Die Vorarlberger Neonazis haben immer einen sitzen

Vorarlberg / 16.02.2023 • 20:08 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Dem harten Kern von B&H Vorarlberg werden rund 20 Personen zugerechnet.
Dem harten Kern von B&H Vorarlberg werden rund 20 Personen zugerechnet.

Die Frau von der Veranstaltung in Koblach soll indes nicht der rechten Szene angehören.

Koblach, Bregenz Die geplanten Asylquartiere in Koblach ließen die Emotionen in der Gemeinde hochkochen. Bei zwei Informationsveranstaltungen, die Mitte Jänner stattfanden, waren Informationen von Teilnehmern zufolge auch Mitglieder des militanten Neonazi-Netzwerkes Blood&Honour vor Ort. Sie hätten Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht. Auch Sätze wie „Ich bin stolz, ein Nazi zu sein“ sollen gefallen sein. Die Polizei leitete daraufhin Ermittlungen wegen Verhetzung ein (die VN berichteten).

Ob es zu einer Anzeige kommt, ist derweil noch unklar. „Die Erhebungen sind noch nicht abgeschlossen“, erläutert Polizeisprecher Rainer Fitz. Er konkretisiert: Ermittelt wird von der Polizeiinspektion Götzis wegen Verhetzung (§ 283 StGB). Die Verdächtige kann demnach nicht der rechtsextremen Szene zugerechnet werden.

Hotspot Mäder

Apropos rechtsextreme Szene: Die geht in der Kummenbergregion offenbar aus und ein. Der amtsbekannte Anführer des österreichischen Ablegers von Blood&Honour (B&H), Uwe V., lebt in Mäder. Zwei Immobilienfirmen, die auf V.s Frau und jeweils einen weiteren Geschäftsführer laufen, sind ebenfalls in Mäder gemeldet.

In der Vergangenheit machte das rechtsradikale Netzwerk immer wieder durch Konzerte, Angriffe auf Antifa-Demos oder gescheiterte Demonstrationsanmeldungen von sich reden. Nachdem B&H im Jahr 2000 in Deutschland verboten wurde, wurden laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DWÖ) zunehmend Konzerte und Treffen nach Vorarlberg verlegt. Die Plattform „Antifa Recherche Wien“ hat zahlreiche Aktivitäten aufgelistet. Das größte Skinheads-Konzert in Vorarlberg mit über 1000 Besuchern fand im Oktober 2002 in Hohenems statt. Bei einem Konzert im Oktober 2004 mit 450 Neonazis in Krumbach kam es zu einem folgenschweren Unfall, bei dem eine Konzertbesucherin beim Pinkeln in die Bolgenach stürzte und starb.

Die Neonazitruppe besteht in Vorarlberg seit Ende 1998. Die Umsetzung hatte „wegen eines längeren Aufenthalts im Knast“ etwas gedauert. In einem ersten Rundschreiben von B&H Vorarlberg heißt es weiter: „Derzeit sind wir eine Acht-Mann-Truppe. Alle acht auf einmal wird man kaum zu sehen kriegen, da immer mindestens einer einsitzt und ich derzeit auf Ausgang bin. Im März werde ich entlassen.“

In Österreich konnte B&H nicht verboten werden, weil es nie als Verein existent war. Die 2007 gegründete Tarnorganisation „Motorradfreunde Bodensee“ (MFB) wurde 2009 durch die BH Bregenz aufgelöst, nachdem bei einer Auseinandersetzung im Clubheim des Motorradclubs „Outsider“ ein MFB-Neonazi erstochen wurde. Obmann-Stellvertreterin des Vereins war Uwe V.s heutige Frau. „Dass die Behörden so lange untätig blieben, hat sicherlich den Aufbau von Strukturen erleichtert“, hält Andreas Peham vom DWÖ fest.

Für Wirbel sorgte in Vorarlberg in jüngerer Vergangenheit ein Konzert einer ungarischen Neonaziband im März 2016. Im August 2017 war V. mit anderen B&H-Anhängern auf der Rudolf-Heß-Demo in Berlin. Im April 2019 wurden fünf Wohnungen von Neonazis in Vorarlberg untersucht, darunter das Einfamilienhaus von Uwe V..

„Gut vernetzt“

Der Vorarlberger Polizei zufolge haben sich in der B&H-Szene „keine Veränderungen ergeben“. „Die Szene ist nach wie vor im In- und Ausland gut vernetzt. Das konsequente Vorgehen in Vorarlberg, insbesondere die intensive Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Feldkirch, hat seit mehreren Jahren zu einer Beruhigung der Aktivitäten im Bundesland geführt“, erläutert die Polizei auf VN-Nachfrage. Dem harten Kern werden rund 20 Personen zugerechnet. Vereinzelt seien B&H-Mitglieder bei Anti-Corona-Versammlungen aufgetreten. Vernetzungen zur Reichsbürgerszene könnten indes nicht nachgewiesen werden.

„Dass die Behörden so lange untätig blieben, hat sicherlich den Aufbau erleichtert.“

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