Lustenauer S-18-Gegner und -Befürworter sind sich in einem einig

Anrainer und Umweltaktivisten treten gemeinsam und vehement für Verkehrs-Sofortmaßnahmen ein.
Lustenau Es ist ein Novum in der langen und leidvollen Geschichte der Suche nach einer Verkehrsentlastung für Lustenau. Befürworter und Gegner der großen Entlastungsstraße CP treten gemeinsam auf und erheben gemeinsame Forderungen. Sie verlangen unabhängig der Straßenlösung Sofortmaßnahmen gegen die enorme Verkehrsbelastung. „20 Jahre tun wir das schon. Und nichts ist geschehen. Hier fahren täglich 2.700 Lkw vorbei“, macht L 203 Anrainerin Karina Lechtaler (53) anlässlich der Protestversammlung an der Engel-Kreuzung deutlich.

Noteinsatz gefragt
Sekundiert wird sie von Eugen Schneider (69), Sprecher der S 18-Gegner. „Es brennt der Hut“, sagt er den rund 50 Personen, die sich an der Bushaltestelle eingefunden haben. Vor sich auf dem provisorisch aufgestellten Tisch hat er ein Spielzeug-Feuerwehrauto platziert. „Es soll dokumentieren, dass wir es hier mit einem Notfalleinsatz zu tun haben“, ergänzt der Aktivist. Schneider verweist auch auf die weit über dem erlaubten Grenzwert liegende Luftverschmutzung. Was die beiden Gruppen fordern haben sie auf Plakaten festgehalten: Temporeduktion, Lkw-Nachtfahrverbot, fixe Radarüberwachung, sichere Querungshilfen für Fußgänger und Radfahrer, Einhaltung des Immissionsschutz-Gesetz, Dialog mit Behörden und Politik, eine gerechte Auffächerung und die sofortige Umsetzung des Positionspapiers zur Planung Verkehrsinfrastruktur Rheintal und Entlastung Lustenau.
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Lärm in der Nacht
Anrainer und Vertreter der beiden Gruppen erzählen über ihr Leben im Verkehrswahnsinn. Marina Maritsch (61) zum Beispiel hat für fast 10.000 Euro mit eigenem Geld ein Lärmgutachten erstellen lassen. Sie zeigt das Papier und hebt einen Messwert besonders heraus. „Am 15. Jänner wurden um Mitternacht bei meinem Wohnhaus an der Hauptstraße 97,2 Dezibel gemessen. Das muss man sich einmal vorstellen. Ich will ja nichts anderes, als in der Nacht ruhig schlafen können.“

Tobias Lechtaler (27), Sohn von Karina Lechtaler, wohnt in einem eigenen Haus ebenfalls direkt an der L 203. „Die Belastung wird immer ärger. Es klimpern Gegenstände im Haus, wenn Lkws vorbeidonnern. Es muss etwas getan werden.“
Immer mehr zum Problem werden an der Hauptstraße auch nächtliche Raser. Sie sorgen nicht nur für gefährliche Situationen, sondern auch für zusätzlichen Lärm in der Nacht. Ein fix installiertes Radargerät könnte Abhilfe schaffen, sind die Betroffenen überzeugt.

Gemeinde, Land gefordert
Seit vielen Jahrzehnten ist auch Martina Huber (83) mit der sich zuspitzenden Belastung konfrontiert. Sie will zwar keine Straße durchs Ried, aber spürbare Verbesserungen an ihrem Wohnort nahe der „Linie 8“-Diskothek. „Man muss sich vorstellen: Ich brauche von mir oft eine Viertelstunde bis ins Dorfzentrum. Weil ich einfach vor lauter Verkehr nicht links abbiegen kann“, sagt die rüstige Dame.
Die Forderungen der Kundgebungsteilnehmer gehen an Gemeinde und Land. Da hätte man seit Jahren nämlich überhaupt nichts getan, sind sie sich einig.
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