„Langweilig ist mir nie“

Franz Valandro setz sich für Konsumentenschutz, Bildung, Politik und Geschichte ein.
HÖRBRANZ Bei einem Gespräch mit Franz Valandro gewinnt man unweigerlich den Eindruck, er führe einen 48-Stunden-Tag. Der gebürtige Bludenzer verfügt über eine unglaubliche Sachkenntnis in den Themen Konsumentenschutz, Bildung, Politik und regionale Zeitgeschichte. Außerdem hat er das Talent, Sachinhalte äußerst lebendig zu vermitteln und diese anhand von praktischen Beispielen zu verdeutlichen. Diese Fähigkeit macht den engagierten 49-Jährigen nicht nur zu einem interessanten Gesprächspartner, sondern auch zu einem gefragten Vortragenden in der Erwachsenenbildung.

Die ersten Einübungen, sich mit Themen grundlegend auseinanderzusetzen, fanden schon in seinem Elternhaus statt: „Unsere Familiengeschichte bot zu Hause immer schon ein spannendes Gesprächsthema, denn unsere Vorfahren waren aus dem Trentino zugewandert. Die Migranten wurden anfangs nicht gerade willkommen geheißen, passten sich jedoch rasch an die Gegebenheiten an und wurden somit zu einer Erfolgsgeschichte.“ Sein Vater war Fahrdienstleiter und hatte sich stets für viele Themenbereiche interessiert: „Bei uns zu Hause gab es Zeitungen, die Nachrichten im Fernsehen wurden gemeinsam angesehen und es wurde viel diskutiert.“ Franz Valandro besuchte außerdem die AK-Bibliothek in Bludenz, wo er regelmäßig Sachbücher entlieh.

Sein Lehrer Manfred Tschaikner am Gymnasium Bludenz hinterließ einen maßgeblichen Eindruck: „Geschichte hatte mich schon immer interessiert. Von da an stand die regionale Zeitgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts für mich im Fokus. Themenschwerpunkte und Forschungsgebiete bilden für mich seither die Industrialisierung und die damit verbundene Arbeitsmigration sowie die Zeit des Nationalsozialismus und die dadurch entstandenen Kontinuitäten bis hin zum Rechtsextremismus. Zeitgeschichte wurde lange aus Unternehmer- und Wirtschaftssicht beschrieben, in den 1970er-Jahren erfolgte glücklicherweise ein Paradigmenwechsel, indem seither auch die Perspektive der Arbeitnehmer berücksichtigt wird.“ Aufgrund dieser intensiven Auseinandersetzung mit geschichtlichen Themen wählte Franz Valandro ein Studium der Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Innsbruck und New Orleans.

Eine wesentliche Erfahrung gibt der zweifache Familienvater gerne weiter: „Jede und jeder hat unterschiedliche Fähigkeiten und Voraussetzungen, aber mit Einsatz und Fleiß kann man sehr weit kommen. Es gilt, die eigenen Talente zu nützen – oder eben nicht.“ Diese Erkenntnis bestätigte sich auch in seiner zwölfjährigen Tätigkeit in der Bildungsabteilung der Arbeiterkammer Vorarlberg, bis er schließlich in den Konsumentenschutz wechselte: „Die Bildungslandschaft hat sich massiv ausdifferenziert, dadurch erhält wirklich jeder die Chance zur persönlichen Weiterentwicklung.“ In Vorträgen an der Pädagogischen Hochschule und beim Elternverband Vorarlberg steht für ihn aktuell der umfangreiche Bereich Digitalisierung im Vordergrund: „Wir sind digitale Migranten. Die Generation ab den 2000er-Jahren ist mit diesen Dingen aufgewachsen. Sie besitzen enorme Fähigkeiten im Umgang mit diesen Medien, unterschätzen aber leider vielfach die Gefahren, da eine gewisse Leichtgläubigkeit vorherrscht.“

Das neu eingerichtete Schulfach Digitale Bildung begrüße er sehr, da dieses der Prävention von Schadensfällen diene. Denn in seinem Beruf ist er in den Bereichen Telekommunikation Experte: „Ich bin täglich mit neuen Betrugsmaschen und Abzocke im Internet beschäftigt. Das bedeutet aber auch, dass ich immer up to date sein muss. Die Voraussetzung für diesen Job ist Fachwissen, Zusammenarbeit mit den entsprechenden Partnern, Austausch und Netzwerken. Eines ist fix: Langweilig ist mir nie.“ Franz Valandro ist den Menschen zugetan, er ist beruflich und privat gerne in Kontakt mit anderen Leuten: „Vielleicht fällt es mir das auch deshalb so leicht, mit Menschen jeglicher Herkunft ein Gespräch zu führen, weil ich ein klassisches Arbeiterkind bin, aber dennoch einen universitären Abschluss erreicht habe.“ Seine Arbeit als Konsumentenschützer beinhalte oft einen rasch messbaren Erfolg: „Es macht mich glücklich, wenn ich Menschen helfen kann.“ Monika Bischof
ZUR PERSON
Franz Valandro
Geboren 1973
Familie Verheiratet, zwei Kinder (12 und 15 Jahre)
Wohnort Hörbranz
Beruflicher Werdegang Studium der Politikwissenschaft und Geschichte in Innsbruck und New Orleans, seit 2002 in Erwachsenenbildung und seit 2014 Konsumentenberatung der Arbeiterkammer Vorarlberg tätig
Hobbys Lesen, mit Familie Zeit verbringen, Tennis und Radfahren, regionale Zeitgeschichte
Lebensmotto Per ardua ad astra (Mit Streben zu den Sternen)
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