Produktionsstart wegen Heizkosten verschoben

Mahlerhof in Höchst kämpft mit hohen Energiekosten.
Höchst Weit über 100 verschiedene Sorten Fruchtgemüse, 200 Sorten Beet- und Balkonpflanzen, über 100 Kräutersorten und vieles mehr wächst auf dem idyllischen Mahlerhof in Höchst auf über fünf Hektar Betriebsfläche. Angebaut wird sowohl im Freiland als auch unter Folientunnel und im Gewächshaus. Aktuell sind diese zum Großteil noch leer. Die Teuerung und die hohen Energiepreise haben Jenny (35) und Dominik Lumaßegger (35), die den Betrieb seit 2018 führen, zum Handeln gezwungen.
Um Energiekosten zu sparen, wird heuer zwischen zwei und sechs Wochen später als üblich produziert. „Normalerweise hätten wir die ersten Pflanzen um diese Zeit schon eingetopft. Um Heizkosten zu sparen, fangen wir aber gerade mit der Aussaat an“, erklärt Jenny Lumaßegger, die Inhaberin des Betriebs. Zudem werden auf dem Mahlerhof heuer erstmals Kulturen zusammengelegt. „Früher hatten wir ein eigenes Haus für Gurken und ein eigens für Tomaten. Jetzt müssen wir am Anfang nur ein Haus heizen und nicht drei gleichzeitig“, erklärt Dominik Lumaßegger.
Flüssiggas und Heizöl
Geheizt wird im Familienbetrieb in Höchst mit Flüssiggas und Heizöl. Allein durch die spätere Produktion ließen sich im Schnitt zwischen 6000 und 8000 Euro Heizkosten einsparen. „Wir sind der Meinung, dass nicht alle Kräuter oder Gemüsejungpflanzen gleich im Februar verfügbar sein müssen. Vielleicht muss da auch ein Umdenken in der Gesellschaft passieren“, unterstreicht der 35-Jährige, der großen Wert auf Saisonalität legt.
Im Kampf gegen die Teuerung setzt das Ehepaar zudem auf Investitionen in neue Geräte. Da die Preise für Erde und Düngemittel seit dem vergangenen Jahr um etwa zehn bis 30 Prozent gestiegen seien, wurde unter anderem in eine neue Topfmaschine mit Erdaufbereiter investiert. „Jetzt können wir größere Mengen Erde einkaufen und damit im Vergleich zur kleinen Sackware die Hälfte der Kosten einsparen. Zudem verkürzen wir die Arbeitsschritte und schonen gleichzeitig auch noch das Personal“, erklärt der gebürtige Lustenauer.
Im Freiland wurde heuer außerdem in ein neues Bewässerungssystem investiert. „Mit einer speziellen Ebbe-Flut-Bewässerung können wir das Wasser anstauen und rund 70 Prozent des Wassers und des Düngers wiederverwenden.“ Die gestiegenen Preise versuchen die Betreiber mit den gesetzten Maßnahmen so gut wie möglich zu kompensieren. „Uns bleibt am Ende weniger im Sack, aber wir wollen den Kunden die höheren Preise nicht aufdrücken, irgendwo ist die Hemmschwelle erreicht. Daher kosten unsere Pflanzen noch genauso viel wie vor einem Jahr“, erklärt Dominik Lumaßegger.
Fairer Wettbewerb
Auf dem Mahlerhof in Höchst werden 99 Prozent aller Pflanzen selber kultiviert. „Damals haben uns alle belächelt. Die Produkte aus Holland wären ja schließlich viel billiger gewesen“, sagt der 35-Jährige. Jetzt aber sei ein fairer Wettbewerb möglich. „Wir sind nun in der glücklichen Lage, dass alle im selben Boot sitzen. Alle müssen für die Heizkosten bezahlen und gleich kalkulieren.“ In die Zukunft blicken Jenny und Dominik Lumaßegger optimistisch. „Die Teuerung geht an niemandem vorbei, aber wir sind überzeugt, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden.“ Der Situation können die beiden sogar etwas Positives abgewinnen: „Die Leute fahren jetzt weniger in den Urlaub, und wollen es sich lieber in den eigenen vier Wänden schön machen. Das kommt unserem Geschäft natürlich zugute.“ VN-tas
„Uns bleibt am Ende weniger. Aber wir wollen den Kunden den höheren Preis nicht aufdrücken.“

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