Energiegeladen wie ein Skiläufer am Start

Patrick Burtscher, Geschäftsführer der VHS Bludenz, ist es wichtig, das Kursangebot permanent zu erweitern.
Bludenz Vor einem Jahr hat Patrick Burtscher die Leitung der Volkshochschule Bludenz übernommen. Damals herrschten noch andere Bedingungen aufgrund der Corona-Pandemie. Der Geschäftsführer sieht – wie in fast allen Lebenslagen – auch Vorteile durch die damalige Krisensituation. So wurde beispielsweise ein hervorragendes Livestream-Angebot fest im Programmteil verankert. Das aktuelle Kursangebot umfasst sogar zu zwanzig Prozent Neuerungen. Patrick Burtscher kommt als Leiter der regionalen Bildungseinrichtung unter anderem auch seine langjährigen Erfahrungen als Pädagoge und Geschäftsmann in Australien zugute. Seine Projekte geht er mit der ihm eigenen Dynamik und viel Fachkenntnis an.
Herr Burtscher, Sie unterrichten nach wie vor an der Volksschule Mitte und sind zugleich Geschäftsführer der Volkshochschule Bludenz. Wie sieht Ihre Aufgabenverteilung aus?
Burtscher An der Volksschule unterrichte ich drei Vormittage. Mehrheitlich arbeite ich aber in und an der Volkshochschule. Für mich ist das eine sehr gute Kombination.
Das bedeutet auch, dass Ihnen Ihre Arbeit Freude bereitet?
Burtscher Freude an der Arbeit ist für mich ein Grundbedürfnis. Es ist für mich absolut wichtig, jeden Tag positiv und mit Energie geladen anzugehen – vielleicht so, wie ein Skirennläufer am Start. Was ich besonders schätze, ist die Vielfalt meiner Aufgaben, aber auch, dass ich oft nach Lösungen suchen muss. Diese dann zu finden, ist immer wieder ein sehr schönes Gefühl.
Die Volkshochschulen in Vorarlberg bieten im Mai einen Themenschwerpunkt in Sachen Nachhaltigkeit. Mit welchem Angebot ist die VHS Bludenz vertreten und wie sieht es mit dem Aspekt Nachhaltigkeit generell in Ihrem Kursangebot aus?
Burtscher Der Mai, wenn die Natur „so richtig im Saft“ ist, ist die ideale Zeit, sich mit den Themen Natur, Klima, Veränderung auseinanderzusetzen. Am 3. Mai haben wir zum Start in Bludenz einen interessanten Vortrag zum Thema „Permakultur im eigenen Garten“ organisiert. Daneben gibt es im Mai eine ganze Reihe an Kursen zum Thema Hühnerhaltung, DIY-Workshops oder ein zweitägiger Lehmworkshop. Generell ist das Thema „Nachhaltigkeit“ ausgesprochen wichtig – mehr als 80 Kurse im Frühjahrsprogramm beruhen auf einem oder mehreren der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele.
Mit einem ausgewogenen Kursprogramm sollen auch die umliegenden Talschaften erreicht werden. Können Sie den VN-Lesern ein paar ausgewählte Beispiele hierfür nennen?
Burtscher Die VHS Bludenz ist die „Hochschule“ für alle im ganzen Bezirk, da gehören auch die Talschaften dazu. Wir möchten Kurse für die Leute „daheim“ anbieten, beispielsweise arbeiten wir mit den Museen in den angesprochenen Tälern zusammen. Kräuter- und Teewanderungen gehören genauso dazu wie Bewegungs- und Kochkurse.
Sie sind im Großen Walsertal geboren und leben nach Ihrem 15-jährigem Australien-Aufenthalt wieder dort. Neben einem erweiterten Kursangebot im Großen Walsertal sind auch Kooperationen beispielsweise mit dem Biosphärenpark geplant. Was beinhaltet solch eine Kooperation?
