Hohenweiler um ein Naturdenkmal ärmer

Mächtige Bergulme bei der Pfarrkirche war nicht mehr zu retten.
Hohenweiler Es hatte sich schon vor einem Jahr abgezeichnet – ein verzweifelter Versuch, mit konsequentem Ausschneiden abgestorbener dürrer Äste die imposante Bergulme neben der Pfarrkirche zu retten, half nicht mehr, der mächtige Baum, einer der bemerkenswertesten im Verzeichnis der Vorarlberger Naturdenkmäler, schaffte es nicht mehr, er starb im Laufe des Vorjahrs völlig ab und wurde jetzt gefällt.
Ulmensterben geht weiter
Das Ende des Naturdenkmals in Hohenweiler ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Ulmensterbens, von dem nicht nur Vorarlberg betroffen ist. Fachleute befürchten, dass der gesamte Bestand in Europa an den Rand des Aussterbens kommt. Dies betrifft in erster Linie die Bergulmen – ein derartiges Prachtexemplar war der Baum in Hohenweiler.
Die Bedeutung dieses jahrhundertealten Baumes wurde durch das Register der Naturdenkmäler in Vorarlberg unterstrichen: Die Hohenweiler Bergulme war 1955 bei den ersten dabei, die in diese Liste aufgenommen wurden.
In Wellen
Ulmensterben ist in unserer Region nicht neu, es verlief immer wieder in Wellen. Die erste wurde um 1920 beklagt, damals wurde der Pilz, der für das Absterben der Ulmen verantwortlich ist, aus Ostasien eingeschleppt. Eine zweite Welle dezimierte den Ulmenbestand in den 1960er-Jahren. Weitere rund vier Jahrzehnte später grassierte die nächste Welle dieses Ulmensterbens, wie ein Blick in das Archiv der Vorarlberger Nachrichten zeigt. „Allee-Bäume werden gefällt“, hieß vor exakt 19 Jahren Anfang Februar 2004 die erste Hiobs-Schlagzeile. Und weiter: „Sieben von insgesamt 65 Alleebäumen müssen in der Bregenzer Josef-Huter-Straße gefällt werden.“
„Verheerende Pilzerkrankung“
Weit dramatischer war ein halbes Jahr später – Anfang August 2004 – eine andere Meldung aus Bregenz, denn da hieß die Schlagzeile „Ulmensterben rottet Bestand aus“. Forstfachmann Dipl.-Ing. Peter Feuersinger erläuterte die Situation bei einem Waldspaziergang auf der Fluh: „Binnen weniger Monate ist eine Ulme nach der anderen eingegangen, diese verheerende Pilzerkrankung ist dabei, praktisch den gesamten Bestand auszurotten.“
Im ganzen Land
Die Hoffnung, das Ulmensterben könnte regional begrenzt bleiben, erfüllte sich nicht. Zwei Jahre später war Dornbirn erreicht: „Ulmensterben in Dornbirn“ wurde Anfang August 2006 gemeldet. „In letzter Zeit sind im Bereich vom Kehlegger Rank bis zum Bick zahlreiche Ulmen abgestorben. Vereinzelt sieht man auch Baumskelette in den angrenzenden Bergregionen.“
Weiter ging das Ulmensterben im Jahr 2010. Im Mai wurde aus Feldkirch gemeldet, dass die Ulme im Rösslepark binnen kürzester Zeit abgestorben ist und gefällt werden muss. Wenige Monate später kündigte die Gemeinde Rankweil an, dass gleich sieben Ulmen beim Waldfriedhof gefällt werden müssen. Zeitgleich meldete Innerbraz den Verlust einer mächtigen Ulme, die im Register der Naturdenkmäler aufgelistet war.
Verluste von Baumriesen
Im März 2011 rückten Holzfäller aus, um im Rahmen der Forstpflege im Auwald der Dornbirner Ache vor allem pilzbefallene Ulmen zu fällen. Im September 2011 reihte sich dann auch Hohenems mit der Meldung „Ulmensterben in der Schillerallee“ in die Liste von Kommunen ein, die Verluste dieser Baumriesen beklagten. Schon eine Woche später die Schlagzeile „Götzner Naturdenkmal musste gefällt werden“. Auch diese Ulme stand seit 1993 im Register der Naturdenkmäler. Die bislang letzte Meldung in einer langen Liste, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, kam wieder aus der Landeshauptstadt, wo Ende Oktober die Fällung der mächtigen Bergulme beim Jodok-Fink-Denkmal gegenüber dem Bahnhof angekündigt wurde.
Ein verhängnisvoller Pilz
Weitverbreitetes Ulmensterben gab es – so Wikipedia – schon vor Tausenden von Jahren: „Das Ulmensterben ist eine durch Schlauchpilze verursachte und durch Ulmensplintkäfer verbreitete Krankheit, welche in Europa die meisten Ulmen befällt und vorwiegend die Bergulme an den Rand des Aussterbens bringt. Das erste nachweisbare Ulmensterben fand im mittleren Holozän (dieser auch als Nacheiszeit bezeichnete gegenwärtige Zeitabschnitt begann etwa 9700 v. Chr.) statt. Weitere durch Pollenanalysen belegte Einschnitte lagen z. B. auf den Britischen Inseln um 4000 und 2500 v. Chr.“ STP

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