So geht die Traditionsfirma „Lustenauer Senf“ mit der Teuerung um

Vorarlberg / 09.02.2023 • 14:45 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Stefan Bösch führt das Unternehmen in vierter Generation. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Stefan Bösch führt das Unternehmen in vierter Generation. VN/Steurer

Senfmangel sei nicht zu befürchten, die Preise haben sich aber entsprechend entwickelt.

Lustenau In Frankreich waren die Regale im vergangenen Jahr zwischenzeitlich fast leer geräumt. Im Land der Saucen und der Vinaigrette herrschte akuter Senfmangel. Grund dafür war nicht etwa die Coronapandemie, sondern Ernteausfälle in Folge von Dürren im wichtigsten Anbauland Kanada. Hinzu kam der Ukraine-Krieg, der das Angebot an den Samen weiter einschränkte. Engpässe wie jene in Frankreich seien in Vorarlberg nicht zu befürchten, sagt Stefan Bösch (44), Geschäftsführer des Traditionsbetriebs „Lustenauer Senf“. „Aber dafür haben sich die Preise entsprechend entwickelt.“

Der Senf wird nicht knapp, aber teurer.
Der Senf wird nicht knapp, aber teurer.

Das betreffe alle Teile der Produktion. So seien etwa die Preise für das Verpackungsmaterial um 25 Prozent gestiegen, für die Aluminiumtuben müssen sogar 40 Prozent mehr als noch vor einem Jahr bezahlt werden. Die Senfsamen bezieht der Lustenauer Betrieb zum Großteil aus Osteuropa. Ein weiter Teil der Senfsaaten wird in Apulien und im Weinviertel angebaut. „Auch in Osteuropa waren die Lager aufgrund der schlechten Ernte teilweise lange Zeit leer.“ Der Ukraine-Krieg habe sein Übriges getan.

Lange Zeit herrschte laut Bösch Ungewissheit, ob die Lager wieder ganz aufgefüllt werden können. „Am Ende hat es gerade noch gereicht, sodass wir den Jahresbedarf decken konnten“, sagt der gelernte Mechaniker und technische Zeichner.

Ein Mal im Jahr wird das Lager bei Lustenauer Senf aufgefüllt. Insgesamt werden 50 Tonnen Senfkörner importiert.
Ein Mal im Jahr wird das Lager bei Lustenauer Senf aufgefüllt. Insgesamt werden 50 Tonnen Senfkörner importiert.

50 Tonnen Senfkörner importiert der Betrieb alljährlich. Die Preise für die Rohstoffe seien vor allem im vergangenen Jahr schlagartig in die Höhe gesprungen. „Für die gelben Senfkörner haben sich die Preise verdoppelt, die braunen sind inzwischen sogar dreimal so teuer.“ Die Preissteigerungen mussten inzwischen auch an die Kunden weiter gegeben werden. „Das konnten wir nicht mehr schlucken“, bedauert Bösch, der den Betrieb in vierter Generation führt.

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Für den Lustenauer Senf müsse der Kunde im Schnitt etwa zehn bis 15 Prozent mehr bezahlen. Das Kaufverhalten habe sich laut Bösch bisher aber noch nicht spürbar verändert. „Bis jetzt sind wir sehr zufrieden, aber dadurch, dass alles gerade teurer wird, sind wir gespannt, wie sich die Nachfrage in diesem Jahr entwickeln wird.“

Im Unternehmen sind vier Mitarbeiter beschäftigt. Jede Woche werden rund acht Tonnen Senf produziert.
Im Unternehmen sind vier Mitarbeiter beschäftigt. Jede Woche werden rund acht Tonnen Senf produziert.

Für viele Vorarlberger ist der Lustenauer Senf zu einem Stück Kulturgut geworden. „Die Kunden legen großen Wert auf Regionalität und wir versuchen uns durch unsere Zutatenwahl von den Mitbewerbern abzuheben“, begründet Stefan Bösch das Erfolgsrezept. Inzwischen hat Lustenauer Senf knapp 20 verschiedene Senfsorten im Sortiment, das laufend erweitert wird. „Wir versuchen regelmäßig Neues auszuprobieren und kreativ zu bleiben.“

Knapp 20 verschiedene Sorten Senf werden produziert. „In Vorarlberg bleibt der scharfe Lustenauer Senf der Verkaufsschlager“, sagt Bösch.
Knapp 20 verschiedene Sorten Senf werden produziert. „In Vorarlberg bleibt der scharfe Lustenauer Senf der Verkaufsschlager“, sagt Bösch.

Trotz aller Ungewissheit blickt der Firmenchef zuversichtlich in die Zukunft. Im kommenden Jahr plant der Betrieb einen neuen Firmensitz im Industriegebiet an der Dornbirnerstraße zu errichten. „Es ist uns hier zu klein geworden und das Gebäude, in dem wir zu Miete sind, ist inzwischen in die Jahre gekommen. Schon alleine wegen unserer Umzugspläne müssen wir positiv gestimmt bleiben“, sagt Bösch schmunzelnd.

Die Mitarbeiterinnen Denise Bösch und Brigitte Stocker haben alle Hände voll zu tun.
Die Mitarbeiterinnen Denise Bösch und Brigitte Stocker haben alle Hände voll zu tun.
Die Produktion läuft auf Hochtouren.
Die Produktion läuft auf Hochtouren.
Seit 1911 wird der Lustenauer Senf produziert.
Seit 1911 wird der Lustenauer Senf produziert.
Die Lager sind gut gefüllt.
Die Lager sind gut gefüllt.
Neben Senf verkauft Lustenauer Senf auch Gewürze und Nudeln.
Neben Senf verkauft Lustenauer Senf auch Gewürze und Nudeln.
Das Unternehmen, das sich an der Rheinstraße mitten im Wohngebiet befindet, plant bald einen Umzug in das Industriegebiet.
Das Unternehmen, das sich an der Rheinstraße mitten im Wohngebiet befindet, plant bald einen Umzug in das Industriegebiet.
Der Lustenauer Senf hat eine lange Tradition.
Der Lustenauer Senf hat eine lange Tradition.
Der Lustenauer Senf ist für viele zu einem Stück Kulturgut geworden.
Der Lustenauer Senf ist für viele zu einem Stück Kulturgut geworden.
Die Produktion des Senfs dauert rund zwei Tage.
Die Produktion des Senfs dauert rund zwei Tage.
Das Verpackungsmaterial ist um 25 Prozent teurer geworden.
Das Verpackungsmaterial ist um 25 Prozent teurer geworden.
Einblick in die Produktion.
Einblick in die Produktion.

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