Burtscher Kooperationen sind für mich generell positiv, ganz nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“. Es gibt vielfach Überschneidungen in den Aufgaben und im Angebot mit Vereinen, Organisationen und Betrieben. Da ist es doch nur intelligent, zusammenzuarbeiten. Auf diese Weise sollen möglichst Win-Win-Situationen entstehen.
Aus welchem Grund wird in der Programmgestaltung ein besonderes Augenmerk auf Familien sowie ganz bewusst auf Kinder und Jugendliche gelegt?
Burtscher Die Nachfrage an Kursen für Kinder steigt jedes Jahr. Das heißt, schon rein geschäftstechnisch wollen wir Kinderkurse im Programm haben. Aber breiter gesehen: Unsere Kinder sind die Zukunft und zwar in allen Bereichen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass unsere Kinder alle möglichen Werkzeuge haben, eine Zukunft für sich selbst, aber auch für uns mitzugestalten.
Unter anderem wurden auch die sogenannten MINT-Fächer ins Programm aufgenommen. Was beinhalten diese?
Burtscher MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Da ist es selbsterklärend, dass wir Kurse unter diesem Schwerpunkt anbieten – Programmieren, mit Robotern arbeiten und noch viel mehr. Das beinhaltet im Wesentlichen, lösungsorientiertes Handeln zu lernen.
Manche Kurse der VHS Bludenz bewähren sich schon seit vielen Jahren. Wie sehen Sie die Rolle der VHS Bludenz als sozialen Treffpunkt?
Burtscher Speziell nach der Zeit mit Ausgangsbeschränkungen haben sich viele Kursteilnehmer für Sprach- und andere Kurse unter dem Motto „endlich wieder unter Leuten sein“ angemeldet. Es war sogar für uns überraschend, wie oft unsere Kurse für Menschen ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste soziale Treffpunkt während der Woche sind. Es zeigt einmal mehr, dass wir soziale Wesen sind und der Austausch untereinander wichtig ist.
Wie sieht für Sie die Verankerung der VHS Bludenz in der Bildungslandschaft des Bezirks Bludenz aus? Und worin besteht ein Quo vadis dieser renommierten Institution?
Burtscher Mit dem Bildungsquartier Bludenz Mitte erleben wir gerade ein sehr spannendes Projekt – Bildung und lebenslanges Lernen vom Kindergarten weg bis ins hohe Alter, alle gemeinsam und das nicht nur gedanklich, sondern auch räumlich. „Gemeinsam“ ist der Schlüssel für nachhaltiges, wertvolles Leben. Ich wünsche mir, dass wir zukünftig in der Lage sein werden, eine so breite Kurspalette anzubieten, dass sich alle Bewohner des Bezirks im Programm der VHS wiederfinden und gemeinsam mit uns ein Leben lang weiterlernen.
Die Stichworte Innovation und Kreativität sind für Sie zentral. Gelten diese auch für Ihre Lebensgestaltung?
Burtscher Innovation und Kreativität sind die einzigen Dinge, die uns von Maschinen und Robotern unterscheiden. Deswegen und besonders im Hinblick auf Lösungsfindungen sind diese beiden Attribute für uns alle so ungemein wichtig. BI
Zur Person
Patrick Burtscher
Geboren 20. Februar 1973
Familie zwei Kinder (8 und 13 Jahre)
Wohnort Fontanella
Beruflicher Werdegang Pädagogische Akademie, bis 1996 Lehrer in Fontanella, im Montafon und im Bregenzerwald, dazwischen ein Auslandsjahr in England, 2005 Übersiedlung nach Australien, Gründung eines eigenen Unternehmens, 2019 Rückkehr nach Vorarlberg und in den Schuldienst, seit 1. März 2022 Geschäftsführer der VHS Bludenz
Hobbys Sport, Sprachen, Kultur
Lebensmotto Ich versuche, heute besser zu sein, als ich es gestern war.
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