Mit Fleiß und Willen Schulabschluss nachgeholt

Das Projekt Leuchtturm der Dornbirner Jugendwerkstätten lud zur Zeugnisverteilung.
Dornbirn Ein besonderes Ereignis fand kürzlich in den Dornbirner Jugendwerkstätten statt. Nach eifrigem Lernen, intensiven Schulungen, spannenden Vorbereitungen und jeder Menge Hochs und Tief, wurden 14 frischgebackenen Pflichtschulabsolventen die Zeugnisse überreicht.

Die 14 Frauen und Männer im Alter von 16 bis 39 Jahren hatten sich im Vorfeld intensiv auf die Prüfungen vorbereitet und diese mit Bravour bestanden. „Die Leistungen im diesjährigen Semester waren herausragend. Fleiß, Wille und Lernfreude waren bei allen vorhanden“, erklärte Prüfungsleiter Direktor Christian Purin von der VMS Lustenauerstraße vor der feierlichen Übergabe.
Die Prüflinge wurden auch dieses Mal von den Lehrerinnen Stefanie Helm, Elisabeth Bischof und Hannah Mira Grebmer bestens vorbereitet. Jene, die eine einzelne Prüfung nicht geschafft haben, erhalten nach den Semesterferien die nächste Chance. Dann gibt es auch für sie das Abschlusszeugnis.
Gemeinsames Lernen
Ganz bewegt zeigte sich auch Christina Marent, Abteilungsvorstand im Amt der Vorarlberger Landesregierung und Fördergeberin des Leuchtturms: „Es ist beeindruckend, was die jungen Menschen hier geleistet haben. Der Pflichtschulabschluss ist ein wichtiger Start ins Berufsleben und es gebührt dem Einsatz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganz viel Hochachtung. Ein großer Dank auch an das ganze Leuchtturmteam und den Träger Dornbirner Jugendwerkstätten für ihr Engagement.“ Vor allem das gemeinsame Lernen steht im Leuchtturm im Mittelpunkt. „Die Schülerinnen und Schüler kamen aus sechs verschiedenen Nationen: Österreich, Afghanistan, Somalia, Syrien, Nigeria und Russland“, betonte Geschäftsführer und Jugendkoordinator Elmar Luger, der mit Hilfe von AMS, Land und Stadt Dornbirn diesen Kurs vor 28 Jahren ins Leben rief.

Absolvent Kevin Eusster erklärte dazu: „Ich habe in diesem halben Jahr beim Leuchtturm mehr gelernt als in drei Jahren an der Hauptschule. Ich hätte nie gedacht, dass das möglich ist, aber es hat mir wirklich sehr geholfen – nicht zuletzt auch aufgrund der großartigen Lehrerinnen.“ Der Siebzehnjährige würde jetzt gerne eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker oder Koch machen. Teilnehmerin Tamra Ibric blickt ebenfalls nur positiv auf die Zeit im Leuchtturm zurück: „Ich war Integrationskind und habe mir vor allem in Mathematik sehr schwergetan, da ich in meiner Heimat in diesem Fach ganz andere Schwerpunkte hatte und nicht die gleichen Themen behandelt wurden. Nach einiger Zeit beim Leuchtturmprojekt habe ich es aber begriffen, wie die Materie funktioniert und konnte sehr viel dazulernen.“ Sie möchte jetzt weiter zur Schule gehen.
Und auch Samira Zarifi strahlte über beide Ohren, als sie ihr Zeugnis endlich in den Händen hielt. „Eine meiner Freundinnen hat gesagt, dass diese Schule zu schwer für mich sei, da ich schon zwei Kinder habe und das alles zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Doch ich habe in meinem Leben schon so viel versucht und wollte auch diese Herausforderung annehmen“, so die 30-Jährige. Ihr Traum ist jetzt, eine Ausbildung als Kindergartenpädagogin zu beginnen.

Seit 1994 bieten die Dornbirner Jugendwerkstätten mit der Partnerschule VMS Lustenauerstraße, Direktor Christian Purin, im Auftrag des AMS, des Landes und der Stadt Dornbirn höchst erfolgreich Vorbereitungskurse für den Pflichtschulabschluss an. Der Leuchtturm zeichnet aus Sicht der Verantwortlichen sich besonders durch seine soziale Kompetenz und den Fleiß der Lernenden aus. „Respekt und Chancengleichheit sind bei uns keine Schlagworte. Sie werden aktiv gelebt“, so Luger. Der Leuchtturm war der erste seiner Art und hat sich inzwischen zu einem Vorzeigeprojekt entwickelt. CTH
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