Letzte Ehre für weltoffenen Vorarlberger

Altlandeshauptmann Martin Purtscher verstarb vor zwei Wochen mit 94 Jahren. Nun wurde er verabschiedet.
FELDKIRCH Als Letzter huschte noch Fürst Hans Adam II., Staatsoberhaupt von Liechtenstein, in die erste Reihe. Damit waren alle Ehrengäste beim Gottesdienst für den ehemaligen Landeshauptmann vor Ort. Gemeinsam mit seiner Familie nahmen das offizielle Vorarlberg und Österreich Abschied von einem großen Vorarlberger, der über die Landesgrenzen hinaus auch für Europa wirkte.
Nachhallende letzte Worte
Das Requiem wurde von Bischof Benno Elbs geleitet, der in seiner Predigt drei Haltungen ansprach, die bei Martin Purtscher immer erkennbar gewesen seien: “Nutze deine Zeit”, Dankbarkeit und “Ich will, dass du bist”. Bis in seine letzten Stunden schätzte er laut Elbs diesen Zugang zum Leben. Der Bischof erhielt wenige Tage vor Weihnachten einen Brief von Purtscher: “Die letzten Worte von ihm an mich geben den Blick frei auf einen liebenswürdigen Menschen, der viel geleistet und viel erreicht hat”, schilderte Elbs seinen persönlichen Eindruck. Er sprach außerdem die Einstellung Purtschers an, die in der Familie und in Freundschaften immer Thema gewesen sei: “Er hat eine Haltung vorgelebt, die andere groß macht und sie leben lässt, die den Frieden sucht und Versöhnung möglich macht.” Das sei ein Kontrapunkt “zu allen Versuchen, andere zu kränken und zu verletzen”.
Auch Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bezog sich in seiner Trauerrede auf ebendiesen letzten Brief, “handschriftlich verfasst mit seinem bekannt feinen Federstrich”. Dort stand geschrieben: “Etwas vom Wichtigsten ist es, sich dankbar jener zu erinnern, die unser Leben aufmerksam, liebevoll und fürsorglich begleiten.“ Solch ein Mensch sei Martin Purtscher gewesen: “Er wollte anderen das weitergeben, was ihm geschenkt wurde: die Chance auf ein gutes Leben”, sprach Wallner seinem Vorvorgänger tiefen Respekt aus. Die Waage zwischen Mut zum Gestalten und der Demut vor dem Amt habe er immer gehalten: “Gerade eine christlich orientierte Politik sah er als einen positiven Wettbewerb, er wollte und suchte die Konfrontation nicht.”
Harald Sonderegger (ÖVP) verabschiedete Martin Purtscher für den Vorarlberger Landtag. Purtscher sei “das Schicksal der Gemeinschaft” sein ganzes Leben lang am Herzen gelegen “und er hat dafür seine Stimme erhoben”. Nur die Familie sei ihm noch wichtiger gewesen als die Gemeinschaft in Vorarlberg, Österreich und Europa, führte der Landtagspräsident mit einem Blick auf Purtschers Frau Gretl und die drei Töchter aus. Christoph Leitl, Ehrenpräsident der Wirtschaftskammer, fasste Purtschers Haltung mit zwei Worten zusammen: “Frieden stiften.” Bis zuletzt sei ihm das – als Vermächtnis – ein Anliegen gewesen.
Europa im Herzen
Immer wieder erwähnte auch Wallner die Beziehung Purtschers zu Europa, immer wieder habe der Verstorbene von den Abschlussverhandlungen für den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union in Brüssel berichtet: “Er bezeichnete das als berührendsten Moment seines Berufslebens.” So schloss auch das Requiem mit der Europahymne für einen Vorarlberger mit Europa im Herzen.
Martin Purtscher wird heute, Samstag, in Thüringen beigesetzt. In seinem Geburtsort, wo er am 27. Jänner 2023 verstarb. max










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