Filmpremiere in Blons: Wer der „Der Blonser Engel“ vom Lawinenunglück 1954 war

Orgablick produzierte einen 16-minütigen Kurzfilm über den “Blonser Engel”, der beim Lawinenunglück im Jänner 1954 vielen Menschen das Leben rettete.
Blons Im Dezember 1953 hatte es 30 Grad plus. Am 9. Jänner 1954 schneite es dagegen Tag und Nacht unaufhörlich und schnell war Blons über zwei Meter hoch mit Schnee bedeckt. Am 10. Jänner kam ein gewaltiger Sturm auf, die Menschen bekamen Angst. Tags darauf bebte es in Blons, es donnerten vom Falvkopf und Mont Calv Lawinen ins Tal und zogen eine vernichtende Spur. Am 12. Jänner begann die Rettung der Überlebenden, nachdem sich Albert Dünser mit ein paar Begleitern den Weg durch den Lawinenkegel, der ständigen Gefahr neuer Lawinen ausgesetzt, in den Walgau gebahnt hatte, um Hilfe zu holen.
So beginnt der äußerst beeindruckende Film „Der Blonser Engel“, der am vergangenen Samstag im leidgeprüften Heimatort Blons gezeigt wurde. Der Kurzfilm kommt mit eindrucksvollen Bildern und ohne Sprache daher und erzählt das Geschehen mit einer unwahrscheinlich zu den Bildern passenden starken Musik von Karlheinz Podgornik.

Am Jahrestag betrunken
Berichtet wird die wahre Geschichte von Albert Dünser, den man später auch den „Blonser Engel“ nannte. Kaum jemand wusste, warum er so genannt wurde. Nicht einmal in Blons kannten alle seine Taten, die vielen Menschen das Leben rettete. Die traumatisierten Überlebenden der Katastrophe von 1954 konnten und wollten nicht darüber sprechen und auch Albert war ein schweigender, einsamer Held. Die Eigenart von Albert war, wie im Film Jytte, seine Ehefrau, erzählt, dass er Zeit seines Lebens immer am Jahrestag betrunken und deprimiert nach Hause kam. Jahrelang erzählte er nie von seinen Erlebnissen.
Der Besuch eines Konzerts anlässlich des 40. Jahrestages des Lawinenunglücks löste in Albert eine Blockade und er begann zu erzählen und seine Frau schrieb dies alles akribisch nieder. Dabei legte Albert großen Wert darauf, dass alles der Wahrheit entspricht, so gut es ihm mit seinen Erinnerungen möglich war. Kurz darauf ist Albert verstorben.

3000 Stunden Arbeitsaufwand
Der Film entstand in einer Einzelbildanimation, schilderte Autor und Zeichner Wolfgang Tschallener von Ogablick, ein Filmteam, das sich dem nicht kommerziellen Kurzfilm im Vorarlberger Dialekt verschrieben hat. Dabei mussten über 10.000 Bilder händisch animiert werden. Der Zeitaufwand hierfür kann nur geschätzt werden, liegt aber weit jenseits der 3000 Stunden in knapp zwei Jahren. Bei der Weltmeisterschaft des nicht kommerziellen Films 2022 in Locarno landeten sie mit dem „Blonser Engel“ bei 100 Teilnehmern aus 25 Nationen unter den besten fünf. Treffend meinte ein Juror nach der Vorführung des 16-minütigen Filmes: „Ein kalter Film, der einen nicht kalt lässt.“
Diskussion mit Zeitzeugen
Bei der anschließenden Diskussion mit Zeitzeugen erzählten Siegfried Jenni (Jahrgang 1935), Gretel Zanoni-Erhart (Jahrgang 1933), Richard Bertel (Jahrgang 1938) und Gustav Jenni (Jahrgang 1938) in eindrücklichen Worten von den damaligen grauenhaften Erlebnissen.

Die Vorführung war gut besucht, u.a. mit Bürgermeister Erich Kaufmann, Bürgermeister Willi Müller, Pater Christoph Müller, Dietmar Nigsch, Thomas Türtscher, Altlandesrat Anton Türtscher, Susanne und Josef Türtscher und Abgeordnete Andrea Schwarzmann. HAB
Hintergrundinfos
Vom 10. bis 12. Jänner 1954 verursachten an die 150 Lawinen in Vorarlberg Schäden an Menschen und Gut. Insgesamt wurden von der ersten Lawine in Blons 82 Personen verschüttet, davon überlebten 34 die Katastrophe nicht. Die zweite Lawine begrub 43 Menschen. Insgesamt forderten die Lawinen in Vorarlberg über 122 Leben, davon allein 57 in der 380-Seelen-Gemeinde Blons. Im gesamten Großen Walsertal überlebten 80, im Montafon 19, im Bregenzerwald 13 und im Klostertal zehn Personen diese Tage nicht. In Vorarlberg wurden 600 Gebäude zerstört, über 500 Stück Vieh wurden getötet.