Danke, SARUV!

Vorarlberg / 10.02.2023 • 22:35 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Im Dezember 2003 begaben sich 16 Mann der Spezialeinheit SARUV in den Iran. VN-Archiv
Im Dezember 2003 begaben sich 16 Mann der Spezialeinheit SARUV in den Iran. VN-Archiv

Die Anfänge der Vorarlberger Rettungs- und Sucheinheit SARUV.

SARUV steht auf den blauen Overalls der Helferinnen und Helfer der „Search and Rescue Unit Vorarlberg“, die über Zürich mit fünf Lawinen- und Vermisstensuchhunden, fünf Tonnen Material in Alukisten und viel Hoffnung ins Erdbebengebiet aufgebrochen sind. Warum Vorarlberg jedoch über eine hochspezialisierte Sucheinheit verfügt, ist eine nicht oft erzählte Geschichte.

Ehrenamtliches Engagement

Im aktuellen Hilfsteam finden sich bekannte Gesichter: Robert Spiegel hat nicht nur das Notarztsystem in Vorarlberg maßgeblich mit aufgebaut und organisierte als Covid-19-Koordinator des Landes die Pandemie-Bekämpfung im Land. Jetzt hat er, wie auch der langjährige Chef der Bergrettung, Gebhard „Pablo“ Barbisch, der Rankweiler Feuerwehrkommandant Markus Mayr und 29 weitere Frauen und Männer das warme Bett in Vorarlberg mit dem Lager im von einem starken Erdbeben ins Chaos gestürzten Einsatzgebiet in der Osttürkei getauscht. Freiwillig.

Ein wichtiges Wort, denn in Vorarlberg, in Österreich beruht Hilfe in größter Not meist auf Freiwilligkeit. Ehrenamtliche helfen beim Roten Kreuz, bei der Feuerwehr, bei der Bergrettung, bei den anderen Einsatzorganisationen. Sie tun das, weil sie das Herz am richtigen Fleck haben, weil sie wissen, dass ihre Arbeit die Gesellschaft zusammenhält. Ihre Stunden könnte niemand bezahlen, ihr Lohn ist allein die Dankbarkeit der Betroffenen. Und nicht erst in der Pandemie haben sie lernen müssen, wie es sich anfühlt, angefeindet zu werden.

Internationale Vernetzung

Mit dem früheren Leiter der Landeswarnzentrale und dann langjährigen Feuerwehrinspektor Hubert Vetter hat Vorarlberg einen Menschen, der früh verstand, wie wichtig die internationale Vernetzung ist. Selbst von UNO-Einsätzen zurückgekehrt, geht die Gründung von SARUV auf ihn und seine Kontakte zu den Vereinten Nationen zurück. Er war neben dem früheren Rettungskommandanten Werner Meisinger und Notarzt Spiegel überhaupt einer der wenigen Vorarlberger mit internationaler Hilfseinsatzerfahrung.

32 freiwillige Männer und Frauen

Vor 20 Jahren im Umfeld der Rankweiler Feuerwehr entstanden, hatte die SARUV bei den Erdbeben in Algerien im Mai 2003 und der südiranischen Stadt Bam einige Monate später ihre ersten Einsätze. Damals wurde Material noch in Holzkisten über Altenrhein nach Wien verladen. Heute haben sich die Anforderungen an internationale Rettungseinheiten, die schnell einsatzbereit sind, verschoben. Zwischenzeitlich ist die SARUV als Freiwilligeneinheit inmitten eines professionalisierten internationalisierten Hilfssystems etwas Besonderes. Es dominiert ein System mit großen Einheiten hauptberuflicher Helfer wie dem italienischen Zivilschutz, dem französischen Militär oder dem deutschen THW. Doch auch die Freiwilligeneinheit SARUV aus Rankweil hat weiter ihren Platz, dank vollem freiwilligem Engagement. Immerhin hat die Republik Österreich im Rahmen der von der EU koordinierten Hilfe nur zwei Einheiten ins Erdbebengebiet in die Türkei und Syrien entsandt: das österreichische Bundesheer und die 32 Freiwilligen aus Vorarlberg. SARUV entstand nicht zufällig in Rankweil, wo Hubert Vetter in Altbürgermeister Hans Kohler und der Feuerwehr Verbündete fand, die sich seit Jahrzehnten für internationale Hilfe stark machen. Die Einheit arbeitet über die Grenzen von einzelnen Organisationen hinweg zusammen. Getragen von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Bergrettung, läuft der aktuelle Einsatz gemeinsam mit dem Arbeiter-Samariter-Bund. Landeshauptmann Herbert Sausgruber unterstützte Hubert Vetter in seiner internationalen Initiative aus dem kleinen Land.

Glücksmoment im Elend

Am Freitagmittag dann die Nachricht, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete: 90 Stunden nach dem Beben ist es den SARUV-Einsatzkräften gelungen, eine Mutter und ihre Tochter aus einem eingestürzten achtstöckigen Gebäude in der Stadt Kahramanmaras zu retten. Es ist ein Glücksmoment in all dem Elend. Ein Glücksmoment, der nicht nur die Hilfskräfte bei ihrem laufenden Einsatz bekräftigt, weiterzusuchen. Es ist ein Einsatz, der der SARUV insgesamt Kraft und Sinn gibt, weiter zu üben und darauf zu warten, dass das Innenministerium eine Anforderung stellt, die den Alltag der Helfer innerhalb von Minuten auf den Kopf stellt.

Ganz Vorarlberg wünscht seinen mutigen Helferinnen und Helfern im Krisengebiet, dass sie weitere Menschenleben retten können und dass sie gesund zu ihren Familien nach Hause zurückkehren.

Die Gründung von SARUV geht auf Hubert Vetter und seine Kontakte zu den Vereinten Nationen zurück.VN/Stiplovsek
Die Gründung von SARUV geht auf Hubert Vetter und seine Kontakte zu den Vereinten Nationen zurück.VN/Stiplovsek

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