Finanziell wird’s für viele enger
Vorarlberg: Vier von zehn Haushalten berichten von Einkommensverlusten.
SCHWARZACH „So geht’s uns heute“, lautet der Titel einer Erhebung, die die Statistik Austria seit Ende des vergangenen Jahres regelmäßig durchführt. Ziel der Untersuchungen, die von der europäischen Statistikbehörde Eurostat und dem Sozialministerium getragen werden, ist es, soziale Folgen der Coronakrise frühzeitig zu erkennen. Zunehmend geht es jedoch um andere Krisen – von der Teuerung bis zur drohenden Wirtschaftsflaute.
Bei insgesamt 3100 Befragten österreichweit gibt es auch aussagekräftige Ergebnisse für Vorarlberg. Zum Beispiel erfreuliche: Alles in allem sind die Menschen hierzulande sehr zufrieden. Auf einer Skala von null, wie absolut unzufrieden, bis zehn, wie maximal zufrieden, ordnen sich rund 70 Prozent bei acht, neun oder zehn zu. Dazu passt, dass Frauen und Männer im Land eher angeben, „meistens“ glücklich zu sein als Bewohner anderer Bunddesländer.
Was nicht bedeutet, dass alles gut ist: Das Stimmungsbild zur Jahresmitte 2022, das Statistik Austria gerade veröffentlicht hat, ist bereits von Eintrübungen geprägt. In Vorarlberg haben 19 Prozent angegeben, dass das Haushaltseinkommen in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen ist. 39 Prozent, also doppelt so viele, berichteten jedoch, dass es gesunken sei.
Das entspricht ungefähr den Verhältnissen in ganz Österreich. Hier zeigt sich laut Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas, dass Kaufkraftverluste aufgrund der massiven Teuerung inzwischen der meistgenannte Grund für wahrgenommene Einkommensverluste sind: „Speziell die steigenden Wohn- und Energiekosten bereiten immer mehr Menschen Sorgen: So geht mittlerweile jede zwölfte Person davon aus, sich eine angemessen warme Wohnung nicht mehr leisten zu können.“
Was es bedeutet, knapp bei Kasse zu sein, ist relativ: Kann man sich gewisse Annehmlichkeiten kaum oder gar nicht leisten oder geht es um Essenzielles? In Vorarlberg stellen für jeden neunten Haushalt die Wohnkosten eine schwere Belastung dar. Bei doppelt so vielen (22 Prozent) ist der Spielraum grundsätzlich eingeschränkt: Ihnen ist es eigenen Angaben zufolge unmöglich, eine unerwartete Ausgabe von 1300 Euro zu tätigen, ohne sich dafür Geld ausleihen oder den Betrag in Raten zahlen zu müssen.
Kein Urlaub leistbar
Fast ein Viertel berichtet, dass es in ihrem Fall nicht leistbar sei, dass alle Haushaltsmitglieder einmal im Jahr mindestens eine Woche auf Urlaub fahren. Bei 14 Prozent scheitern selbst regelmäßige Freizeitaktivitäten, die Geld kosten, wie der Besuch von Sportkursen, Konzerten, Kino oder Restaurants, an den finanziellen Möglichkeiten.
Bessere Zeiten werden vorerst nicht erwartet. Im Gegenteil: In Vorarlberg befürchten rund drei Viertel der Befragten, dass sich die wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern wird. Österreichweit tun das sogar noch etwas mehr. JOH