So geht es den Menschen im Erdbebengebiet

Vorarlberg / 22.02.2023 • 18:48 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Menschen sind sehr dankbar für die Unterstützung. Ocak (3)
Die Menschen sind sehr dankbar für die Unterstützung. Ocak (3)

Helfer aus Vorarlberger waren bis vor einigen Tagen vor Ort.

Dornbirn, Adıyaman Über zwei Wochen ist es her, dass das Erdbeben den Süden der Türkei und den Norden von Syrien erschütterte. Die Zahl der Todesopfer steigt täglich. Erst am Montagabend war wieder ein Nachbeben der Stärke 6,4 zu spüren. Viele Helfer sind aus Vorarlberg bereits in das Krisengebiet gefahren, um den Menschen zu helfen. Einer von ihnen ist Kürsat Ocak. Der Dornbirner ist dieser Tage wieder zurückgekommen. Ocak ist mit 34 anderen freiwilligen Helfern ins Erdbebengebiet der Türkei gereist. „Es war klar, dass wir handeln müssen“, sagt er.

„Das Ganze war eine Idee von meinem Kollegen Cemil Karakoc, der auch Parteimitglied der Heimat aller Kulturen in Wolfurt ist.“ Karakoc hat zusammen mit der HaK ermöglicht, dass innerhalb von drei Tagen eine Delegation von 35 Helfern direkt vor Ort stationiert wird. Darunter waren Elektriker, Ingenieure, Handwerker, Ärzte sowie Krankenschwestern und einige mehr.

Die Lage vor Ort

Die Gruppe hat fünf Tage in Adiyaman, Türkei, ausgeholfen, dabei war teilweise kein Strom vorhanden, Wasser und Sanitäranlagen gab es nicht. „Die ersten Bilder werde ich nie vergessen, es war wie im Krieg, alles war in Trümmern“, schildert Ocak. Das Team hat sich aufgeteilt in medizinische und technische Versorgung. „Wir haben durchgearbeitet. Ich hatte in den Tagen vielleicht 12 Stunden Schlaf.“ Allein die medizinische Truppe konnte in kurzer Zeit rund 1500 Menschen verarzten. 200 Kilogramm an Medikamenten nahmen sie mit in die Türkei. „Da waren auch Kollegen dabei, die spezialisiert in Maschinenführung sind. Sie waren auch bei den Bergungsarbeiten dabei“, erklärt der 43-Jährige. Er selbst hat in einem Logistikzentrum mitgeholfen, das eigentlich eine Schule ist. „Wir haben gleich ein bis zwei Lkw vollgepackt mit Hilfsgütern bekommen, die wir unter den Leuten verteilt haben.“ Es gab ausgesprochen viel an Sachspenden. „Es hat noch nie so viele Hilfsgüter in der Geschichte der Republik gegeben. Wahnsinnig viele Leute haben geholfen.“ Die Menschen dort waren ausgesprochen ruhig und gefasst, erzählt Ocak. „Die Leute waren in Zelten untergebracht. Viele von ihnen hatten Angst.“ Einige von ihnen haben nicht nur ihr ganzes Eigentum verloren, sondern auch Familienmitglieder. „Für mich war es am Anfang unvorstellbar, was das für Schmerzen sein müssen“, sagt der Helfer. „Ich glaube, dass alles viel zu schnell gegangen ist und die Menschen keine Zeit hatten, richtig zu trauern.“

Die Hilfsgüter wurden schnell verteilt. „Die Menschen waren kooperativ und ruhig, auch als wir das Essen ausgeteilt haben“, erklärt er. Warme Kleidung war sehr gefragt, aufgrund der Kälte in Adiyaman. „Es sind teilweise Kinder gekommen, die ohne Socken und in Gummisandalen waren.“ Mitunter haben die Helfer den Betroffenen auch geholfen, ihre Schlafzelte aufzubauen. Die Straßen sind gerade so geräumt, dass man durchkommt.

Unterstützung

„Man hat gesehen, dass die Menschen drüben Hilfe brauchen. Nicht nur Hilfsgüter, sondern auch zwischenmenschliche Unterstützung“, sagt Kürsat Ocak. „Es ist ihnen wichtig zu sehen, dass jemand da ist und sich die Welt da draußen Sorgen macht. Das ist, glaube ich, teilweise wichtiger.“ Ocak, genauso wie die anderen Helfer, möchten vor allem andere dazu anregen dasselbe zu machen. Und eines steht fest: „Wir würden wieder hingehen.“ VN-PEM

Die nächste Phase ist, mit den herausfordernden Aufräumarbeiten zu beginnen.
Die nächste Phase ist, mit den herausfordernden Aufräumarbeiten zu beginnen.
Ocak mit betroffenen Kindern im Erdbebengebiet letzte Woche.
Ocak mit betroffenen Kindern im Erdbebengebiet letzte Woche.

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