Finanzierung geplatzt: Statt Traumhaus hat junge Familie jetzt einen Berg Schulden

Harry und Larissa Aigner aus Meiningen erlebten den Wohnbau-Albtraum: Ein Mix aus unglücklichen Entwicklungen wie Baukostenexplosion und gestiegene Kreditzinsen besiegelte das Ende ihres Hausprojekts.
Meiningen Es waren bittere Momente für Harry (44) und Larissa (32) Aigner. Auf dem Weg zu ihrem Traumhaus mussten sie auf den letzten Metern die Reißleine ziehen. Baukosten und Zinsentwicklung hatten eine bereits genehmigte Finanzierung platzen lassen. „Es war einfach nur schrecklich“, erzählen die beiden. Vom Wohntraum ist nur ein Haufen Schulden geblieben.
Dabei lief lange alles nach Plan. Schon 2007 erwarb Harry eine Liegenschaft aus Familienbesitz. Die junge Familie mit den zwei Kindern – beides Mädchen, heute im Alter von vier und acht Jahren – wohnte im oberen Stock des Hauses, das allerdings erheblichen Renovierungsbedarf aufwies. „Nach ersten Kalkulationen und Planungen war klar, dass abbrechen und neu bauen die beste Lösung sein würde“, erzählt der Werkzeugbautechniker.
Erste Rechnungen
Das war noch vor Corona. Der Architekt lieferte erste Skizzen, Gespräche mit der finanzierenden Bank liefen gut an. Dann legte die Pandemie das Land lahm und wirkte wie ein Bremsklotz auch auf das Bauprojekt der Familie Aigner. Im März 2021 gab es schließlich grünes Licht der Bank, ein Jahr später lag die Baugenehmigung auf dem Tisch. Vom bereits eröffneten Baukonto wurden erste Rechnungen beglichen. Es war die Zeit des russischen Überfalls auf die Ukraine.
Jetzt häuften sich die schlechten Nachrichten für den 44-jährigen Familienvater, der in Brasilien aufwuchs. Die Großeltern waren, wie viele Tiroler und Vorarlberger, nach Dreizehnlinden ausgewandert. Harry erzählt, dass der Bankberater bis zum Schluss alles versucht habe. „Uns wurde aber langsam klar, dass sich eine Finanzierung einfach nicht mehr ausgeht.“
Bittere Stunden
Es waren bittere Stunden für die junge Familie, die sich bereits in der Nachbarschaft in einer Kellerwohnung eingemietet hatte. Es sollte nur für die Zeit der Bauarbeiten sein. Bagger sind allerdings bis heute keine aufgefahren. „Unser Traum war geplatzt“, ist die Enttäuschung auch ohne viele Worte spürbar. Er habe geweint. „Es war einfach schrecklich. Wir wollten weg. Alles verkaufen, zurück nach Brasilien oder nach Portugal.“
Irgendwohin, wo sich ihr Wohntraum vielleicht doch noch erfüllen lässt. Larissa erzählt von Resignation und Enttäuschung. Aber auch von Scham. „Alle wussten, dass wir bauen wollen, und nichts passierte. Da beginnt man plötzlich die Leute zu meiden, weil die Fragen stellen würden“, schildert die junge Mutter die schwierigen Tage, nachdem sie einen Schlussstrich unter das Bauprojekt gezogen hatten.
58.000 Euro Schulden
Schluss ist damit freilich noch längst nicht. Eine Vielzahl unglücklicher Entwicklungen wie expodierende Baukosten, ein massiver Zinsanstieg und ein Schweizer-FrankenKredit, der auf der Liegenschaft lastet, hatten der Familie Aigner übel mitgespielt. Rechnungen wurden fällig. Die Anzahlung für die Küche, Planer, Gebühren für die Baubewilligung. Statt im Traumhaus sitzen Harry und Larissa jetzt auf einem Schuldenberg. Alleine das Baukonto war mit 58.000 Euro belastet, muss jetzt über einen Kredit zurückbezahlt werden. Gekostet hat der Wohn-Albtraum aber deutlich mehr. Vieles habe er mit Erspartem bezahlt.
Die Familie hat viel Herzblut in ihr Traumhaus gesteckt. „Es hilft nichts, jetzt müssen wir nach vorne schauen“, machen sich die beiden selbst Mut. Sie hätten ja noch die Liegenschaft. Wenn sie verkauft und alle Schulden beglichen seien, dann bleibe ja noch eine kleine Reserve für einen Neustart. Die Hoffnung, irgendwann in Vorarlberg doch noch bauen zu können, geben sie jedenfalls trotz aller Rückschläge nicht auf.


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