„Man soll die Nervosität als Vorfreude sehen“

Vorarlberg / 27.10.2022 • 16:45 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Bertram Brugger ist Schlagzeuger und spielt beim Orchester Windwerk in Götzis heute ein 15-minütiges Solo. Erhard Sprenger
Bertram Brugger ist Schlagzeuger und spielt beim Orchester Windwerk in Götzis heute ein 15-minütiges Solo. Erhard Sprenger

Bertram Brugger spielt als Schlagzeuger bei Windwerk mit.

Nüziders Das Orchester Windwerk lädt am heutigen Freitag, 28. Oktober, um 20 Uhr in die Kulturbühne Ambach in Götzis ein. Das Konzertprogramm mit sinfonischer Bläsermusik inspiriert – in einer vielfältig anspruchsvollen Lage in Kultur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft – zum Handeln. Thomas Ludescher, Gründer, Künstlerischer Leiter und Dirigent des Orchesters, hat zum 25-jährigen Jubiläum ein Programm mit auserlesenen Musikwerken geschrieben. „Wir eröffnen den Abend mit der berühmten ‚Fanfare für den Normalbürger‘ von Aaron Copland. Es tut gut, zu wissen und zu hören, dass irgendetwas noch normal sein kann.“

Das Konzert wird von Mona Kospach, die das Publikum schon bei den Konzerten 2021 begeisterte, mit szenischen Elementen moderiert. Sie schafft zu jedem Musikstück Bezug zur momentanen Zeit und macht mit ihren inspirierenden Gedanken Mut und Hoffnung. Mit dabei ist auch Schlagzeuger Bertram Brugger, der ein 15-minütiges Solo spielen wird. Wie es ihm vor einem Auftritt geht, warum man nicht perfekt spielen muss und was ihm bei der Musik am wichtigsten ist, verrät er im VN-Gespräch.

Welches Instrument spielst du und seit wann?

Brugger Ich spiele Schlagzeug, vorwiegend im klassischen Bereich, aber als Schlagzeuger ist man generell sehr vielseitig. Es gibt eine Vielzahl an Instrumenten, die beherrscht werden wollen: Pauken, Stabspiele, Percussion und Drumset. Dadurch wird die Arbeit als Schlagzeuger nie langweilig, auch durch den Einsatz in nahezu allen Genres. Mit 15 Jahren habe ich mit dem Trommeln begonnen, also relativ spät. Die Entscheidung, einen beruflichen Weg als Musiker einzuschlagen, kam erst bei der Militärmusik.

Wie lange spielst du schon bei Windwerk mit?

Brugger Ich glaube, vor etwa acht Jahren war ich das erste Mal dabei. Damals hieß es noch Sinfonisches Blasorchester Vorarlberg.

Wie geht es dir vor einem Auftritt? Bist du nervös, wenn alle Ohren und Augen auf dich gerichtet sind?

Brugger Natürlich ist man vor einem Auftritt immer ein wenig nervös. Für mich ist es ein Zeichen dafür, dass sich der Körper auf eine herausfordernde psychische und als Schlagzeuger oft auch physische Aufgabe einstellt. Man sollte die Nervosität nicht unterdrücken, sondern muss lernen, damit umzugehen, und sie als Vorfreude sehen. Ich finde, dieser kleine Nervenkitzel sollte auch nach Jahren auf der Bühne nicht aufhören. Das wäre für mich eher ein Zeichen dafür, dass mir Musik gleichgültig geworden ist, was hoffentlich nie passiert. Natürlich strebt man Perfektion an, soweit es geht, aber während des Auftritts darf man sich durch kleinere Fehler nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das Ziel einer jeden musikalischen Darbietung ist ja, dass man das Publikum erreicht, nicht dass man Note für Note perfekt spielt. Wenn ein ganzes Konzert nur auf Nummer sicher gespielt wird, empfinde ich das eher als langweilig.

Was ist die größte Herausforderung bei deinem Soloauftritt?

Brugger Die Herausforderung beim Boléro liegt vor allem in den ersten Takten, da diese sehr leise gespielt werden müssen, was auf dem Schlagzeug generell immer schwierig ist, und daran, dass etwa 15 Minuten lang die gleichen zwei Takte mit höchster rhythmischer Präzision wiederholt werden sollten – meditatives Trommeln könnte man fast sagen. Die kleine Trommel ist sozusagen der „akustische Dirigent“ für das ganze Orchester.

Wie viele Stunden in der Woche übst du?

Brugger Das ist unterschiedlich. Vor wichtigen Konzerten oder Probespielen können es schon mal über einige Wochen mehr als sechs Stunden am Tag sein. Aber es braucht auch mal Erholungsphasen. Sehr wichtig finde ich nicht nur das Üben selbst, sondern auch, dass man die Musik, die man spielt, kennt und versteht. Zur Vorbereitung gehört für mich zum Beispiel auch das Anhören der Werke oder ein Blick in die Partitur. Man sollte auch die Stimmen der anderen Instrumente kennen, Musik ist ein Teamsport.

Strebst du etwas Gezieltes an, was du unbedingt noch in deiner Laufbahn erreichen möchtest?

Brugger Schwer zu sagen. Natürlich gibt es noch das ein oder andere Werk, das ich gerne aufführen würde, oder ein paar Konzertsäle, in denen ich gerne spielen würde. Am wichtigsten für mich ist aber das unbeschreiblich schöne Gefühl während und nach einem gelungenen Konzert. Dieses Gefühl möchte ich noch mit so vielen Kolleginnen und Kollegen wie möglich teilen. Ich habe es mir auch als Ziel gesetzt, niemals einzurosten und meine Offenheit gegenüber Neuem nicht zu verlieren. Außerdem möchte ich so viele Menschen wie möglich mit Musik berühren. VN-JUN

Zur Person

Bertram Brugger

Geboren 6. Jänner 1992 in ­Innsbruck

Wohnhaft Nüziders

Familie ledig

Beruflicher werdgegang AHS-Matura. Danach Präsenzdienst bei der Militärmusik Vorarlberg. Verpflichtung und Ausbildung zum Berufsunteroffizier. Bachelor-Studium „Instrumentalpädagogik“ mit dem Hauptfach Schlagwerk am Vorarlberger Landeskonservatorium. Akademiestelle beim Osnabrücker Sinfonieorchester. Derzeit als Musikpädagoge an der Musikschule am Hofsteig und als freischaffender Musiker mit diversen Formationen im In- und Ausland tätig. Berufsbegleitendes Studium im Masterstudiengang Music Education & Music Performance in Feldkirch.

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