Widerstand gegen neue Fußgängerzone in Bregenz wächst

Bregenz kommt nicht zur Ruhe. Ausweitung der Fußgängerzone ruft 2203 Gegner auf den Plan.
Bregenz Die Verordnung vom 1. Juli 2022 ist nur 14 Zeilen lang, hat aber massive Auswirkungen auf den Alltag vieler Bregenzer. Ganze Straßenzüge sind von der Innenstadt abgeschnitten. Unternehmen dort klagen wiederum über einen deutlichen Frequenzrückgang bei Kunden.

Längst haben sich die Gegner formiert. 2203 Unterschriften auf einem Petitionsantrag zeugen vom Unmut. Die Stadt sieht sich trotz Widerstands auf dem richtigen Weg. „Ich freue mich, dass bereits nach wenigen Monaten seit der Umsetzung die autofreie Innenstadt so positiv aufgenommen wurde“, wird Bürgermeister Michael Ritsch vor zwei Wochen in einer städtischen Aussendung zitiert. Ritsch beruft sich dabei auf Umfragen im Zuge versprochener Evaluierungen der Maßnahmen unter Unternehmern und Passanten, die größte Zufriedenheit vermuten lassen.

Die Gegner lassen wiederum kein gutes Haar an den „Marketing-Umfragen“ der Stadt, wie sie von Apotheker Werner Braun bezeichnet werden. Statt einer seriösen Evaluierung durch externe Experten seien diese vom Stadtmarketing selbst durchgeführt worden. An der Glaubwürdigkeit und Aussagekraft hegen er und seine Mitstreiter erhebliche Zweifel. Überhaupt sehen sie in der Verordnung zur Ausweitung der Fußgängerzone eine rechtswidrige Vorgehensweise. „Kein Bürgerbeteiligungsprozess, kein verkehrstechnisches Gutachten, fehlende Abklärungen mit der Straßenabteilung des Landes“, zählt Braun auf.

Der Landesvolksanwalt sei involviert, die Bezirkshauptmannschaft prüfe. Der Unmut über die Vorgehensweise der Stadt wächst mit jedem Tag sinkender Umsätze. Werner Braun hat die Kundenfrequenzen in seiner Apotheke penibel aufgeführt. Er beziffert den Rückgang mit zehn Prozent. Noch etwas höher liegt er bei Uhren- und Schmuckhändler Marco David. An Schlechtwettertagen breche die Kundenfrequenz fast gänzlich zusammen, ärgert sich der Unternehmer über die unzureichende Zufahrtssituation.

Der Ärger ist nicht nur bei Unternehmern groß. Auch Anrainer mehrerer Straßenzüge, die mit der Verordnung praktisch von der Innenstadt abgeschnitten sind, haben sich dem Protest angeschlossen. „Ein vier Kilometer langer Umweg in die Innenstadt ist einfach unzumutbar. Man zwingt uns zudem, in nicht geeignete Straßenzüge auszuweichen“, sagt Herbert Kristavcnik bei einem Lokalaugenschein in der Kirchstraße.

Als Bürgerinitiative „Hilferuf der Bewohner und Betriebe der Bregenzer Innenstadt“ will sie, dass wesentliche Teile der Fußgängerzone wieder in Bewegungszonen zurückgeführt werden. Ihren Widerstand werden die Gegner jedenfalls nicht so schnell aufgeben.

