Kritik nach Missbrauchsvorwürfen in Lech

Vorarlberg / 06.02.2023 • 22:03 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Vonseiten der Kinderbetreuung in Lech betont man, dass man die Ermittlungen vollumfänglich unterstütze. VN/Steurer
Vonseiten der Kinderbetreuung in Lech betont man, dass man die Ermittlungen vollumfänglich unterstütze. VN/Steurer

Roberto D‘Atri vom Bündnis Kinderschutz kritisiert in Vorarlberg Live Behörden und Betreiber.

Lech, Wien Groß ist das Entsetzen über den Verdacht von mindestens einem Kindesmissbrauchsfall an einer Kinderbetreuungseinrichtung am Arlberg. Man arbeite eng und gewissenhaft mit der Polizei zusammen. Vonseiten des Bündnis Kinderschutz gibt es jedoch Zweifel an gewissen Darstellungen.

So betont die Leiterin der Einrichtung, dass man eng mit der Polizei zusammenarbeite und alles tue, um die Vorwürfe aufzuklären. Dies und das Wohl der Kinder stehe an oberster Stelle. Zur Frage nach einem Kinderschutzkonzept wird auf ein „Raumkonzept zum Schutz der Kinder“ verwiesen, „das auch eingefordert und konsequent gelebt wird“. Ob man sich im Vorfeld einen Strafregisterauszug des Tatverdächtigen einholte oder ob er schon in früheren Saisonen für die Einrichtung tätig war, könne man aufgrund des Datenschutzes nicht sagen, verweist die Einrichtung weiters auf die Polizei.

Verein spricht von Zeugin

Roberto D’Atri, Obmann des Vereins Bündnis Kinderschutz Österreich und Gastronom in Wien, machte am Sonntag zwei weitere Verdachtsfälle bekannt. In Vorarlberg LIVE spricht er am Montag von einer australischen und deutschen Familie. Deren Kinder würden ein ähnliches Verhalten wie der betroffene Dreijähige zeigen und seien derzeit in psychologischer Betreuung. „Dieses Kind wurde schwer sexuell missbraucht“, steht für ihn außer jeden Zweifel. Dies zeige auch das vorliegende Gutachten und die vom Kind verwendeten Formulierungen und gezeigten Reaktionen.

Offen sei die Rolle einer aus Italien stammenden Betreuerin, erklärt der Vereinsobmann in der Sendung. Diese habe den Dreijährigen scheinbar nach dem Übergriff „gründlich“ gewaschen. „Es dürfte eine Diskussion gegeben haben zwischen dem Täter und dieser Frau“, erklärt er in Vorarlberg LIVE seinen Wissensstand. Die Zeugin habe wenige Tage nach dem in der zweiten Jänner-Woche erfolgten Übergriff das Land verlassen, obwohl sie in der Einrichtung noch für den Februar für Dienste eingeteilt gewesen sei.

Ob der Tatverdächtige, der seinen Wohnsitz im Ausland hat, noch in Vorarlberg ist, ist unbekannt. Vonseiten der Landespolizeidirektion Vorarlberg will man sich mit Verweis auf die laufenden Erhebungen zum Aufenthaltsort des Tatverdächtigen wie auch den aktuellen Ermittlungsstand nicht äußern. Bisher seien keine weiteren Anzeigen eingegangen, man gehe Hinweisen auf mögliche weitere Fälle aber natürlich nach, so die Staatsanwaltschaft Feldkirch. Nun gibt es eventuell sogar eine Tatzeugin, die sich zu den Vorwürfen äußern könne. Nach Aussage des mutmaßlich von einem sexuellen Übergriff betroffenen Dreijährigen soll eine Mitarbeiterin den Verdächtigen bei der Tatbegehung erwischt und den Buben anschließend gewaschen haben. „Das ist uns völlig unbekannt“, heißt es am Montag aus der Kinderbetreuungseinrichtung. Mit ihnen habe noch niemand über diese scheinbare Zeugin gesprochen.

Verein zweifelt an Angaben

D‘Atri spricht von untragbaren Behauptungen sowohl der Gemeinde Lech wie auch der Einrichtungsleiterin. „Es ist beschämend, dass hier versucht wird, den mutmaßlichen Täter zu schützen“, klagt der Vereinsobmann. Man versuche, das Ansehen der Einrichtung auf dem Rücken der Kinder zu schützen. So stimme es nicht, dass die Kinder nie mit einer Betreuungsperson allein seien. Und das Dienstverhältnis sei auf den 15. April angesetzt gewesen. Vonseiten der Einrichtung widerspricht man dem vehement. Der Dienstvertrag sei auf den 31. Jänner befristet gewesen.

Vereinsobmann D’Atri verlangt die Schließung der Betreuungseinrichtung sowie den Rücktritt des Lecher Bürgermeisters Gerhard Lucian, der sich aus seiner Sicht eher auf die Seite der Einrichtung als auf die der Kinder stelle. Und auch die Polizei habe unverständlicherweise zu langsam die notwendigen Schritte gesetzt, ist er enttäuscht. Die Einvernahme des Tatverdächtigen fand erst Tage nach der Information des Skikindergartens statt, in dieser Zeit habe man problemlos Beweise vernichten können. Und die deutsche Familie habe man regelrecht abgewimmelt, als sie die Polizei angerufen habe. Es handle sich hier um ein „Medienspektakel“. „Wie kann man als zuständiger Beamter so etwas sagen“, ist D‘Atri fassungslos. Dies könne man so nicht stehen lassen, stellt er eine Anzeige der Polizei in den Raum.

Der Tatverdächtige wurde erst gestern oder vorgestern von der Polizei vernommen. Die Strafanzeige ist vom 25. Jänner.

Roberto D'Atri hat kein Verständnis für die aus seiner Sicht bislang laschen Ermittlungen der Landeskriminalpolizei angesichts eines Missbrauchsverdachts. 

Roberto D’Atri hat kein Verständnis für die aus seiner Sicht bislang laschen Ermittlungen der Landeskriminalpolizei angesichts eines Missbrauchsverdachts. 

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.