Ein tragischer Tod und ­Zeichen aus dem Jenseits

Vorarlberg / 30.10.2022 • 17:43 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Pablo starb zwölf Tage vor seinem achten Geburtstag.Fotolabor EU
Pablo starb zwölf Tage vor seinem achten Geburtstag.Fotolabor EU

Miriam Winkler verlor ihr einziges Kind, Pablo, durch einen schrecklichen Unfall.

Tschagguns Pablo platzte ungefragt in ihr Leben. Miriam Winkler (42) und ihr Mann Ralph wollten keine Kinder. „Wir führten ein glückliches Leben und gingen beide einer sinnvollen Arbeit nach“, erzählt Miriam, die Ausbilderin in einem großen Automobilwerk ist. Die ungeplante Schwangerschaft versetzte das Ehepaar aus Baden-Württemberg, das in Tschagguns einen Zweitwohnsitz hat, in helle Aufregung. Sie warf seine Lebensplanung über den Haufen. „Aber es gibt Lebensereignisse, die man selbst nicht in der Hand hat. Manchmal entscheidet das Schicksal für einen.“

Pablo machte sie weicher

Pablo erblickte am 24. April 2011 das Licht der Welt. Die Kirche feierte an diesem Tag, dem Ostersonntag, die Auferstehung von Jesus. Das Kind bzw. das Muttersein veränderte Miriam. „Vorher war ich sehr hart. Durch Pablo wurde ich weicher und gefühlvoller.“ Mit Pablo kam mehr Liebe in ihr Leben. „Er hat mir ganz viel Liebe geschenkt.“ Auch Miriam liebte ihren Sohn über alles. „Meine Liebe zu ihm war bedingungslos. Pablo wusste, dass ich ihn immer lieben werde, egal, was er macht.“

Das Kind bereicherte ihr Leben, aber durch ihn wurde es auch herausfordernder. „Pablo war ein anstrengendes Kind und hat uns oft an die Grenzen gebracht.“ Nachts sei er immer sehr unruhig gewesen, habe nie durchgeschlafen. „Pablo schlief immer bei uns, zwischen meinem Mann und mir. Er war sehr liebesbedürftig, klebte förmlich an mir.“ Für seine Mutter war Pablo außergewöhnlich. „Er war sehr feinfühlig und hilfsbereit. Wenn Kinder gehänselt wurden, grätschte er rein.“

Zwölf Tage vor seinem achten Geburtstag starb Pablo. „Er muss aus dem Fenster seines Zimmers gefallen sein. Wir fanden ihn reglos auf der Terrasse, in Embryohaltung lag er da, ohne sichtbare Verletzungen.“ Seine Eltern waren im Moment seines Todes bei ihm. „Mein Mann hielt ihn in seinen Armen. Ich streichelte seinen Kopf. Als die Ersthelfer kamen, ging Pablo. Es war ein heiliger Moment. Mich überkam ein unglaublicher Friede.“

Zu Lebzeiten mochte es Pablo nicht, dass seine Mutter traurig war. Deshalb versprach Miriam ihrem dahingeschiedenen Kind: „Ich werde nicht wie eine Blume verwelken. Ich werde wieder glücklich sein. Aber ich brauche deine Hilfe.“ Und diese Hilfe bekam sie auch – aus dem Jenseits. „Nach Pablos Tod erhielten wir deutliche Zeichen von ihm. Unser Sohn hat unterschiedliche Wege gefunden, um uns mitzuteilen, dass er weiterhin bei uns und nicht tot ist. Einige Zeichen von ihm sind im Außen gezeigt worden, andere im Fühlen.“ Die Nachtodzeichen waren für die verwaiste Mutter der Schlüssel zur Trauerbewältigung. „Deswegen war ich psychisch nie ganz tief unten.“ Vor allem in Momenten, in denen sie der Verlustschmerz zu überwältigen drohte, fühlte sie Pablos Präsenz. „Ich spürte ihn an meiner Seite. Er streichelte meine Wange und gab mir über die Intuition zu verstehen, dass ich nicht weinen solle und er doch da sei.“

Sturz aus dem Fenster

Sieben Monate nach seinem Tod buchte Miriam einen „Jenseitskontakt“. „Ich nahm über ein Medium Kontakt zu meinem verstorbenen Sohn auf. Ich wollte wissen, ob es ihm gut geht.“ Nach der Sitzung war für sie klar: „Mein Sohn lebt, auch wenn ich ihn nicht mit den Augen sehen kann.“ Der Jenseitskontakt war für Miriam „Heilung pur“. Jetzt wusste sie, dass es ihrem Kind in der geistigen Welt gut geht und dass sie keine Angst vor dem Tod zu haben braucht. „Pablo zeigte mir, dass das Leben nicht mit dem Tod endet, sondern ewig währt.“ Diese Botschaft vermittelt Miriam auch in ihrem Buch „Pablos große Reise“, welches sie ein Jahr nach seinem Tod schrieb. „Das Schreiben half mir ein Stück weit, meine Trauer zu verarbeiten.“

Durch ihren Sohn wusste sie jetzt, „dass die Verstorbenen nur einen Wimpernschlag von uns entfernt sind“. Das weckte in ihr den Wunsch, sich in den Dienst der geistigen Welt zu stellen. „Im November schließe ich die Ausbildung zum Medium ab.“ Im Rahmen ihrer Fortbildung machte Miriam beglückende Erfahrungen. „Die Verstorbenen muss man nicht zwingen zu kommen. Sie zeigen sich freiwillig, viele in Licht. Sie wollen mit den Hinterbliebenen kommunizieren und ihnen zeigen, dass sie noch da sind. Ich spüre die Energie der Verstorbenen. Sie geben mir innere Bilder ein.“ Für Miriam ist es erfüllend, „in einem Jenseitskontakt zu sein. Es ist ein Geschenk, das tun zu dürfen“.

In dem Buch „Pablos große Reise“ verarbeitet Miriam Winkler ihr Schicksal. Sie verlor ihr einziges Kind.Ilona Müller
In dem Buch „Pablos große Reise“ verarbeitet Miriam Winkler ihr Schicksal. Sie verlor ihr einziges Kind.Ilona Müller

Das Buch „Pablos große Reise“ von Miriam Winkler erschien im Verlag am Sipbach. Es ist im Buchhandel erhältlich.