Schock am Fußballplatz: So geht es Fallschirmpilot Raphael heute

Vorarlberg / 03.02.2023 • 14:17 Uhr / 6 Minuten Lesezeit

Raphael Heregger (23) stürzte im August des Vorjahres beim Fallschirmspringen vor einem Fußballspiel in Alberschwende ab. Er zog sich eine inkomplette Querschnittlähmung zu. Heute kann der junge Mann wieder gehen.

Alberschwende Es braucht Mut, um sich mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug zu stürzen. Beim ersten Mal fragte sich Raphael Heregger (23) vor dem Absprung: „Wieso mache ich das?“ Nach der Landung aber wollte der Mechatroniker aus Alberschwende gleich wieder in den Himmel. „Man kann sich frei fallen lassen. Das ist ein brutal schönes Gefühl. Mir gefällt aber auch die Schirmfahrt“, erklärt er, warum ihn das Fallschirmspringen vom ersten Tag an faszinierte.

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Fortan war der sportliche junge Mann, der bis zum seinem 19. Lebensjahr Fußball spielte, jede freie Minute auf dem Flugplatz. Denn: „Fallschirmspringen macht süchtig.“ Nach zwei Jahren hatte er bereits die Sprunglizenz in der Tasche und 500 Flüge absolviert.

Im August des Vorjahres wollte er seinen Traum verwirklichen. „Mein Wunsch war es, vor einem Fußballmatch in Alberschwende auf dem Fußballplatz zu landen und den Spielball vor dem Anpfiff an den Schiedsrichter zu übergeben.“ Mit mehreren Trainingssprüngen bereitete er sich auf die Showeinlage beim Wälderderby am 28. August 2022 vor.

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“Ich spürte meine Füße nicht mehr”

In Hohenems startete der erfahrene Fallschirmpilot zusammen mit einem Kollegen zum Spiel zwischen dem FC Sohm Alberschwende und dem Wälderhaus VfB Bezau. Probleme beim Landeanflug führten dazu, dass Raphael mit erhöhter Geschwindigkeit am Boden aufschlug. „Den Aufprall habe ich nicht mitbekommen. Als ich zu mir kam, hatte ich Schmerzen. Ich spürte meine Füße nicht mehr“, erinnert er sich bruchstückhaft an den Unfall.

Der Rettungshubschrauber flog den Schwerverletzen nach Feldkirch ins Spital. Dort wurde er am Rücken notoperiert.  Zwei seiner Lendenwirbel waren zertrümmert, ein dritter gebrochen. „Vor der OP fragte ich, ob ich wieder gehen werde können. Der Arzt sagte, dass er mir diese Frage nicht beantworten kann.“ Nach der Operation stand die Diagnose fest: Sein Rückenmark war bei dem Unfall verletzt worden. Raphael hatte sich eine inkomplette Querschnittlähmung zugezogen.

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Viele Patienten mit dieser Diagnose sind für den Rest des Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen. Meistens probiert man, die inkomplette Querschnittlähmung mit einem krankengymnastischen Trainingsprogramm zu therapieren. Die Rehabilitation erfolgt in der Regel über mehrere Monate. Aber nur sehr wenige Verletzte werden wieder gesund.

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Raphael, der sich bei dem Unfall auch den linken Unterschenkel brach, glaubte an sich und kämpfte darum, wieder auf die Beine zu kommen. „Im Reha-Zentrum Bad Häring lernte ich nach und nach, ohne Hilfsmittel zu gehen.“ Es war ein langer und kein leichter Weg. Aber heute, gut fünf Monate nach dem Unfall, steht der junge Wälder mit beiden Füßen wieder fest auf dem Boden. „Nur das linke Bein macht mir noch etwas Probleme. Ich kann es nicht heben. Außerdem habe ich Gefühlsstörungen. Aber damit kann ich leben.“

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Vater: “Er hat nie aufgegeben”

Vater Bernd ist stolz auf seinen Sohn. „Er hat nie aufgegeben und sich über kleine Ziele nach vorne gearbeitet. Dafür hat er meinen größten Respekt.“ Raphaels Mutter Petra ist zutiefst dankbar, dass ihr Sohn den Unfall überlebt hat und ihm der Rollstuhl erspart geblieben ist. „Ich bin einfach nur glücklich, dass er noch da ist.“ Das Unglück zeigte ihr einmal mehr, wie zerbrechlich das Leben ist. „Es kann so schnell vorbei sein. Man sollte die Menschen um sich herum nie als Selbstverständlichkeit betrachten.“ Seit dem Tod ihrer Eltern tut sie das auch nicht mehr. „Mein Vater starb vor 20 Jahren an einem Sekundenherztod. Meine Mutter verlor ich vor sieben Jahren. Sie litt an Krebs.“ Die 46-Jährige ist überzeugt: „Meine Eltern waren bei Raphaels Absturz dabei. Sie haben die Hand schützend über ihn gehalten.“

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Raphael selbst sieht das Unglück im Nachhinein sogar als verkappten Segen. „Ich bin dankbar, dass es passiert ist. Denn durch den Unfall bin ich gereift und gewachsen. Durch ihn habe ich auch wundervolle Menschen kennengelernt und Einblicke in andere Bereiche des Lebens bekommen.“ Das Unglück hat ihn auch als Mensch verändert. Raphael ist hilfsbereiter geworden. „Ich achte im Alltag darauf, dass ich Menschen, die Hilfe brauchen, helfe.“ An seiner Begeisterung für den Fallschirmsport hingegen hat sich nichts geändert. „Ich möchte unbedingt wieder fliegen. Ich glaube, dass es wieder funktionieren wird und hoffe, dass ich im Februar das Okay von meinem Arzt bekomme.“ Einen ersten Vorgeschmack bekam der 23-Jährige am Silvestertag des Vorjahres. „Ich habe beim Silvesterspringen in Hohenems zugeschaut. Im Zuge dessen flog ich als Copilot mit. Wieder in der Luft zu sein, war ein wundervolles Gefühl.“

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