Ein Jahr Krieg in der Ukraine: So geht es Sonja Baldauf mit der Aufnahme von Flüchtlingen

Vorarlberg / 23.02.2023 • 18:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Sonja Baldauf bereut die Aufnahme der Kriegsvertriebenen keine Sekunde. VN/Rauch/Steurer

Sonja Baldauf und ihre Schwester nahmen in Doren 13 Kriegsflüchtlinge auf. Sie bereut die Entscheidung nicht.

Doren Nach der Invasion russischer Streitkräfte in die Ukraine war das Engagement in Vorarlberg für die zahlreichen Kriegsvertriebenen groß. So auch bei Sonja Baldauf: Die Gründerin von Wiener Seife und ihre Schwester stellten der Caritas ihr Elternhaus in Doren zur Verfügung, 13 Frauen und Kinder aus der Ukraine fanden hier ein neues Zuhause.

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Es folgten Adaptionsmaßnahmen im Haus durch die Caritas, einiges musste organisiert werden. Nun sind die 62-Jährige und ihre Familie bald ein Jahr lang Gastgeber für die ukrainischen Familien. Eine Entscheidung, die sie nicht bereut: “Es ist wirklich absolut toll, dass wir es gemacht haben. Keine Sekunde, dass wir es bereut hätten”, versichert Baldauf. Auch die Betreuung durch die Caritas funktioniere gut.

Sonja Baldauf, zehn Monate nach dem letzten Besuch der VN steht sie immer noch ganz hinter der Aufnahme von 13 Fremden in ihr Elternhaus. <span class="copyright">VN/RAUch</span>
Sonja Baldauf, zehn Monate nach dem letzten Besuch der VN steht sie immer noch ganz hinter der Aufnahme von 13 Fremden in ihr Elternhaus. VN/RAUch

Der obere Stock ihres Elternhauses wird noch von den gleichen 13 Menschen bewohnt, die vor bald einem Jahr einzogen. Ein Zeichen für Baldauf, dass hier zumindest die Beteiligten ihren Platz gefunden haben. Eine der Frauen fand Beschäftigung im nahen Supermarkt, eine andere arbeitet im nahen Gasthaus in der Küche. Natürlich gab es auch Startschwierigkeiten: “Die Sprache ist immer noch ein bisschen ein Thema, aber man kann schon mehr mit ihnen reden, sie sind fleißig am Deutschlernen”, erklärt die 62-jährige Unternehmerin. Der Vorarlberger Zugang zum Mülltrennen war eine herausfordernde Lernerfahrung. Und dass der Parkplatz neben der Hauptstraße kein Spielplatz ist, war für die Kinder nicht selbstverständlich.

Sonja Baldauf im April 2022. Das Haus gehört ihr und ihrer Schwester. <span class="copyright">VN/STeurer</span>
Sonja Baldauf im April 2022. Das Haus gehört ihr und ihrer Schwester. VN/STeurer

Doch die Anfangsschwierigkeiten waren überwindbar, es gab für beide Seiten Anpassungsbedarf. Auch die Kinder fanden durch die rasche Einschulung Anschluss: “Der ganz Kleine ist jetzt im Kindergarten, gestern hat er ganz laut im Bus zu allen ‘Bye bye’ gerufen, die haben es auch schon lustig miteinander.” Der älteste Bub im Haus und sein Schulwegkamerad verabschieden sich vor der Haustür per Umarmung, erfuhr die 62-Jährige. “Das finde ich so herzig, dass sie Freunde gefunden haben.”

13 Ukrainerinnen leben nun in dem Haus. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
13 Ukrainerinnen leben nun in dem Haus. VN/Steurer

Baldauf selbst ist beruflich überwiegend in Wien, doch auch die Nachbarn haben ein waches Auge für die Bedürfnisse der Ukrainerinnen im Haus. Ein Nachbar hat ein Schlüssel zum Haus und bot sich als Ansprechperson im Notfall an, viele boten Möbel an. Als die Kinder im Winter Plastiksäcke zum Rodeln nahmen, bestellte eine Nachbarin ihnen kurzerhand vernünftige Alternativen. “Die machen nicht die Augen zu und denken sich, es geht sie nichts an”, freut sich Baldauf.

Baldauf ist beruhigt, dass ihre Entscheidung offensichtlich vom Dorf mitgetragen wird. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Baldauf ist beruhigt, dass ihre Entscheidung offensichtlich vom Dorf mitgetragen wird. VN/Rauch

“Sie sind wirklich, wirklich ordentlich und respektvoll”, betont Baldauf. Die Frauen schauen auch zum Haus, sieht die Unternehmerin keinen Grund zur Klage. Zu jedem erdenklichen Anlass bekommt sie von ihren Untermietern eine Karte oder selbstgestrickte Pantoffeln geschenkt. Wie es ihnen nun zum Jahrestag des Kriegsbeginns geht, sei schwierig zu sagen, räumt Baldauf ein. Nicht nur wegen der Sprachbarriere.

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