90 Beamte verlassen die Vorarlberger Polizei

Vorarlberg / 28.10.2022 • 22:49 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Bei Vorarlbergs Exekutive herrscht ein steigender Personalmangel. symbol/vn/steurer
Bei Vorarlbergs Exekutive herrscht ein steigender Personalmangel. symbol/vn/steurer

Aktuell 60 Kündigungen und 30 Pensionsabgänge bei der Exekutive.

Bregenz Quer durch die Vorarlberger Polizeiinspektionen und Bezirkspolizeikommanden haben derzeit 60 Beamte ihren Dienst quittiert. In der Feldkircher Sicherheitsakademie brachen acht Polizeischüler ihre Ausbildung frühzeitig ab. Hinzu kommen 30 Pensionsabgänge.

„So einen tiefen Einschnitt beim Personalstand der Vorarlberger Polizei gab es noch nie“, bestätigte Sandro Wehinger, Landesvorsitzender der Vorarlberger Polizeigewerkschaft, auf Anfrage der VN.

„Politik gefordert“

Demgegenüber würden aktuell 110 offene Planstellen allein im Exekutivdienst und weitere 25 offene Stellen in der Verwaltung zur Nachbesetzung bereitstehen. Doch diese auszufüllen, scheint derzeit ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

Besonders prekär ist die Situation beispielsweise bei der Autobahnpolizeiinspektion Dornbirn. Um ihrer Aufgabestellung gerecht zu werden, sollten dort 23 Planstellen besetzt sein, allerdings steht dort gerade mal die Hälfte der Sollstärke an Beamten zur Verfügung. Zuteilungen aus anderen Polizeidienststellen sind vonnöten. Gewerkschafter Wehinger stellt deutlich fest: „Hier ist auch die Politik gefordert! Wir setzen hier alle Hebel in Bewegung.“

Als Gründe für die Häufigkeit der Austritte führt Wehinger unter anderem die Unverhältnismäßigkeit der Entlohnung in Hinsicht auf die Überstundenbelastung an, die neu „gesteuert“ werden müsse. „Wir sind weit weg von der 40-Stundenwoche. Und wenn sich jemand länger als 28 Tage im Krankenstand befindet, fällt die Zulage für Überstunden weg“, sagt der Gewerkschafter.

Ein weiterer Grund für die Abgänge sei jedoch auch der allgemein herrschende Mangel an Personal und Fachkräften vor allem bei den Kommunen und Bezirkshauptmannschaften. Aus diesen Bereichen, und auch seitens der Sicherheitswachen, würde ein besonderer Sog auf das Personal der Bundespolizei wirken. Zwar ist die Pro-Kopf-Zahl von Polizisten im Verhältnis zur Bevölkerung in Vorarlberg noch am höchsten (siehe Widget oben), doch angesichts der aktuellen Dienstquittierungen komme hinzu, dass immer mehr neue einsatzrelevante Abteilungen besetzt werden müssten. So wurde etwa unlängst die Einsatzeinheit „Schnelle Reaktionskräfte“ (SRK) mobilisiert.

Sinkende Wertschätzung

„Auch wenn der Polizeiberuf ein durchaus attraktiver Beruf mit vielen Chancen ist, müssen wir feststellen, dass die öffentliche Wertschätzung gegenüber der Exekutive sinkt“, bemerkt Wehinger. Das zeige sich etwa bei der steigenden Zahl von Übergriffen auf Beamte während der Amtshandlungen. Auch dies sei ein gewisser Demotivationsfaktor.

„So einen tiefen Einschnitt beim Personalstand der Polizei gab es noch nie.“