Missbrauchsverdacht in Lech: Kritik an Ermittlungen

Scheinbar gibt es zu den Vorwürfen an einer Kinderbetreuung auch Zeugenwahrnehmungen. Das Bündnis Kinderschutz sieht Widersprüche in der Kommunikation vom Arlberg.
Lech, Wien Groß ist das Entsetzen über den Verdacht von mindestens einem Kindesmissbrauchsfall an einer Kinderbetreuungseinrichtung am Arlberg. Man arbeite eng und gewissenhaft mit der Polizei zusammen. Vonseiten des Bündnis Kinderschutz gibt es jedoch Zweifel an gewissen Darstellungen.

Der unter Tatverdacht geratene Mitarbeiter arbeite nicht mehr in der Kinderbetreuungsstätte, betonte die Leiterin vergangene Woche. Dessen Arbeitsverhältnis sei grundsätzlich bis Ende Jänner befristet gewesen. Dabei stehen gerade mit den Semesterferien in Österreich, Deutschland und den Niederlanden im Februar familienintensive Wochen in den Skigebieten an. Das Bündnis Kinderschutz Österreich – ein Verein gegen Missbrauch an und Misshandlung von Kindern – will in Erfahrung gebracht haben, dass der Mitarbeiter ursprünglich bis 15. April angestellt gewesen sei.
Roberto D’Atri, Obmann des Vereins Bündnis Kinderschutz Österreich und Gastronom in Wien, spricht von untragbaren Behauptungen, sowohl der Gemeinde Lech wie auch der Einrichtungsleiterin. So stimme es auch nicht, dass die Kinder nie mit einer Betreuungsperson allein seien. “Wir können alles mit Dokumenten belegen”, betont er. Vonseiten der Einrichtung widerspricht man dem vehement. Der Dienstvertrag sei etwa schlussendlich auf den 31. Jänner befristet gewesen. Seitdem man von den Ermittlungen erfahren habe, arbeite man eng mit der Polizei zusammen und tue alles, um die Vorwürfe aufzuklären. Das Wohl der Kinder und die Aufklärung stehe an oberster Stelle.
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D’Atri verweist auf Fotos, denen zufolge sich der Mann scheinbar noch am 1. Februar – offenbar bei einer Krisensitzung nach einer polizeilichen Zeugenbefragung der Leiterin – in der Einrichtung aufgehalten habe. Dass der Tatverdächtige zu diesem Zeitpunkt von der Vorarlberger Polizei scheinbar noch nicht mit dem gegen ihn gerichteten Verdacht konfrontiert worden war, hatte Nikolaus Rast, der Anwalt des Vaters des Wiener Buben, bereits am Freitag scharf kritisiert. Damit bekomme selbst “der dümmste Verbrecher der Welt Gelegenheit, allfällige Beweismittel zu vernichten”, meinte Rast.
Verein will von möglicher Zeugin wissen
Ob der Tatverdächtige, der seinen Wohnsitz im Ausland hat, noch in Vorarlberg ist, ist ebenfalls zweifelhaft. Vonseiten der Landespolizeidirektion Vorarlberg hüllt man sich diesbezüglich in Schweigen. Mit Verweis auf die laufenden Erhebungen will man sich zum Aufenthaltsort des Tatverdächtigen wie auch den aktuellen Ermittlungsstand nicht äußern. Bisher seien keine weiteren Anzeigen eingegangen, man gehe Hinweisen auf mögliche weitere Fälle aber natürlich nach, so die Staatsanwaltschaft Feldkirch. Nun gibt es eventuell sogar eine Tatzeugin, die sich zu den Vorwürfen äußern könne. Nach Aussage des mutmaßlich von einem sexuellen Übergriff betroffenen Dreijährigen soll eine Mitarbeiterin den Verdächtigen bei der Tatbegehung erwischt und den Buben anschließend gewaschen haben.
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Die Zeugin habe wenige Tage nach dem in der zweiten Jänner-Woche erfolgten Übergriff das Land verlassen, obwohl sie in der Einrichtung noch für den Februar für Dienste eingeteilt gewesen sei, berichtete D’Atri am Montag. Der Tatverdächtige habe man außerdem kurz darauf in den Außendienst versetzt, vermutet der Vereinsobmann einen Zusammenhang. “Das ist uns völlig unbekannt”, heißt es am Montag aus der Kinderbetreuungseinrichtung. Mit ihnen habe noch niemand über diese scheinbare Zeugin gesprochen. Zur Frage nach einem Kinderschutzkonzept wurde auf ein “Raumkonzept zum Schutz der Kinder” verwiesen, “das auch eingefordert und konsequent gelebt wird”. Ob man sich im Vorfeld einen Strafregisterauszug des Tatverdächtigen einholte oder ob dieser in früheren Saisonen für diese tätig war, könne man aufgrund des Datenschutzes nicht sagen, verweist die Einrichtung auf die Polizei.
Verein fordert drastische Schritte
Das Bündnis Kinderschutz Österreich befürchtet derweil, man wolle in Lech mitten in der Winter-Hochsaison einen Missbrauchsfall “mit allen Mitteln vertuschen”. Vereinsobmann D’Atri verlangt daher die Schließung der Betreuungseinrichtung sowie den Rücktritt des Lecher Bürgermeisters Gerhard Lucian, der am Freitag fälschlicherweise behauptet hätte, der Tatverdächtige sei nur bis Ende Jänner angestellt gewesen und nicht mehr in der Einrichtung tätig.
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