Wohnungen als Fachkräfteanreiz

Vorarlberg / 02.02.2023 • 18:29 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Manfred Berchtold, Architekt Markus Mitiska, Textilingenieurin Selina Lang, Roland Comploj, Markus Comploj, Matthias Walter und Jürgen Rainalter.Frederick Sams
Manfred Berchtold, Architekt Markus Mitiska, Textilingenieurin Selina Lang, Roland Comploj, Markus Comploj, Matthias Walter und Jürgen Rainalter.Frederick Sams

Getzner, Mutter & Cie. lud zum Tag der offenen Tür in die neu gebaute Betriebswohnanlage Klarenbrunn.

Bludenz Nach nur zwei Jahren Bauzeit ist die neue Wohnanlage mit 61 energieeffizienten Wohnungen für Mitarbeiter der Firma Getzner, Mutter & Cie. bezugsfertig. „Wir wurden zwei Monate früher fertig als geplant“, freut sich CEO Markus Comploj. Getzner hat in seine neuen Betriebswohnungen circa zwölf Millionen Euro investiert. Das Grundstück gehörte der Textilfirma bereits. Von der Klarenbrunnstraße 49 bis 51 sind es jeweils nur fünf Gehminuten zu Getzner Werkstoffe in Bürs und Getzner Textil in Bludenz.

Tradition wird fortgeführt

Mit dem Bau der sechs Gebäude führt Getzner eine bereits 100-jährige Tradition fort, denn eigene Betriebswohnungen den Mitarbeitern zu stellen, ist der Firma schon lange ein Anliegen. Auch die gegenüberliegenden Backsteinhäuser sind Betriebswohnungen von Getzner. Nun kommt das Textilunternehmen mit seinen 1500 Mitarbeitern in Bludenz und Bürs auf insgesamt rund 200 Betriebswohnungen. Die sechs vollmöblierten Microapartments sind 29 Quadratmeter groß und kosten inklusive Tiefgaragenstellplatz 600 Euro warm. Die 4-Zimmer-Wohnungen mit 88 Quadratmetern kosten 1150 Euro warm.

Am 20. Dezember sind die ersten Mieter eingezogen. Alle Wohnungen sind bis März von Mitarbeitern der Firma Getzner belegt, die Nachfrage ist also hoch. Wie das Textilunternehmen in Zukunft mit dieser hohen Nachfrage umgeht, lässt es sich offen. Nur so viel: „Wir haben noch das ein oder andere Grundstück im Raum Bludenz zur Verfügung“, sagte Markus Comploj.

Durch die unmittelbare Nähe zur Arbeitsstätte trägt die Firma zur Entlastung des städtischen Verkehrs bei. Auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel war für einige Bewerber die Aussicht auf eine Betriebswohnung ein Argument, den Job zuzusagen.

Ideal für Pendler

Leiter der Personalabteilung, Matthias Walter, ist ebenfalls Bewohner der neuen Wohnanlage, da er in Hall in Tirol wohnt und nach Bludenz pendelt. Durch die leistbaren Betriebswohnungen schaffe man eine „hohe Lebensqualität“ für die Mitarbeiter und entlaste zudem den angespannten Immobilienmarkt. Gerade für Mitarbeiter wie Wochenpendler oder für solche, die für Schulungszwecke eine Woche in Bludenz sind, seien die Microapartments ideal. In Zukunft könne man auch darüber nachdenken, Kleinwohnungen für Zeitarbeiter zur Verfügung zu stellen.

Wer die Wohnung bekommt, entscheidet der firmeneigene Wohnungsausschuss in Abstimmung mit dem Betriebsrat. Dabei gebe es etliche Kriterien, vier davon stellte Matthias Walter vor: Anspruch auf so eine Betriebswohnung haben Neuantretende, die ohne Wohnung in Bludenz gar nicht ihren Job antreten könnten. Auch Leute, die in Wohnungsnot sind, wurden bevorzugt. Soziale Kriterien und die Betriebszugehörigkeitsdauer spielen ebenfalls eine Rolle.

Getzner versteht die Investition in Betriebswohnungen als „Commitment zur Region“. Und weil sich Getzner zur Region Bludenz bekennt, hat die Firma auch ausschließlich Vorarlberger Firmen beauftragt, die meisten aus dem Bezirk Bludenz. Die Aqua Mühle hat zwischen den sechs Häusern im Rahmen eines sozialen Beschäftigungsprojekts einen 700 Quadratmeter großen Spielplatz gebaut. Auch eine private unterirdische Müllentsorgungsstation wurde errichtet.

Markus Comploj erklärte, dass die Fassade bewusst mit Blech gestaltet wurde, um die Brücke zur Fabrikhalle von Getzner zu schlagen, die ebenfalls mit Wellblech verkleidet ist. Man habe darauf geschaut, die Betriebskosten für die Mieter so gering wie möglich zu halten. Die Wohnanlage nutzt daher das Grundwasser als natürliche Ressource, wie Architekt Markus Mitiska ausführte: Das Grundwasser wird herausgepumpt, die Energie für Heiz- oder Kühlzwecke direkt im Gebäude eingesetzt und anschließend wieder zurückgeführt. „Die Direktnutzung des Grundwassers ermöglicht einen höheren Wirkungsgrad als zum Beispiel Tiefensonden“, unterstrich Markus Comploj. Auf den Dächern der drei- bis viergeschossigen Gebäude könnte man gegebenenfalls PV-Anlagen nachrüsten.

Von einer Stunde auf fünf Minuten

Selina Lang, Mitarbeiterin in der Qualitätssicherung bei Getzner Textil, ist ebenfalls frisch in einer der neuen Wohnungen eingezogen. So verkürzt sich ihr Arbeitsweg von einer Stunde auf fünf Minuten, denn ein Jahr ist sie täglich von Friedrichshafen nach Bludenz gependelt. „Ich habe jetzt nicht nur mehr Freizeit, die ich vorher im Auto verbracht habe, sondern auch eine günstige Wohnung nahe der Arbeit“, freut sich Lang. VN-JUN

So sieht die neue Wohnanlage mit 61 Betriebswohnungen der Firma Getzner aus. Insgesamt sechs Gebäude sind innerhalb von zwei Jahren Bauzeit entstanden.
So sieht die neue Wohnanlage mit 61 Betriebswohnungen der Firma Getzner aus. Insgesamt sechs Gebäude sind innerhalb von zwei Jahren Bauzeit entstanden.

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