Der Natur auf der Spur

Zum Gedenken an den Ökologen und Naturschützer Dr. Dr. h. c. Georg Grabherr (76).
KÖNIGSTETTEN, NÖ Am 25. Oktober 2022 starb nach langem Leiden Univ.-Prof. i. R. Mag. Dr. Dr. h. c. Georg Grabherr (76). Er war Familienmensch, leidenschaftlicher Naturschützer, Wissenschaftler und Lehrer. Grabherr war auch Vorsitzender des Vorarlberger Naturschutzrates.
Er war nicht nur ein äußerst produktiver Wissenschaftler, sondern betonte auch immer wieder die Verantwortung der Naturwissenschaft für die Gesellschaft. Sein Wissen ließ er auch dem Naturschutz zugute kommen. Ihm ist es zu verdanken, dass in Österreich mehrere Naturschutzgebiete und Biosphärenparks geschaffen worden sind.
Grabherr wurde für sein Wirken hoch ausgezeichnet. Er erhielt 2011 den Österreichischen Naturschutzpreis. 2013 wurde er vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten Österreichs als erster Botaniker zum Wissenschafter des Jahres 2012 ernannt. 2013 erhielt er auch den Vorarlberger Wissenschaftspreis sowie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und 2015 verlieh ihm die Universität Innsbruck das Ehrendoktorat.
Georg Grabherr wurde am 30. April 1946 in Bregenz geboren und ist in Hörbranz aufgewachsen. Nach der Hauptschule besuchte er die Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch. Im Internat nutzte er sein Interesse für die Natur, um beim Botanisieren in Wald und Flur dem Nachmittagsstudium zu entgehen.
Von 1967 bis 1975 studierte Georg Grabherr in Innsbruck. Nach seiner Promotion hatte er von 1975 bis 1986 eine Assistenzprofessur für Geobotanik an der Universität Innsbruck inne. 1979 lehrte er an der University of Wales und habilitierte sich 1983 in Innsbruck. In die Innsbrucker Zeit fällt die Pionierarbeit zur Erforschung der Dynamik alpiner Ökosysteme.
1986 erhielt er Berufungen an die Universität Hannover und an die Universität Wien, für die er sich schließlich entschied. Dort war er von 1986 bis 2011 Abteilungsleiter und Universitätsprofessor für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie. Seit 2003 war er Vorsitzender des österreichischen Man and the Biosphere (MAB)-Nationalkomitees. Bereits 1987 gründete er mit Michael Gottfried und Harald Pauli die „Global Observation Research Initiative in Alpine Environments“ GLORIA, in deren Rahmen vegetationsökologische Langzeitstudien zum Nachweis des Klimawandels vorgenommen werden. Von 2006 bis 2013 war er Vizedirektor des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Abteilungsleiter für das GLORIA-Projekt.
Neben seinen vielfältigen EU- und weltweiten Tätigkeiten hat Georg Grabherr auch viel für den Naturschutz in Vorarlberg erreicht. Mit dem Vorarlberger Biotopinventar, der Waldkartierung, der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen und der Roten Liste der Pflanzengesellschaften hat er Meilensteine für den Naturschutz geschaffen. Das Vorarlberger Biotopinventar war das erste vollständige Inventar eines gesamten Landes mit Gebirgscharakter. Beispielsweise kämpfte er etwa auch um die Erhaltung des nur in Mitteleuropa vorkommenden Bodensee-Vergissmeinnicht.
Grabherr war als Vorsitzender des Vorarlberger Naturschutzrates Erfinder der 2002 gegründeten „Wiesenmeisterschaften“. Die „Wiesenmeisterschaften“ wurden maßgeblich von der VN-Initiative Grünes Vorarlberg, die von VN-Redakteurin Marianne Mathis redaktionell betreut wurde, unterstützt. Die Idee der „Wiesenmeisterschaften“ wurde auch von anderen Regionen aufgegriffen.
Stolz war er auch auf seine Naturexkursionen mit der Vorarlberger Landesregierung und die 300 Diplomanden und Dissertanten in der Zeit seiner Aktivität an der Universität Wien. Der Verstorbene hat eine Reihe von Büchern geschrieben, mehrere Hundert wissenschaftliche Publikationen verfasst und auch in weltweit verbreiteten Journalen publiziert.