfeuerschlucken sowie im Flammenspeien stellte er bisher sechs Weltrekorde auf. Das Spiel mit dem Feuer ist gefährlich. Rusch hat bisher zwei Unfälle mit schweren Verbrennungen überstanden. Der erste passierte bei einer Geburtstagsfeier Mitte der 1980er- Jahre. Er verbrannte sich beim Feuerspeien das Gesicht. Beim zweiten Mal, das war 2003, kippte bei einer Show der Feuerkessel um. Die darauffolgende Explosion verursachte Verbrennungen an Kopf und Brust. „Zwei Wochen später bin ich schon wieder aufgetreten“, erzählt Rusch.

In der Zeit zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit landete er vor 20 Jahren. In Bregenz beim Pavillon am See wurde ein Mittelalterfest mit Schwertkämpfen und anderen Darbietungen ausgerichtet. „Der Veranstalter hat mir einen Auftritt mit meiner Feuershow angeboten.“
Zweites Ich zugelegt
Fasziniert von den Rittern, Gauklern, Herolden, Hexen und Spielmännern hat sich Egon Rusch, gemeinsam mit Andrea, ein zweites Leben im Mittelalter eingerichtet. Dort wird er zu Taranis, nach dem keltischen Gott des Himmels, des Wetters und des Donners. Andreas zweites Ich ist das Bauernweib Zachin. Den ersten Mittelaltermarkt organisierte Egon Rusch 2002 im Bregenzer Schoeller-Areal.
Ich war damals ziemlich nervös, vor allem beim Schlucken der vielen Rasierklingen.
Egon Rusch, Gaukler
Seit 2013 findet das Kultfest in Hard statt. Dort kann man von kommenden Freitag bis Sonntag wieder in die Vergangenheit abtauchen. Der Stedepark wird zum Mittelalterdorf, in dem man den Schwertkämpfern Militis, Gauklern wie Sir Rick, der Jongleurin Karibalda, den Fahima-Hexen und Handwerkern begegnet. Egon Rusch wird als Taranis eine Feuershow abziehen und mit Tomberg von der Heide im Duo „Du & Ich – sie wissen nicht, was sie tun“ die Kinder bezaubern. Musikalisch begleitet wird das Mittelalterspektakel von den Bands Furax und Beinhaus.

In der Gegenwart kämpft Egon Rusch gegen die Krankheit Mycosis Fungoides. Dieser bösartige Tumor hat sich vor 16 Jahren auf seiner Haut eingenistet. Damals wurden Lymphknoten entfernt und 40 Lichtbehandlungen durchgeführt. Nach der letzten Untersuchung vor einer Woche bekam er eine erfreuliche Nachricht: „Alles ist gut.“ Und so schwingt sich Egon jetzt auf seinen Suzuki- Burgman-Roller, denn bei diesem schönen Wetter muss er schon noch eine Runde drehen. HRJ
Mittelaltermarkt Hard, Stedepark, 9. – 11. September, www.mittelalter-veranstaltungen.com
Zur Person
Egon Rusch
GEBOREN 9. Oktober 1956
WOHNORT Bregenz
LAUFBAHN Kaminkehrer, Botengänger, Pensionist, Magier, Feuerschlucker
FAMILIE verheiratet mit Andrea, sechs Kinder, neun Enkel