So geht die Traditionsfirma „Lustenauer Senf“ mit der Teuerung um

Senfmangel sei nicht zu befürchten, die Preise haben sich aber entsprechend entwickelt.
Lustenau In Frankreich waren die Regale im vergangenen Jahr zwischenzeitlich fast leer geräumt. Im Land der Saucen und der Vinaigrette herrschte akuter Senfmangel. Grund dafür war nicht etwa die Coronapandemie, sondern Ernteausfälle in Folge von Dürren im wichtigsten Anbauland Kanada. Hinzu kam der Ukraine-Krieg, der das Angebot an den Samen weiter einschränkte. Engpässe wie jene in Frankreich seien in Vorarlberg nicht zu befürchten, sagt Stefan Bösch (44), Geschäftsführer des Traditionsbetriebs „Lustenauer Senf“. „Aber dafür haben sich die Preise entsprechend entwickelt.“

Das betreffe alle Teile der Produktion. So seien etwa die Preise für das Verpackungsmaterial um 25 Prozent gestiegen, für die Aluminiumtuben müssen sogar 40 Prozent mehr als noch vor einem Jahr bezahlt werden. Die Senfsamen bezieht der Lustenauer Betrieb zum Großteil aus Osteuropa. Ein weiter Teil der Senfsaaten wird in Apulien und im Weinviertel angebaut. „Auch in Osteuropa waren die Lager aufgrund der schlechten Ernte teilweise lange Zeit leer.“ Der Ukraine-Krieg habe sein Übriges getan.
Lange Zeit herrschte laut Bösch Ungewissheit, ob die Lager wieder ganz aufgefüllt werden können. „Am Ende hat es gerade noch gereicht, sodass wir den Jahresbedarf decken konnten“, sagt der gelernte Mechaniker und technische Zeichner.

50 Tonnen Senfkörner importiert der Betrieb alljährlich. Die Preise für die Rohstoffe seien vor allem im vergangenen Jahr schlagartig in die Höhe gesprungen. „Für die gelben Senfkörner haben sich die Preise verdoppelt, die braunen sind inzwischen sogar dreimal so teuer.“ Die Preissteigerungen mussten inzwischen auch an die Kunden weiter gegeben werden. „Das konnten wir nicht mehr schlucken“, bedauert Bösch, der den Betrieb in vierter Generation führt.
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Für den Lustenauer Senf müsse der Kunde im Schnitt etwa zehn bis 15 Prozent mehr bezahlen. Das Kaufverhalten habe sich laut Bösch bisher aber noch nicht spürbar verändert. „Bis jetzt sind wir sehr zufrieden, aber dadurch, dass alles gerade teurer wird, sind wir gespannt, wie sich die Nachfrage in diesem Jahr entwickeln wird.“

Für viele Vorarlberger ist der Lustenauer Senf zu einem Stück Kulturgut geworden. „Die Kunden legen großen Wert auf Regionalität und wir versuchen uns durch unsere Zutatenwahl von den Mitbewerbern abzuheben“, begründet Stefan Bösch das Erfolgsrezept. Inzwischen hat Lustenauer Senf knapp 20 verschiedene Senfsorten im Sortiment, das laufend erweitert wird. „Wir versuchen regelmäßig Neues auszuprobieren und kreativ zu bleiben.“

Trotz aller Ungewissheit blickt der Firmenchef zuversichtlich in die Zukunft. Im kommenden Jahr plant der Betrieb einen neuen Firmensitz im Industriegebiet an der Dornbirnerstraße zu errichten. „Es ist uns hier zu klein geworden und das Gebäude, in dem wir zu Miete sind, ist inzwischen in die Jahre gekommen. Schon alleine wegen unserer Umzugspläne müssen wir positiv gestimmt bleiben“, sagt Bösch schmunzelnd.











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