Wie der Mahlerhof in Höchst gegen die Teuerung ankämpft

Vorarlberg / 12.02.2023 • 15:30 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
"Letztes Jahr wäre das Haus um diese Zeit vollerPflanzen gewesen", erklären Jenny und Dominik Lumaßegger. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
"Letztes Jahr wäre das Haus um diese Zeit vollerPflanzen gewesen", erklären Jenny und Dominik Lumaßegger. VN/Steurer

Hohe Energiekosten haben Jenny und Dominik Lumaßegger zum Handeln gezwungen. Um Heizkosten zu sparen, wird später mit der Produktion begonnen.

Höchst Weit über 100 verschiedene Sorten Fruchtgemüse, 200 Sorten Beet- und Balkonpflanzen, über 100 Kräutersorten und vieles mehr wächst auf dem idyllischen Mahlerhof in Höchst auf über fünf Hektar Betriebsfläche. Angebaut wird sowohl im Freiland, als auch unter Folientunnel und im Gewächshaus. Aktuell sind diese zum Großteil noch leer. Die Teuerung und die hohen Energiepreise haben Jenny (35) und Dominik Lumaßegger (35), die den Betrieb seit 2018 führen, zum Handeln gezwungen.

Mit der Aussaat wird am Mahlerhof inzwischen später begonnen. Ausgesät wird nicht im Dezember, sondern erst Ende Jänner bzw. Anfang Februar.
Mit der Aussaat wird am Mahlerhof inzwischen später begonnen. Ausgesät wird nicht im Dezember, sondern erst Ende Jänner bzw. Anfang Februar.

Um Energiekosten zu sparen, wird heuer zwischen zwei und sechs Wochen später als üblich produziert. “Normalerweise hätten wir die ersten Pflanzen um diese Zeit schon eingetopft. Um Heizkosten zu sparen, fangen wir aber gerade mit der Aussaat an”, erklärt Jenny Lumaßegger, die Inhaberin des Betriebs. Zudem werden auf dem Mahlerhof heuer erstmals Kulturen zusammengelegt. “Früher hatten wir ein eigenes Haus für Gurken und ein eigens für Tomaten. Jetzt müssen wir am Anfang nur ein Haus heizen und nicht drei gleichzeitig”, erklärt Dominik Lumaßegger.

Mit dem neuen Erdaufbereiter lassen sich größere Mengen an Erde effizienter verarbeiten. In der Hauptwoche werden etwa 50.000 Pflanzen eingetopft.
Mit dem neuen Erdaufbereiter lassen sich größere Mengen an Erde effizienter verarbeiten. In der Hauptwoche werden etwa 50.000 Pflanzen eingetopft.

Geheizt wird auf dem Familienbetrieb in Höchst mit Flüssiggas und Heizöl. Alleine durch die spätere Produktion ließen sich im Schnitt zwischen 6000 und 8000 Euro Heizkosten einsparen. “Wir sind der Meinung, dass nicht alle Kräuter oder Gemüsejungpflanzen gleich im Februar verfügbar sein müssen. Vielleicht musst da auch ein Umdenken in der Gesellschaft passieren”, unterstreicht der 35-Jährige, der großen Wert auf Saisonalität legt.

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Im Kampf gegen die Teuerung setzt das Ehepaar zudem auf Investitionen in neue Geräte. Da die Preise für Erde und Düngemittel seit dem vergangenen Jahr um etwa zehn bis 30 Prozent gestiegen seien, wurde unter anderem in eine neue Topfmaschine mit Erdaufbereiter investiert. “Jetzt können wir größere Mengen an Erde einkaufen und damit im Vergleich zur kleinen Sackware die Hälfte der Kosten einsparen. Zudem verkürzen wir die Arbeitsschritte und schonen gleichzeitig auch noch das Personal”, erklärt der gebürtige Lustenauer.

Mit den neuen Tischbelägen können 70 Prozent des Wassers und des Düngers wiederverwendet werden.
Mit den neuen Tischbelägen können 70 Prozent des Wassers und des Düngers wiederverwendet werden.

Im Freiland wurde heuer außerdem in ein neues Bewässerungssystem investiert. “Mit einer speziellen Ebbe-Flut-Bewässerung können wir das Wasser anstauen und rund 70 Prozent des Wassers und des Düngers wieder verwenden.”

Mit der Topfmaschine geht alles ganz schnell.
Mit der Topfmaschine geht alles ganz schnell.
Der Mahlerhof liegt unweit vom Rohrspitz in Höchst.
Der Mahlerhof liegt unweit vom Rohrspitz in Höchst.

Die gestiegenen Preise versuchen die Betreiber mit den gesetzten Maßnahmen so gut wie möglich zu kompensieren. “Uns bleibt am Ende weniger im Sack, aber wir wollen den Kunden die höheren Preise nicht aufdrücken, irgendwo ist die Hemmschwelle erreicht. Daher kosten unsere Pflanzen noch genauso viel wie vor einem Jahr”, erklärt Dominik Lumaßegger.

Aktuell werden die Tische aufbereitet.
Aktuell werden die Tische aufbereitet.

Auf dem Mahlerhof in Höchst werden 99 Prozent aller Pflanzen selber kultiviert. “Damals haben uns alle belächelt. Die Produkte aus Holland wären ja schließlich viel billiger gewesen”, sagt der 35-Jährige. Jetzt aber sei ein fairer Wettbewerb möglich. “Wir sind nun in der glücklichen Lage, dass alle im selben Boot sitzen. Alle müssen für die Heizkosten bezahlen und gleich kalkulieren.”

In die Zukunft blicken Jenny und Dominik Lumaßegger optimistisch. “Die Teuerung geht an niemandem vorbei, aber wir sind überzeugt, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden.” Der Situation können die beiden sogar etwas Positives abgewinnen: “Die Leute fahren jetzt weniger in den Urlaub, und wollen es sich lieber in den eigenen vier Wänden schön machen. Das kommt unserem Geschäft natürlich zugute.”

Von Beet- und Balkonpflanzen bis zu Kräutern oder Gemüsejungpflanzen: Auf dem Mahlerhof wird ein breites Sortiment angeboten.
Von Beet- und Balkonpflanzen bis zu Kräutern oder Gemüsejungpflanzen: Auf dem Mahlerhof wird ein breites Sortiment angeboten.
Geheizt wird mit  Heizöl und Flüssiggas.
Geheizt wird mit Heizöl und Flüssiggas.
Mit der Aussaat wurde gerade erst begonnen.
Mit der Aussaat wurde gerade erst begonnen.
Auf dem Mahlerhof in Höchst werden 99 Prozent aller Pflanzen selbst kultiviert.
Auf dem Mahlerhof in Höchst werden 99 Prozent aller Pflanzen selbst kultiviert.

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