“Die Sprache war der Schlüssel”

Vorarlberg / 16.02.2023 • 19:48 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ghassan Alhashoum mit seiner Ehefrau und drei seiner vier Kinder am Tag der Einbürgerung. VLK
Ghassan Alhashoum mit seiner Ehefrau und drei seiner vier Kinder am Tag der Einbürgerung. VLK

647 Personen wurden in Vorarlberg eingebürgert, einer davon war Ghassan Alhashoum.

NÜZIDERS Exakt 20.606 Personen ist im Vorjahr die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen worden. In Vorarlberg waren es 647 Menschen. Ghassan Alhashoum gehört zu den „neuen“ Vorarlbergern des Jahres 2022. Er musste vor zehn Jahren aus Syrien fliehen. „Die Sprache war der Schlüssel zum Leben hier“, berichtet er den VN.

Der 38-Jährige und seine Ehefrau mussten trotz sicherer Jobs ihr Heimatland verlassen. Er lernte Flugzeugmechaniker, studierte an der Militärakademie und wurde Offizier. Als 2011 der Bürgerkrieg ausbrach, arbeitete er am Militärflughafen und lebte in Aleppo. Zunächst flüchtete Alhashoum in die Türkei, aber dort boten sich keine beruflichen Perspektiven für ihn und seine Ehefrau Ebtehl Bazaz, die in Syrien Englischlehrerin war. „Mein Bruder kam schon vorher nach Österreich und hat mir erzählt, dass es hier tip top ist“, berichtet Alhashoum.

Gemeinsam, aber getrennt lernen

Schließlich fasst auch er den Entschluss, nach Österreich zu kommen. „Wir wussten, dass der Krieg nicht nur ein oder zwei Jahre dauern wird. Es wurde immer schlimmer“, sagt er. Nachdem er seine Aufenthaltsgenehmigung bekam, konnte er Anfang 2016 seine Familie nachholen. Schon zuvor lernten beide Deutsch – wenn auch noch geografisch weit getrennt voneinander. „Was ich hier im Deutschkurs gelernt habe, habe ich meiner Frau geschickt. Als sie hergekommen ist, konnte sie Deutsch bereits auf B1-Niveau“, erzählt Alhashoum stolz. Im Wifi Dornbirn konnte sie daher sofort eine Ausbildung zur Kindergartenassistentin absolvieren und arbeitete bereits 2017 in dem Beruf.

Anschluss im Eisstockverein

Die drei Töchter lernten im Kindergarten und in der Schule schnell die Sprache. Die Älteste geht heute in die dritte Klasse Gymnasium. Der kleine Sohn wurde bereits in Österreich geboren. Der gebürtige Syrer arbeitet seit nun fünf Jahren als Busfahrer bei den ÖBB, nun hat er sich um eine Stelle als Lokführer beworben.

„Für mich war ein großer Vorteil, dass mein Bruder schon hier war. Er war Mitglied im Eisstockschießverein in Nüziders. Das war wichtig, denn was man im Deutschkurs lernt, ist nicht genug. Man muss hier mit Leuten reden, reden, reden.“

Das ist ein Punkt, den auch Eva Grabherr teilt. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins „okay. zusammen leben“, der sich mit dem Thema Integration und Zusammenleben in Vielfalt in Vorarlberg beschäftigt. „Ein guter Teil der aktuell Eingebürgerten sind Menschen, die um 2015/2016 nach Österreich kamen. Das ist ein interessanter Hinweis, wie gut die Integration geklappt hat“, sagt sie den VN. In den vergangenen zwei Jahren hat der Verein Erfahrungen, die in der Integrationsarbeit mit Geflüchteten nach 2015 gemacht wurden, gemeinschaftlich mit den Akteurinnen und Akteuren der Integrationsarbeit dokumentiert und reflektiert. Eine Erkenntnis war zum Beispiel, dass mit der Fluchtzuwanderung 2015 vieles flächendeckend umgesetzt wurde, was zuvor punktuell vorhanden war. Aber häufig hängt eine gelungene Integration auch vom Engagement Einzelner in Österreich ab. VN-JUS

„Ein guter Teil der Eingebürgerten sind Menschen, die um 2015/2016 nach Österreich kamen.“

"Die Sprache war der Schlüssel"

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