Verkehrslawine rollt wieder

Neue Anschlussstelle Dornbirn Süd dürfte zur Verlagerung auf die A 14 geführt haben.
SCHWARZACH Durchschnittlich 60.673 Fahrzeuge pro Tag und in beide Richtungen wurden im vergangenen Jahr auf der Autobahn
A 14 zwischen Dornbirn und Hohenems gezählt. Das waren um fast sieben Prozent mehr als vor der Coronakrise, in der der Verkehr aufgrund von Lockdowns fast zum Erliegen gekommen war. ASFINAG-Sprecher Alexander Holzedl betont auf Anfrage der VN, dass der Wert, der bei dieser Zählstelle erfasst wurde, „nicht repräsentativ“ sei. Tatsächlich ist der Zuwachs außergewöhnlich: Österreichweit habe es auf den Autobahnen und Schnellstraßen noch immer weniger Verkehr gegeben als 2019, so Holzedl.
Auf der A 14 insgesamt waren die Veränderungen unterschiedlich: Beim Grenzübergang Hörbranz gab es 2022 mit durchschnittlich 36.805 Fahrzeugen um rund fünf Prozent mehr als drei Jahre zuvor, in Feldkirch mit 33.652 um ähnlich viel weniger.
Ein Fahrzeug in der Sekunde
Am meisten Verkehr gab es im vergangenen Jahr bei Wolfurt, Lauterach (65.553). Für 2019 liegen für diese Zählstelle jedoch keine Angaben vor. Die 65.553 bringen den Durchschnitt von Montag bis Sonntag zum Ausdruck. Nach Tagen gibt es erhebliche Unterschiede. Für Freitage allein werden mehr als 74.700 ausgewiesen. Würde der Verkehr rund um die Uhr gleichmäßig fließen, würde das bedeuten, dass fast ein Fahrzeug pro Sekunde an dieser Stelle vorbeikommt.
Der außergewöhnliche Zuwachs zwischen Dornbirn und Hohenems ist laut Holzedl erklärbar: Durch die Errichtung der neuen Anschlussstelle Dornbirn Süd sei es „sicherlich zu einer Verlagerung des Verkehrs auf die A 14 gekommen“. Nachsatz: „Dies war eine der Zielsetzungen des Projektes und wird in den kommenden Monaten noch evaluiert.“
Mobilitätsexperte Michael Schwendinger vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht mehrere Einflussfaktoren für die Entwicklung auf den Autobahnen: Einerseits habe es nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 einen gewissen Aufholbedarf bei Ausflügen und Reisen gegeben. Andererseits hätten erhöhte Spritpreise bremsend gewirkt.
Alles in allem ist der Trend laut Schwendinger aber nicht erfreulich: Es zeige, dass verstärkte Maßnahmen nötig seien, um die Verkehrsbelastung zu reduzieren und die Klimaziele erreichen zu können: „Der Aufholbedarf beim Klimaschutz ist im Verkehrsbereich enorm groß. Während andere Sektoren ihre Treibhausgas-Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten reduziert haben, lag der CO2-Ausstoß des Verkehrs im Vorjahr um über 50 Prozent über dem Niveau des Jahres 1990.“ Ein Umstieg auf Elektrofahrzeuge zum Beispiel sei wichtig, reiche allein aber nicht aus, um den Zielen näherzukommen: „Es braucht eine viel stärkere Verlagerung von Autofahrten auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad. Und wir können es uns als Gesellschaft nicht mehr leisten, auf einfache und rasch umsetzbare CO2-Einsparungsmaßnahmen wie niedrigere Tempolimits zu verzichten.“ JOH
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.