“Sich zu outen war befreiend”

Vorarlberg / 29.11.2022 • 05:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Die Vorarlbergerin Natalie Handl möchte über LGBTQ+ aufklären.

Bludenz Natalie Handl ist non-binär. Das heißt, dass sie sich weder als Frau noch als Mann identifiziert.

“Ich fühle mich geschlechtslos”

“Ich fühle mich geschlechtslos”, erzählt sie. Die eigentlichen Pronomen für non-binäre Menschen wären die/deren: “Im Englischen ist es einfacher, da heißt es they und them. Deswegen ist es im Deutschen einfacher, wenn man mich mit meinem Spitznamen, unter dem mich die meisten kennen, Landy, anspricht.” Das Pronomen “sie” akzeptiert Landy ebenfalls. Die Vorarlbergerin ist außerdem pansexuell, das heißt, dass sie sich nicht in das Geschlecht der Person verliebt, sondern nur in die Persönlichkeit. Handl hatte einen schweren Weg hinter sich und möchte jetzt anderen, denen es ähnlich geht, Mut machen.

Die Vorarlbergerin hat schon früh gemerkt, dass sie anders ist.
Die Vorarlbergerin hat schon früh gemerkt, dass sie anders ist.

“Ich bin eines Tages aufgewacht und habe gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmt”, erzählt Landy. Damals war sie 14 Jahre alt. Doch ihre Gefühle und Gedanken hat sie zuerst für sich behalten. “Zu der Zeit habe ich mich ziemlich geschämt, weil es damals erst recht als nicht normal betrachtet wurde.” Landy hatte Angst vor den Vorurteilen, die auf sie einprasseln könnten. “Mittlerweile habe ich mich geoutet. Es war sehr befreiend”, schildert sie. Es gab einige positive Reaktionen aus ihrem Umfeld, aber ebenfalls negative: “Manche haben gesagt, dass sie stolz auf mich sind, weil ich jetzt zu mir stehen kann. Andere wollten mit mir nichts mehr zu tun haben. Ich nehme an, sie haben so reagiert, weil sie es nicht verstehen.” Genau aus diesem Grund findet Landy, müsse man mehr über das Thema sprechen. Deswegen hat sie beim Podcast der Offenen Jugendarbeit Bludenz “Villa K” offen über ihre Sexualität gesprochen. “Villa K” hat früher “Me on stage” veranstaltet – da sind Menschen auf die Bühne gegangen und haben ihre Lebensgeschichte erzählt. Im Lockdown wollte die OJA dies weiterführen und hat es in einen Podcast umgewandelt “Me on air”, bei dem Landy zu Gast war.

Landy bei der Aufnahme vom Podcast.
Landy bei der Aufnahme vom Podcast.

Eigene Initiative

“Ich habe vor, mit Freunden, die selber zu LGBTQ gehören, eine Gruppe zu gründen und Menschen auf der Straße zu dem Thema zu befragen sowie aufzuklären”, betont Landy. “Man muss sehen, wie viele Menschen es eigentlich sind, die dazu gehören. Die, die dagegen sind, sollen versuchen, es zu verstehen.” Denn die Anfeindungen gegenüber der LGBTQ Community seien groß. Landy ist regelmäßig auf Demonstrationen. “Einem werden oft Beschimpfungen hinterhergerufen, das muss nicht sein.” Deswegen müsse man mehr darüber sprechen, um Vorurteile und Missverständnisse zu vermeiden. Auch ein großes Thema sei, dass sich die Leute noch überhaupt outen müssen. “Wenn man hetero ist, muss man niemanden über seine Orientierung Bescheid geben. Wieso müssen wir uns dann outen”, sagt sie. “Und wenn die anderen es nicht verstehen können, sollten sie es dann wenigstens akzeptieren.”

Landy beim Podcast-Interview mit Stephanie Aregger von der "Villa K".
Landy beim Podcast-Interview mit Stephanie Aregger von der "Villa K".