Fassadenbegrünung statt Klimaanlage: Wie das funktionieren soll

Eine Fassade der Arbeiterkammer Feldkirch soll bald aufblühen. Rainer Huchler erklärt im VN-Gespräch Funktionsweise und Prinzip des innovativen Konzepts.
Feldkirch Pflanzen, die die Fassade hochklettern, sind nicht nur schön zu betrachten, sondern sorgen auf für angenehme Temperaturen im Innenraum eines Gebäudes. Kein Wunder also, dass Dach- und Fassadenbegrünungen die vergangenen Jahre immer mehr im Trend liegen. Eine innovatives Begrünungskonzept kommt bald auch bei einer Gebäudefassade der Arbeiterkammer in Feldkirch zum Einsatz.

Dieses in dieser Größenordnung bislang einzigartige Projekt in Vorarlberg resultiert aus den Überlegungen der Arbeiterkammer Vorarlberg als Beitrag an die Stadt Feldkirch hinsichtlich der Klimawandel-Anpassungsstrategie, erklärt Ideengeber und AK-Direktor Rainer Keckeis. Denn grüne Wände sind nicht nur urbane Hingucker, sondern sind in erster Linie ökologisch sinnvoll.

Beitrag gegen Klimawandel
Geplant wurde die Fassade von Rainer Huchler (60), das Konzept für die Begrünung stammt von Baumexperte Conrad Amber (67). 670 Quadratmeter Fassadenfläche über vier Stockwerke hinweg sollen begrünt werden. Das Besondere an dem Vorhaben: Die Begrünung wird anstelle einer Klimaanlage für den Bürotrakt realisiert, um eine natürliche Kühlung der dahinterliegenden Büroräume zu erreichen. “Drei bis fünf Grad Celsius weniger in den Innenräumen können durch die Fassadenbegrünung erreicht werden”, erklärt Huchler, der Anfang vergangenen Jahres mit den Planungen für das Gerüst begonnen hat, im VN-Gespräch.

Huchler plante dafür eine zwischen 85 und 130 Zentimeter vorgesetzte Fassade aus Stahl, die als Rankgerüst dient. Mit dem Bau des Pflanzgerüsts soll im März dieses Jahres begonnen werden. “Der endgültige Bewuchs wird etwa zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.” Das Gerüst soll begehbar sein, damit eine drei bis vier Mal im Jahr notwendige Pflanzenpflege möglich ist.


Pflanzenmix
Dem ökologischen Gedanken entsprechend soll Dachwasser für die Bewässerung gesammelt werden. Über Leitungen aus Erdtanks sollen die Pflanzen bewässert werden. Die Begrünung bindet CO2 und produziert Sauerstoff. “Durch die Pflanzen können pro Tag 2500 bis 3000 Liter Wasser verdunsten. Damit trägt die grüne Fassade zu einer besseren Luftqualität und einer höheren Luftfeuchtigkeit bei”, zählt der Planer die Vorteile auf.


580.000 Euro Projektkosten
Der komplexe Pflanzenplan für die Fassade stammt von Conrad Amber. Pro Pflanzentrog kommen fünf bis sieben Rankpflanzen zum Einsatz, darunter immergrüne, Früh- und Spätblüher, sonnenliebende und schattenverträgliche. “Wichtig war, dass es bunt, lebendig und vielfältig wird”, sagt Amber. Unter anderem kommen Blauregen, Wilder Wein oder Ramblerrosen zum Einsatz. Das Projekt, das mit 580.000 Euro veranschlagt wurde, soll Vorbildwirkung für weitere Fassaden- und Dachbegrünungen in Vorarlberg haben.
Die Stadt Feldkirch begrüßt das Projekt. “Wir freuen uns, dass es nun öfter solche Projekte gibt”, heißt es aus dem Stadtplanungsbüro. Weitere Fassadenbegrünungen könnten nach Vorbild der AK-Fassadenbegrünung folgen.



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