„Es ist Zeit, eine Coronabilanz zu ziehen“

Gesundheitsexperte Armin Fidler fordert Vergleich der Maßnahmen mit jenen in der Schweiz.
SCHWARZACH Corona ist inzwischen weit weg aus dem Alltag. Kein Wunder: Nicht nur das Infektionsgeschehen ist so niedrig wie schon lange nicht mehr, für die kältere Jahreszeit gibt es auch bemerkenswert wenige Spitalspatienten. In Vorarlberg handelte es sich zuletzt um sieben. Das entspricht dem Niveau, das bisher nur im Sommer vorherrschte, wenn die Pandemie zumindest vorübergehend auch schon kaum noch wahrnehmbar war.
Die Viruslast im Abwasser ist zurückgegangen, wie Christoph Scheffknecht vom Umweltinstitut des Landes bestätigt. Allerdings: Anfang Jänner, als das zum letzten Mal untersucht wurde, sei in einigen Kläranlagen bereits die neue Subvariante XBB.1.5 festgestellt worden. Sie gilt als noch ansteckender als bisherige Varianten. Zu schwereren Erkrankungen soll sie jedoch nicht führen.

Österreichweit wird von einer Ausbreitung von XBB.1.5. in den vergangenen Wochen ausgegangen. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass das Infektionsgeschehen, ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau, wieder leicht steigt seit einigen Tagen.
“Es sind Milliardenbeträge ausgegeben worden, da ist man es den Steuerzahlern schuldig, dass man feststellt, was sinnvoll war und was nicht: Es braucht einen ehrlichen Kassasturz.“
Armin Fidler
Gesundheitsexperte Armin Fidler sieht „keinen Grund zur Beunruhigung“ und findet es auch richtig, dass Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) angekündigt hat, Corona-Gesetze im Sommer auslaufen zu lassen. Infektionen wären dann nicht mehr meldepflichtig. Laut Fidler wäre es nur wichtig, jetzt nicht einfach alles zu vergessen und zur Tagesordnung zurückzukehren.
Coronapolitik aufarbeiten
Im Gespräch mit den VN fordert er, die gesamte Coronapolitik mit dem Ziel aufzuarbeiten, daraus zu lernen: „Wie ist es bei uns mit unseren Maßnahmen gelaufen, wie war es in der Schweiz?“ Die Nachbarn hatten nicht so weitreichende Beschränkungen, die letzten sind überhaupt schon im vergangenen Frühjahr gefallen. Genau untersucht gehören laut Fidler auch Förderungen: „Es sind Milliardenbeträge ausgegeben worden, da ist man es den Steuerzahlern schuldig, dass man feststellt, was sinnvoll war und was nicht: Es braucht einen ehrlichen Kassasturz.“

Daneben gegangen ist zeitweise die Impfkampagne. Von dem Tag an, an dem im November 2021 die Einführung einer schließlich wieder aufgehobenen Plicht angekündigt wurde, ging die Zahl der Erstimpfungen zurück. Zuletzt versuchte man es besser zu machen. Im Moment sieht Armin Fidler jedoch wieder ein Problem: „Wir brauchen vom Nationalen Impfgremium eine klare Ansage. Niemand weiß, wie es gerade mit dem Impfen ist, wie es nach Risikogruppen ausschaut und so weiter: Da herrscht Totenstille, es gibt keine Informationen von einer kompetenten Stelle. Das ist nicht gut.“
Vorarlberger Impfangebot in dieser Woche<br>
Unterdessen können sich impfbereite Personen in Vorarlberg gegen das Coronavirus an zwei Standorten immunisieren lassen. Nach Angaben von Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher bestehen Impfmöglichkeiten am Mittwoch und Freitag in Dornbirn sowie am Donnerstag in Nüziders. In den mobilen Impfstraßen und im Impfzentrum gilt eine FFP2-Maskenpflicht. Mitzubringen sind die persönliche E-Card, ein amtlicher Lichtbildausweis, der Impfpass und – wenn möglich – der bereits ausgefüllte Impf-Fragebogen.

In der Covid-Teststation in Nüziders, Waldburgstraße 43, können sich impfbereite Personen am Donnerstag sowohl mit Termin als auch ohne Termin von 15 bis 19 Uhr gegen das Coronavirus impfen lassen. Im Dornbirner Impfzentrum, Messehalle 14, wird am Mittwoch zwischen 15 und 19 Uhr geimpft. Am Freitag bestehen Impfmöglichkeiten von 15 bis 18 Uhr. An beiden Tagen wird mit Termin und ohne Termin geimpft.

Freie Wahl des Impfstoffs
Impfbereite Personen können zwischen den zur Verfügung stehenden Impfstoffen frei wählen: Der Variantenimpfstoff BA4/5 von Pfizer und Moderna kann auf der Anmeldeplattform als Impfstoff für Auffrischungen ausgewählt werden. Der Variantenimpfstoff BA1 von Pfizer und Moderna sind als Auffrischungsimpfung auf Bestellung möglich. Die Bestellung kann per Mail unter impfleitstelle@vorarlberg.at oder telefonisch unter +43 5574 511 28000 durchgeführt werden. Der Impfstoff ist dann in etwa drei Tagen da. „Der neue angepasste Impfstoff ist auf die derzeit vorherrschende Virusvariante Omikron BA4/5 zugeschnitten. Wir haben den aktuell richtigen Impfstoff zur richtigen Zeit. Damit ergibt sich die Chance die Mutationen einzuholen und ,vor‘ das Virus zu kommen, für die vollständig Geimpften“, so Dr. Robert Spiegel, Covid-19- Beauftragter der Vorarlberger Ärztekammer.
Für Erst- und Zweitimpfungen werden die herkömmlichen Impfstoffe verwendet. Diese sind Comirnaty von BioNTech/Pfizer (mRNA-Impfstoff), Spikevax von Moderna (mRNA-Impfstoff) – dieser kann nur nach vorheriger Bestellung verabreicht werden – sowie Nuvaxovid von Novavax (proteinbasierter, rekombinanter Impfstoff) und der Impfstoff Valneva (Ganzvirus-Totimpfstoff).
Mobiles Impfangebot
Personen, die pflegebedürftig, bettlägerig und nicht mobil sind, können sich direkt zu Hause impfen lassen. Ein mobiles Impfteam kommt nach Hause und impft vor Ort. Der Impfstoff ist dabei frei wählbar. Eine Anmeldung für die Impfung „zu Hause“ ist unter impfleitstelle@vorarlberg.at oder der allgemeinen Corona-Hotline unter 0800 201 360 möglich.
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