Drei Stätten besonderer Begegnung in Lustenau

Vorarlberg / 07.02.2023 • 18:58 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Findet die Begegnungszonen in Lustenau einen
Findet die Begegnungszonen in Lustenau einen “Blödsinn”: Gregor Stöckl.

Durchs Zentrum geht es für Autofahrer stellenweise nur im Schritttempo. Polizei zieht positive Bilanz.

LUSTENAU 40, 30, 20 km/h – von allem etwas. Wer als Autofahrer in Lustenau von Süden nach Norden durch den Ort fährt, sollte aufpassen. Tempo runter, Tempo rauf, ein Minenfeld für Schnellfahrer. Radfahrer und Fußgänger freuen sich. Ihr Stellenwert ist deutlich gestiegen, ihr Sicherheitsgefühl auch.

Insgesamt drei Begegnungszonen mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h gibt es mittlerweile im Ort: bei der Volksschule Kirchdorf, bei der Mittelschule Kirchdorf und im Bereich Volksschule Rheindorf. Dazu kommt noch eine 30 km/h-Beschränkung zwischen der Mittelschule Rheindorf und der Volksschule Rotkreuz.

Das gute Gefühl

„Ein Blödsinn ist das“, meint dazu Gregor Stöckl. „20 km/h nur. Bitte, man kann alles übertreiben. Die heutigen Autos sind doch so gut ausgestattet, dass man so etwas wirklich nicht notwendig wäre.“ Der Pensionist schüttelt den Kopf und meint dann noch: „Mit dem Rad bin ich hier ja so schnell wie mit dem Auto.“ Den Sicherheitsaspekt mit den Kindern sieht er überbewertet. „40 km/h einheitlich im ganzen Ortsgebiet – das wäre genau das richtige.“

Carmen Hagen (48), Lehrerin an der VS Kirchdorf hat da eine andere Meinung. „Diese Begegnungszone kann ich nur begrüßen. Sie ist ein Segen. Sie gibt ein gutes Gefühl. Die meisten Autofahrer halten sich großteils dran. Kaum jemand fährt hier schneller. Die Kinder sind hier viel sichererer als noch vor der Zeit der Begegnungszone.“

Gerti Baur (68) kann diese Zustimmung zu den Begegnungszonen teilen. „Ich bin eine Alltagsradfahrerin und fühle mich auf dieser Straße nun viel sicherer. Die Autos kommen langsamer daher. Ich darf auch feststellen, dass sie sich an die Regeln halten. René Schreiber (52), Chef der Lustenauer Sicherheitswache hört solche Aussagen gerne. „Wir haben eine deutliche Temporeduktion erreicht. Natürlich müssen wir dieses Projekt mit Radarmessungen begleiten.“ Mit fixen Radarsäulen (VS Kirchdorf) und mobilen Geräten werden in Lustenau die Tempolimits überwacht. „In den Begegnungszonen überschreiten durchschnittlich jedoch nur zwischen 0,35 und 0,6 Prozent aller dort passierenden Autos die erlaubte Geschwindigkeit. Gravierende Vergehen sind sehr selten.“

800.000 Euro für Gemeindekassa

An der Volksschule Kirchdorf fahren täglich nicht weniger als 12.000 Fahrzeuge vorbei. „Natürlich war am Anfang die Begeisterung über diese neue Verkehrsmaßnahme nicht so groß. Da gab es auch noch 200 bis 300 Übertretungen täglich. Jetzt sind es nur noch zwischen 30 und 40. Die Leute schätzen hier auch den Rückgang des Verkehrlärms“, betont Schreiber.

Größere Sorgen bereiten dem Lustenauer Chefpolizisten andere Bereiche. Gerast wird etwa auffallend oft in der Hofsteigstraße mit einer Frequenz von täglich bis zu 10.000 Fahrzeugen. „Da haben wir unlängst wieder einen mit weit über 100 km/h erwischt.“ Dass Lustenau generell ein Verkehrshotspot ist, belegen Frequenzzahlen von anderen Straßen: 6000 bis 8000 sind es täglich in der Maria-Theresien-Straße, beachtliche 6.000 in der Rotkreuzstraße.

Monetärer Trost: Die rund 16.000 jährlichen Anzeigen wegen Geschwindigkeitsübertretungen spülen laut grober Schätzung von Schreiber bis zu 800.000 Euro in die Gemeindekassa.

„Die Begegnungszone hier kann ich nur begrüßen. Sie gibt ein Gefühl von Sicherheit.“

Polizist René Schreiber erkennt eine Akzeptanz der Begegnungszonen. VN/Paulitsch
Polizist René Schreiber erkennt eine Akzeptanz der Begegnungszonen. VN/Paulitsch
Drei Stätten besonderer Begegnung in Lustenau

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