Warum die Gemeinsame Schule wieder mit Leben erfüllt ist

Im Landtag sprachen sich nur ÖVP-Hardliner und die FPÖ dezidiert gegen eine Gemeinsame Schule aus.
Bregenz Die wiederholten hämischen Zwischenrufe des ÖVP-Abgeordneten Thomas Winsauer (ÖVP, 43) bei den Redebeiträgen zur Gemeinsamen Schule bildeten den einzigen Kontrapunkt zu einer sonst weitgehend wertschätzenden Diskussion im Rahmen der aktuellen Stunde. Die SPÖ hatte das Thema ausgewählt, die geschäftsführende Klubobfrau Manuela Auer (57) gab den Takt vor. Sie sprach von der fast einstimmigen Annahme der Empfehlung zur Etablierung einer Gemeinsamen Schule durch den Landtag. “Doch seitdem hat sich politisch einiges verändert. Die ÖVP kroch wieder in ihre ideologischen Schneckenhäuser zurück. Dabei wissen wir doch alle, dass eine Trennung der Kinder mit zehn Jahren nicht gut ist.”

Sie wolle einen Neustart der Diskussion erwirken und verwies auf den Landeshauptmann, der die Notwendigkeit zur Einrichtung dieses Modells erwähnt habe. Was Markus Wallner (55, ÖVP) unwidersprochen zur Kenntnis nahm. “Wir brauchen auch die legistischen Möglichkeiten zur Umsetzung. Es braucht Druck auf den Bund. Es ist eine vertane Chance, wenn Sie da noch zuwarten.”
Prozess der Anpassung
Dass die Gemeinsame Schule eine Option bleibt, untermauerte auch Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (62, ÖVP). “Ich nehme die Empfehlungen des Forschungsprojekts sehr ernst. Wir brauchen den Weg dahin. Und den haben wir.” Sie habe einen Prozess aufgesetzt, der eine Anpassung der verschiedenen Schultypen in einer Region vorsieht. “Damit die Voraussetzungen für eine faire Abstimmung gegeben sind”, betonte Schöbi-Fink unter Bezugnahme der gesetzlich vorgeschriebenen Zustimmung von Eltern und Lehrer an einer Sekundarschule zu einer Gemeinsamen Schule.
Das Gymnasium wollte Schöbi-Fink dennoch nicht zur allein seligmachenden Einrichtung erheben. “Weil die Mehrzahl der Maturanten und späteren Studenten nicht in ein Gymnasium ging.”
Der große Druck
Dass mit Ausnahme der Grünen und der SPÖ zum Thema Gemeinsame Schule Parteien ihre Positionen ändern können, zeigen die Neos und die FPÖ. “Ich räume ein, dass ich vor zehn Jahren noch einen anderen Zugang zum Thema hatte und auch eine andere Alternative für durchaus erfolgsversprechend hielt. Doch das hat sich mittlerweile geändert. Wer den Druck kennt, wenn ein zehnjähriges Kind vor der Entscheidung steht, wohin es nun gehen soll, weiß, wovon er spricht. Ich bin zu einer glühenden Anhängerin der Gemeinsamen Schule geworden”, sagte Neos-Sprecherin Sabine Scheffknecht. Vor zehn Jahren hatte die damalige Neos-Mandatarin Martina Pointner als einzige Landtagsabgeordnete gegen die Empfehlungen des Forschungsprojekts gestimmt.
FPÖ-Schwenk
Ganz anders verhielt es sich bei der FPÖ. Dort wurde die damalige Bildungssprecherin und Volksschuldirektorin Silvia Benzer (63) nicht müde, mit flammenden Worten für die Gemeinsame Schule zu werben. Ihre Nachfolgerin Andrea Kerbleder hält heute genau das Gegenteil für gut. “Diesen Schultyp einfach überzustülpen, kann nicht die Lösung sein. Die Probleme sind andere. Unter anderem der Lehrermangel. Wir brauchen eine verbesserte Lehrerausbildung und mehr Wertschätzung für die Pädagogen. Wir schaffen es auch in einem differenzierten Schulsystem, die individuellen Fähigkeiten der Kinder zu stärken.

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