Wie ein Game-Experte Begeisterung weckt

Vorarlberg / 12.10.2022 • 11:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Sebastian Rangger gibt sein Wissen an Interessierte weiter. Hier bei einem Vortrag beim Code Base Sommercamp. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Sebastian Rangger gibt sein Wissen an Interessierte weiter. Hier bei einem Vortrag beim Code Base Sommercamp. VN/Rhomberg

Der Frastanzer Sebastian Rangger gibt sein Wissen und seine Erfahrung weiter.

Schwarzach Diesen Sommer war Sebastian Rangger einer der Vortragenden beim Code Base Sommercamp. Diese Initiative der Fachhochschule Vorarlberg und von Russmedia hat zum Ziel, junge Menschen in Vorarlberg für Softwareentwicklung und Webdesign zu begeistern. Der Game-Experte aus Frastanz plauderte aus dem Nähkästchen und gab seine Erfahrungen weiter. Rangger, der seit über 15 Jahren in der 3D- und Games-Branche tätig ist, erzählte den 13- bis 16-jährigen Jugendlichen, wie Spiele entstehen, worauf bei der Entwicklung eines Spieles geachtet werden muss, und wie die Aufgaben im Team aufgeteilt sein können. Dabei hatte er die volle Aufmerksamkeit der Jugendlichen.

Wie ein Game-Experte Begeisterung weckt
Das Headquarter in Wien: in diesem Büro tüftelten die vier an ihrem Traumspiel. Follow the Feathers

Mit 3D fing es an

Seine Faszination für 3D entwickelte sich beim 32-Jährigen während seiner Schulzeit. Als er die HTL Rankweil im Bereich Tiefbau absolvierte, merkte er, dass dies nicht seine Welt ist. Mehr Interesse hatte Rangger an dem 3D-Programm 3ds Max, mit dem er später auch das gemeinsame Maturaprojekt in einem Animationsfilm visualisierte. Der spielaffine Schüler entwickelte noch mehrere weitere Animationsprojekte, darunter auch einen sechsminütigen Film über sein damaliges Moped. “Die Filmpremiere fand im Rauchclub in Feldkirch in einem abgeschlossenen Bereich statt”, erinnert er sich zurück.

Wie ein Game-Experte Begeisterung weckt
Das Spiel Weaving Tides ist für Nintendo Switch & Steam erhältlich und ist ein Spiel, in dem man eine Welt wieder zusammenwebt und niedliche Gegner auf dem Boden festnäht.

Weitere 3D-Interessierte lernte er während seines Multimediaart-Studiums in Salzburg kennen. “In Vorarlberg war ich einer der wenigen, die sich für das Thema interessiert haben. An meinem Studienort gab es plötzlich viele Gleichgesinnte”, erklärt Rangger mit einem Augenzwinkern.

Eigenes Spielstudio

Bei gemeinsamen Spielprojekten lernte der Besitzer von Pixel, einem finnischen Lapphund, drei Kommilitonen kennen. Mit diesen gründete er das Indie-Spielstudio „Follow the Feathers“ in Wien. Gemeinsam entwickelten sie bereits preisgekrönte Spiele wie YoKaisho, NIVA oder zuletzt Weaving Tides. Das Team zog es aus mehreren Gründen in die Bundeshauptstadt. “Zum einen ist in Wien eine Entwicklerszene vorhanden. Unsere Kollegen haben uns bei Fragen auch sehr unterstützt. Zum anderen haben wir eine hohe Förderung bekommen”, erklärt Sebastian Rangger, der aktuell am WIFI Vorarlberg 3D-Kurse hält und auch als externer Lehrbeauftragter an der FH Salzburg tätig ist. So war es den Vieren möglich, sich zu 100 Prozent auf ihr Spiel zu konzentrieren. Besuche auf diversen Game-Conventions dienten ihnen dazu, Rückmeldungen auf ihr Spiel zu bekommen. “Spieleentwickler dürfen nicht im stillen Kämmerlein bleiben. Sie müssen raus und schauen, wie Leute darauf reagieren”, verrät der Game-Experte. Nach vierjähriger Entwicklungsarbeit ist Weaving Tides im Mai 2021 herausgekommen. Es sei eine intensive Zeit gewesen. “Das Privatleben lief unter Fernbeziehung. Glücklicherweise hatte meine Freundin Chrissi Verständnis.”

Wie ein Game-Experte Begeisterung weckt
Wie ein Game-Experte Begeisterung weckt
Rangger an seinem Schreibtisch im Homeoffice. „Um in die Spielentwicklung einzusteigen, braucht es nicht viel: Es reichen schon ein einfacher Laptop und Internet.“ Sabrina Rosmann
Wie ein Game-Experte Begeisterung weckt
Als Spielentwickler schreibt man nicht nur Codes, sondern hat auch sehr viele grafische und kreative Aufgaben. Genau diese Abwechslung liebt er an seinem Beruf. Sabrina Rosmann

Leben und arbeiten im Westen

Da der Frastanzer sein Wissen wieder in den Westen bringen wollte und zum Ziel hat, eine Entwicklerszene aufzubauen, kehrte er nach Vorarlberg zurück. Seine privaten Zelte hat er mit Freundin und Hund in Frastanz aufgeschlagen, seine beruflichen in Liechtenstein. Zum Fürstentum hat er von klein auf eine Beziehung. “Mein Papa, Onkel und Göte haben dort gearbeitet bzw. arbeiten noch dort. Zudem hat mir der Co-Workingspace zugesagt”, erklärt er seinen neuen beruflichen Standort in Ruggell. Von dort aus unterstützt der Unternehmensgründer Interessierte, auch solche ohne Programmierkenntnisse, im Einzelunterricht dabei, in zwölf Wochen ein eigenes Spiel zu entwickeln. “Ich liebe das, was ich täglich tue und möchte es auch anderen Menschen vermitteln.”

Viele Möglichkeiten

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Im Kimono durch Kyoto: viele seiner Coding-Tricks lernte Rangger während des Auslandsstudiums in Japan kennen. Für etwas Sightseeing war trotzdem noch genug Zeit. Tsubasa Tomita

Vor dem Züchten der eigenen Konkurrenz hat er keine Angst. Der Spielmarkt sei riesig und es gebe in diesem Bereich viele Berufsmöglichkeiten. “In unserer Branche zählt das eigene Portfolio. Also das, was man entworfen und entwickelt hat”, erklärt Sebastian Rangger abschließend.

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Hundedame Pixel hat Sebastian Rangger durch ihren Namen auch schon den einen oder anderen Auftrag verschafft. Sebastian Rangger

Zur Person

Beruf: Game-Experte

Ausbildung: HTL Rankweil, Studium MultiMediaArt Salzburg, Studium APU Ritsumeikan

Wohnort: Frastanz

Alter: 32

Familie: Freundin Chrissi

Hobby: im Sommer in die Berge gehen, Aikido, Gitarrespielen

Lebensmotto: Schaffa schaffa Spiele baua
Links:

instagram: @ranggerli

mail: sebastian@rangger.li

web: www.rangger.li

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