Ukrainerinnen in Vorarlberg

Über 2000 Personen aus der Ukraine flüchteten nach Vorarlberg und fanden Arbeit.
Feldkirch, Wolfurt Knapp 2500 Menschen aus der Ukraine fanden in den vergangenen zwölf Monaten ein neues, sicheres Zuhause in Vorarlberg. Die meisten von ihnen sind Frauen, Kinder und Jugendliche. Im Gegensatz zu Asylsuchenden steht ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt offen – was sie auch nutzen. Allein in Vorarlberg haben 826 von ihnen eine Beschäftigung gefunden, weitere 300 suchen aktiv nach einer Beschäftigung.
So auch Yuliya Tyshchenko und Inna Melnyk. Das Institut Dr. Huemer in Wolfurt fand die beiden damals 41- und 26-jährigen Zahnärztinnen über die sozialen Netze und ermöglichte ihnen die Flucht, die VN berichteten. Ein Jahr nach Kriegsbeginn fanden die beiden Frauen in Vorarlberg Anschluss, Sicherheit und Zukunftsperspektiven. „Ich bin so dankbar, hier sein zu können“, betont Yuliya, die aus Cherson stammt und dort auch die russische Besatzung miterlebte. „Jeder hier ist so freundlich“, lobt sie die Vorzüge von Vorarlberg, auch die Arbeit bei Dr. Huemer sei von hohem Niveau und perfekt. „Vor allem kann ich hier ohne Angst einschlafen und aufwachen“, ist sie dankbar. „Ich fühle mich hier jederzeit so sicher“, schlägt Inna in die selbe Kerbe.
Was die Zukunft bringt, ist aber noch unklar. So ist Cherson zwar inzwischen befreit, liegt aber direkt an der Frontlinie und wird regelmäßig beschossen. „Natürlich möchte ich in Vorarlberg bleiben, aber ich muss realistisch bleiben“, erklärt Yuliya. Sie weiß, dass die Ansprüche der Behörden hoch sein werden, wenn sie bleiben will. Gleichzeitig ist sie der Heimat emotional verbunden. „Ich weiß, dass ich hin- und hergerissen sein werde“, erklärt sie mit Blick auf eine wieder friedliche Ukraine. „Darauf muss ich vorbereitet sein.“
Auch ihre Kollegin Inna kann sich eine Zukunft in Vorarlberg vorstellen. „Ich habe meiner Mama schon gesagt, du musst jetzt anfangen Deutsch lernen, denn wenn ich hier bleiben kann, hole ich dich nach“, verrät die junge Zahnärztin. In Stein gemeißelt sieht sie dies jedoch nicht. „Ich musste schon zweimal in eine andere Stadt fliehen, sogar in ein anderes Land“, erklärt Inna. „Niemand weiß, was in zwei Monaten sein wird.“
Unterstützung von allen Seiten
Für Yuliya und Inna hat Verwaltungsdirektor Edgar Fröwis nur lobende Worte. Schließlich sind sie nicht nur engagiert, sondern bringen sich auch abseits der Arbeit menschlich ein. Dies reicht so weit, dass sie mit Arbeitskolleginnen auch schon Rodeln waren. Und auch wenn die Organisation einen gewissen Aufwand darstellt, das Engagement für die Kriegsvertriebenen sei ein Gewinn für alle im Unternehmen, ist er überzeugt: „Österreich wäre dumm, würde es auf diese Menschen verzichten wollen.“
Beide sind sich also der Unterstützung ihrer Arbeitskolleginnen und -kollegen sicher. Dies gilt auch für den Fall der Fälle, falls Österreich Bedingungen an ihren Verbleib in Vorarlberg knüpft. „Ich arbeite, zahle Steuern“, betont Inna, dass sie ihren Teil beiträgt. Auch Verwaltungsdirektor Edgar Fröwis hätte wenig Verständnis, wenn man den Kriegsflüchtlingen Steine in den Weg legen würde. „Viele hoch qualifizierte Menschen kamen aus der Ukraine nach Österreich, das höre ich auch von anderen Unternehmen“, betont er. vn-rau

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