Schwer verletzt in zehn Minuten

Vorarlberg / 30.10.2022 • 16:27 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der besondere Schminkkasten der RND-Abteilung.
Der besondere Schminkkasten der RND-Abteilung.

Notfalldarsteller machen Einsatzübungen der Blaulichtorganisationen erst richtig real – wie jüngst in Lustenau.

Lustenau Nichts scheint unmöglich. Schürfwunden, offene Brüche, herunterhängende Hautlappen, gepfählte Opfer, ja sogar pulsierender Blutaustritt kann, wenn gewünscht, bei den Opferschauspielern angebracht werden. Das Schminkteam der realistischen Notfalldarsteller (RND) vom Roten Kreuz sorgt dafür, dass eine Einsatzübung mit Opfern wirklichkeitsgetreu über die Bühne geht. „Man nimmt am meisten von einer Übung mit, wenn diese als real betrachtet wird“, weiß Sophie Despalle, Leiterin der RND in Vorarlberg.

Vieles bei Einsätzen gesehen

Sophie Despalle arbeitet beim Roten Kreuz Dornbirn und hat dort bereits vieles gesehen. „Ich weiß zum Beispiel, wie ich eine offene Rippenserienfraktur an das Opfer anbringen muss“, sagt sie. Es kommt auf die Anforderungen der unterschiedlichen Übungen an. Das, was die Einsatzkräfte von uns fordern, setzen wir um.“

Für die Herbstabschlussübung der Feuerwehr Lustenau vergangenes Wochenende erhielten die Opferdarsteller Brandwunden, Schürfwunden und Kopfverletzungen mit Blutaustritt. In nur zehn Minuten ist der Verletzte geschminkt und bereit. „Wir sind aktuell 35 Opferdarsteller im ganzen Land“, so Despalle. Jeder, der über 18 Jahre alt ist, kann sich melden und mitmachen. „Nichts ist schlimmer als Opfer, die bei der Übung ihre Rolle nicht ernst nehmen oder gar zu lachen beginnen“, sagt sie. Deshalb besuchen die „Opfer“ vom RND einen Schauspielkurs beim Roten Kreuz, bei dem sie ganz genau lernen, wie sie in ihre Rolle schlüpfen und dort auch bis zum Ende der Übung ausharren. Sophie Despalle hat bei der Feuerwehrübung in Lustenau gemeinsam mit Franz Frick aus Bludenz die Opfer geschminkt und für ihren Einsatz bereit gemacht. Mit dabei haben sie immer Modellierwachs, Blutpasten, Blutkapseln für den Mund und verschiedene Schwämme, mit denen ein Blutschorfeffekt binnen kürzester Zeit hergestellt werden kann. Frick erinnert sich an einen Übungseinsatz, bei dem er eine Axt in den Oberschenkel eines Opfers modelliert und mit pulsierendem Blutaustritt versehen hat. „Als der Feuerwehrmann bei dieser Übung das Opfer gesehen hat, ist er umgekippt. Es hat sehr realistisch ausgesehen“, so Frick.

Lerneffekt auch für Opfer

Viele der Opferschauspieler arbeiten beim Roten Kreuz oder der Bergrettung. „Auch als Schauspieler lernt man bei den Übungseinsätzen im Umgang mit dem Patienten dazu. Wir erfahren, wie es auf der Seite des Patienten ist und können uns beim nächsten Einsatz noch besser in die Verletzten reinfühlen“, sagt Verena Wohlgemuth von der Bergrettung Dornbirn.

Auch Rene Fessler, Sanitäter aus Dornbirn, befindet sich normalerweise auf der Seite der Retter. Philipp Bohle aus Dornbirn schlüpft bereits seit einem Jahr immer wieder in die Rolle des Verletzten. „Ich kann mich in diese Rolle sehr gut reinsteigern“, sagt er. Der innigste Wunsch aller Beteiligten ist es jedoch, dass es bei der Übung bleibt und der Ernstfall die seltene Ausnahme bleibt. bvs

Rene Fessler ist Rettungssanitäter und hier Opferdarsteller.
Rene Fessler ist Rettungssanitäter und hier Opferdarsteller.
Franz Frick aus Bludenz schminkt regelmäßig verletzte Statisten.
Franz Frick aus Bludenz schminkt regelmäßig verletzte Statisten.
Sophie Despalle vom Roten Kreuz beim Schminken.bvs/5
Sophie Despalle vom Roten Kreuz beim Schminken.bvs/5
Die Opferdarsteller sollen einen möglichst realsitischen Eindruck vermitteln.
Die Opferdarsteller sollen einen möglichst realsitischen Eindruck vermitteln.