VN-Stammtisch über die S 18: Wenig Restglaube an die Bodensee Schnellstraße

Auch das Publikum äußerte seinen Unmut über die aktuelle Situation, beim VN-Stammtisch über die S 18 in Lustenau.
Von Maximilian Werner und Petra Milosavljevic
Lustenau Eine hitzige Debatte lieferten sich gestern, Mittwoch, Befürworter und Gegner der S 18 im Lustenauer Competence Center – zum bereits fünften Mal im Rahmen eines VN-Stammtisches zu diesem Thema. Ein aktueller Evaluierungsbericht aus dem Ressort von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sorgte in den vergangenen Wochen für Aufregung und für Verwunderung auf Schweizer Seite: Wurde darin doch – nach jahrzehntelangen Verhandlungen – eine neue Variante für die Trassenführung ins Spiel gebracht, nämlich von der Anschlussstelle Dornbirn-Süd bis Diepoldsau.
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Dreimal Applaus
Bei drei Situationen zu Beginn des Abends spendete das Publikum im vollbesetzten Millennium-Park lautstark Applaus, wenn auch unterschiedliche Gruppen: Zunächst als Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) “als Bürger” – er bezeugte es bei seiner privaten Wohnadresse – seine Position festhielt: “Ich glaube nicht, dass diese Straße gebaut wird. Die CP-Variante wird nie gebaut!”

Kurz darauf teilte der Gemeindepräsident von St. Margrethen in Richtung Umweltministerin aus: “Das, was von der Frau Gewessler vorgelegt wurde, ist für mich Ökopopulismus!”, gab Reto Friedauer zu Protokoll. Aber auch Klimaaktivistin Marina Hagen-Canaval fand Gehör, sie hielt die gesamte Diskussion über eine neue Straße im Unteren Rheintal für absurd: “Wir sitzen hier und diskutieren über ein fossiles Megaprojekt, das unsere Zukunft verbaut.”

Ähnlich wie der Bürgermeister glaubt auch Umweltlandesrat Daniel Zadra (Grüne) nicht mehr an den Bau einer S 18 und auch er wollte sich “als Bürger” Lustenaus positionieren: “Es geht nicht so weiter und es kann nicht sein, dass Lustenau noch immer wieder die Wangen hinhalten muss.” Er verwies außerdem auf das Regierungsprogramm auf Landesebene, wonach man auch jetzt “kurzfristige Maßnahmen” setzen müsse: “Wir sprechen nicht davon, was in 30 oder in 40 Jahren passiert.”

Zuversichtlicher für einen Baubeginn – zumindest irgendwann – war Regierungskollege Marco Tittler (ÖVP): “Ich glaube, dass es eine Ortsumfahrungsvariante gibt, die man zumindest in ein Verfahren bringen kann”, sagt der Verkehrslandesrat. Er persönlich sei ein starker Verfechter der Z-Variante gewesen, aber “das geht halt leider nicht, das muss man akzeptieren”. Außerdem plädierte er für Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduktion auf der Landesstraße im Ort, für die es aber eine Änderung der Straßenverkehrsordnung bräuchte: “Jetzt haben wir eine grüne Ministerin und sie macht es nicht.” – Buhrufe.

Diskussion ganz ohne Kleber
Bei der anschließenden Publikumsdiskussion meldete sich unter anderem Anrainerin Karina Lechtaler, die eine Befürworterin der S 18 ist, zu Wort und sie teilte aus: “Ich verstehe es nicht. Uns haben die letzten 15 Jahre die Hoffnung, dass es eine Umfahrung gibt, am Leben gehalten.” Die notwendigste Sofortmaßnahme wäre eine wirksame Lärmreduktion, zum Beispiel mit Blitzern im Ort: “Wenn kein Stau ist, fahren die LKWs wie auf der Autobahn bei uns durch.”

Gegen Hagen-Canaval sprach außerdem FPÖ-Gemeinderat Martin Fitz an: “Es braucht eine langfristige Entlastung. Umwelt ja, ich habe Verständnis dafür, aber: Wenn bei uns die Lichter ausgehen, muss die Wirtschaft, von der wir alle leben, funktionieren.” Seine Ansage an die Klimaaktivistin sorgte aber für Buhrufe: “Ich bring’ dir gleich einen Kleber zum Festkleben.”
VN-Stammtisch zur S 18 in Lustenau
Wann: Mittwoch, 8. Februar 2023, 18 Uhr
Wo: Competence Center Lustenau, Millennium Park 2-4
Podium: Marco Tittler (Verkehrslandesrat, ÖVP), Daniel Zadra (Umweltlandesrat, Grüne), Kurt Fischer (Bürgermeister Lustenau, ÖVP), Reto Friedauer (Gemeindepräsident St. Margrethen und Präsident des Vereins Agglomeration Rheintal), Marina Hagen-Canaval (Klimaaktivistin)
Moderation: VN-Redakteur Klaus Hämmerle
Umfrage: Was wäre für Sie die beste Verkehrslösung im Unteren Rheintal?
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“Eindeutig die CP-Variante: Nicht nur als Anrainer, sondern auch als Lustenauer und Vorarlberger. Aber am allerwichtigsten ist, dass etwas passiert. Jetzt redet man schon über das Thema seit mein Opa jung war und jetzt bin ich da und es ist immer noch nicht gelöst.”
Dennis Vetter, 28 Jahre
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“Für mich wäre eine gute Lösung, wo die Wirtschaft und die Natur zusammengefügt werden. Daher ist es für mich eher egal, was für eine Variante. Wichtig ist eben, dass Naturschutz und Wirtschaft gemeinsam arbeiten und sich nicht gegeneinander ausspielen.”
Julius Zanona, 22 Jahre
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“Es ist schwierig. Ich glaube, die CP-Varianate bietet sich eher gut an. Wegen der Vereinbarkeit mit allem, wie dem Schutz der Bevölkerung, egal ob es jetzt Lärm oder Emissionen sind, aber auch mit dem Schutz der Natur. Das gehört alles zusammen.”
Jonas Prenn, 18 Jahre
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“Die beste Verkehrslösung wäre es, wenn man es jetzt gleich angeht. Auf lange Sicht traue ich mich nicht zu planen. Wir konzentrieren uns jetzt mal auf Lustenau und dass wir da in der Gemeinde eine Verbesserung herbringen für die Leute.”
Matthias Blaser, 48 Jahre
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“Es braucht zuerst Sofortmaßnahmen zur Entlastung Lustenaus. Langfristig müsste man sich alle Varianten – auch die Neue -, die verhandelt werden, ansehen, jenseits von den Diskussionen, sondern inhaltlich. Es muss auf Augenhöhe verhandelt werden.”
Eugen Schneider, 68 Jahre
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