Sie lebte für die Frohbotschaft

Gertrud Weber leitete über 20 Jahre das Bildungshaus Batschuns.
ALTACH, HOHENEMS Am 29. September 2022 verstarb nach langem Leiden Gertrud Weber, Mitglied des Werkes der Frohbotschaft Batschuns, die über 20 Jahre, von 1966 bis 1989 das Bildungshaus Batschuns leitete. „Ich hatte ein langes, reiches und erfülltes Leben“ – das sagte Gertrud Weber immer wieder und zuletzt in ihrer letzten Nacht. Ihr Lebensgrundsatz war: „Der Mensch ist so groß und so klein wie seine Hoffnung“.
Gertrud Weber wurde am 3. Februar 1934 in Altach in eine große Familie als 13. Kind geboren. Ihr Vater starb, als sie ein Jahr alt war. In der Familie wurde ihre tiefe Gläubigkeit und ihr großes Vertrauen grundgelegt.
Im Jahre 1940 kam sie in die Deutsche Volksschule in Altach. Danach folgten der Besuch der Hauptschule in Dornbirn und anschließend der dreijährigen Hauswirtschaftsschule der Dominikanerinnen in Bregenz-Marienberg.
Von 1952 an half sie zwei Jahre der Mutter im elterlichen Gewerbebetrieb. Anschließend führte sie ihr Weg als Erzieherin nach Italien und nach ihrer Rückkehr war sie Korrespondentin bei der Firma Sika.
Dann kam London. „Meine Lebensplanung veränderte sich durch die Begegnung und den Kontakt mit den Frohbotinnen radikal. Mich faszinierte, was dieses kleine Team in der Großstadt London bewirkte. Mehr und mehr versuchte ich Zugang zu den Quellen zu finden, aus denen sie Kraft für den Alltag schöpften und Freude an der gewählten Lebensform. 1963 schloss ich mich der Gemeinschaft der Frohbotinnen an“, erinnerte sie sich. Gertrud Weber wurde nach ihren Gelübden 1966 zur Mitarbeit im Bildungshaus Batschuns bestimmt.
Schon nach zwei Jahren wurde ihr die Leitung übertragen, die sie dann für über 20 Jahre innehatte. Sie hat das Haus baulich, inhaltlich, spirituell und atmosphärisch weiterentwickelt und geprägt. Dieser Geist war im Haus spürbar.
Gertrud Weber wagte sich an eine große Vielfalt des Begegnungsangebots im Bildungshaus. „Die Welt ist uns als Gabe und Aufgabe anvertraut“ – so steht es in den Satzungen – und so versuchte sie die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Die Ausstellungen jüngerer einheimischer Künstler, die von der Akademie kamen, werden wohl mit ihrem Namen verbunden bleiben und sind immer noch ein Markenzeichen des Hauses.
In den siebziger Jahren begann sie mit der Bildung und Erholung für ältere Menschen. Sie lud die Landesregierung ein, entsprechende Projekte in der Schweiz zu besichtigen. Damit begannen die Lehrgänge für die Altenhilfe.
Im theologischen Bereich stand ihr ihre Mitschwester Hildegard Lorenz zur Seite. Viele namhafte Theologen kamen gerne ins Haus. Karl Rahner war oftmaliger Gast – als Referent oder auch nur zur Übernachtung auf seinem Weg in die Schweiz. Exerzitien sind bis heute ein Teil des Angebots.
Und sie sorgte auch für einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt und junge Architekten präsentierten Modelle ihrer Projekte, die von den Baubehörden abgelehnt wurden und für Diskussionen sorgten. Von ihrer künstlerisch kreativen und spirituell fundierten Seite zeugt die Umgestaltung der Hauskapelle nach den Richtlinien des II. Vatikanischen Konzils. Aber nicht nur bildende Kunst liebte sie. Auch die Lyrikerin Hilde Domin las mehrmals im Haus. Für ihre vielfältigen Bemühungen hat Gertrud Weber hohe Auszeichnungen bekommen.
Die schon pensionierte Gertrud Weber wurde noch in zwei Ländern aktiv. Beim Bau eines Altenheims in Rumänien und im Österreichischen Hospiz in Jerusalem. Die letzten 15 Jahre lebte sie am Altacher Weg zwischen Hohenems und Altach.
Diözesanbischof Benno Elbs führte zu ihrem Ableben aus: „Authentisch und glaubwürdig hat sie die Botschaft Jesu gelebt. Er schenkt ihr die Auferstehung. Wir sind sehr dankbar für ihr Vorbild und ihr Wirken in unserer Diözese.“ EE
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