Martin Purtscher hat Milka zur Nummer 1 gemacht

Vorarlberg / 01.02.2023 • 14:10 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Martin Purtscher hat Milka zur Nummer 1 gemacht
Martin Purtscher machte Milka erfolgreich.

Martin Purtscher wurde 1966 Generaldirektor bei Suchard und hat Milka zur beliebtesten Schokolade gemacht. Wie er das geschafft hat.

Bludenz Martin Purtscher, ehemaliger Landeshauptmann und Landtagspräsident, ist am 27. Jänner im Alter von 94 Jahren verstorben. Zum Gedenken blickt die Heimat Bludenz auf seine Zeit bei Suchard zurück, wo er 1966 Generaldirektor in Bludenz wurde und damit Ernst Bösch ablöste. An seiner Seite holte er sich Kurt Orgler, den bisherigen Verkaufschef aus Wien. Gemeinsam haben sie die Suchard 20 Jahre lang zum Erfolg geführt.

Martin Purtscher mit Betriebsrat Erwin Pichler in der Produktion. <span class="copyright">volare</span>
Martin Purtscher mit Betriebsrat Erwin Pichler in der Produktion. volare
Die Tafel Schokolade <span class="copyright">volare</span>
Die Tafel Schokolade volare

Zunächst musste die Fabrik erweitert und modernisiert werden: Der neue „Fabrikzubau West“ erhielt 1969 „einen vollautomatischen, durch Lochkarten gesteuerten Maschinenpark“. So wurde die „automatische Milka-Straße von der rohen Bohne bis zur ausgeformten Ware“ (Zitat Purtscher) Realität und die unwirtschaftliche Zwischenlagerung von Halbfertigware entfiel. Auch die Verwaltung erhielt einen Computer, den ersten modernen in der Österreichischen Süßwarenindustrie und dritten in Vorarlberg. Dank dieser modernen Maschinen konnte Milka jetzt kostengünstiger produziert werden, ihre Qualität wurde noch besser.

Die Fabrik um 1987<span class="copyright">volare</span>
Die Fabrik um 1987volare

1970 war Suchard Bludenz die Nummer 3 am Schokoladenmarkt hinter Marktführer Bensdorp und Mirabell/Rajsigl. Martin Purtscher wollte „seine Suchard“ aber auf den ersten Platz bringen. Er hat sich um die Mitarbeiter gekümmert. Schon 1970 wurde zur besseren Kommunikation eine Betriebszeitung eingeführt: „Wir und unsere Arbeit“. Der Betriebsrat unter Erwin Pichler war ebenbürtiger Gesprächspartner. Eine Betriebskantine wurde 1975 eingerichtet. Weihnachtsfeiern wurden eingeführt und zur Erinnerung an Philipp Suchard wurden jährlich im Oktober alle Suchard-Pensionisten eingeladen. Die Belegschaft stand zu ihrem Chef Martin Purtscher. Eine enge Zusammenarbeit auch mit den Bludenzer Bürgermeistern Hermann Stecher und Ernst Wiedemann (beide SPÖ) war ihm wichtig. So kam es 1984 auch zum ersten „Bludenzer Schokoladenfest“.

Martin Purtscher (l.) mit dem Salzburger LH Haslauer und Frau Kappel.<span class="copyright">volare</span>
Martin Purtscher (l.) mit dem Salzburger LH Haslauer und Frau Kappel.volare
Die Suchard-Fabrik in Bludenz.<span class="copyright">volare</span>
Die Suchard-Fabrik in Bludenz.volare

1975 hat Suchard die Kapitalmehrheit an Mirabell/Rajsigl (in Grödig bei Salzburg) übernommen. Die „echten Salzburger Mozartkugeln“ von Mirabell wurden grafisch überarbeitet und werblich unterstützt und aus der Mirabell Haselnusswaffel wurde Nussini. Beides wurden Erfolgsprodukte – sehr zur Freude von Martin Purtscher. Zusammen mit Mirabell war Suchard jetzt der größte Schokoladenproduzent in Österreich.

Martin Purtscher mit Ehrenbrandtner <span class="copyright">volare</span>
Martin Purtscher mit Ehrenbrandtner volare

Umsätze stiegen

Dank der guten Qualität der Milka und moderater Preise stiegen die Umsätze Jahr für Jahr. Ab Mitte der 1970er-Jahre war Suchard größter Steuerzahler der Stadt Bludenz (vor Getzner) und ist das bis etwa 1990 auch geblieben. Das Kerngeschäft der Suchard ist aber die Milka geblieben. Eingesetzt wurde dafür ab 1976 auch in Österreich die lila Milka-Kuh und der Slogan „Milka. Die zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt“. Der Marktanteil der Milka ist stetig gewachsen, die Probleme der Konkurrenz auch. 1985 hat Bensdorp aufgegeben und an Suchard verkauft. Martin Purtscher war jetzt Chef von den drei Schokoladenfabriken Suchard (Bludenz), Mirabell (bei Salzburg) und Bensdorp (Tulln). Zusammen kamen sie 1985 auf einen Umsatz von 2,4 Mrd. ÖS und Jacobs-Suchard wurde das umsatzstärkste Industrieunternehmen Vorarlbergs, vor Zumtobel und Blum. Milka war die bei Weitem beliebteste Tafel Schokolade.

Martin Purtscher war Generaldirektor bei Suchard. <span class="copyright">trend</span>
Martin Purtscher war Generaldirektor bei Suchard. trend

Klaus Jacobs, der 1982 die Suchard-Gruppe übernommen und in Jacobs-Suchard umbenannt hatte, hat die Entwicklung in Österreich mit Freude verfolgt und Martin Purtscher eine Karriere in seinem Konzern angeboten. Dieser jedoch hat sich für die Politik entschieden und ist 1987 Landeshauptmann geworden. Als Abschiedsgeschenk für Martin Purtscher hat Klaus Jacobs das 100-jährige Firmenjubiläum um ein Jahr vorverlegt: 1987 wurden „100 Jahre Schokolade in Bludenz“ groß gefeiert. Das tatsächliche Gründungsjahr 1888 wurde verschwiegen.

Martin Purtscher brachte eine eigene Betriebszeitung für seine Mitarbeiter heraus.
Martin Purtscher brachte eine eigene Betriebszeitung für seine Mitarbeiter heraus.

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