Warum viele Störche im Winter nicht mehr in den Süden fliegen

Vorarlberg / 27.02.2023 • 11:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Diese Störche suchten vergangene Woche im Ried bei angenehmen Temperaturen nach Futter. Derzeit ist es merklich kälter. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Diese Störche suchten vergangene Woche im Ried bei angenehmen Temperaturen nach Futter. Derzeit ist es merklich kälter. VN/Steurer

Klimawandel und damit verbunden mehr Nahrung: Weit über 100 Störche überwintern in Vorarlberg.

Hard Im Burgenland feiern sie jedes Jahr den ersten Storch, der nach dem Winter zurückgekehrt. Das ist in Vorarlberg nicht notwendig. Seit das grenzüberschreitende Storchenprojekt vor über 20 Jahren startete, haben die stolzen Vögel eine regionale Eigenheit entwickelt: Viele fliegen im Winter gar nicht mehr in den Süden. Sie überwintern in Vorarlberg.

Besuch von jenseits der Grenze

“Nach Süden fliegen noch die Jungvögel. Von jenen, die im brutfähigen Alter sind, bleiben jedoch viele hier”, beschreibt Walter Niederer, Geschäftsführer des Naturschutzvereins Rheindelta, das Verhalten der Störche bei uns. Die zwei Hauptgründe für dieses Verhalten: der Klimawandel und das damit verbundene Nahrungsangebot in der nicht mehr so kalten Jahreszeit.

Störche sind edle Flieger. Doch in den Süden fliegen im Winter fast nur noch die Jungstörche.
Störche sind edle Flieger. Doch in den Süden fliegen im Winter fast nur noch die Jungstörche.

Niederer schätzt, dass sich heuer circa 145 Störche im Winter im Land aufhalten. “Es ist nicht leicht, verbindliche Zahlen anzugeben, denn durch das milde Wetter waren die Vögel überall verstreut. Wenn es richtig kalt ist, übernachten sie nämlich auf einem sicheren Uferflecken in der Fußacher Bucht, um sich vor Füchsen zu schützen.” Bei niedrigen Temperaturen bekommen die Vorarlberger Störche am See oft Gesellschaft. Es kommen dann nämlich auch Artgenossen aus Liechtenstein und der Schweiz zum Übernachten an den sicheren Ort.

Dieser Adebar ist mitteilungsbedürftig. Auf den freien Grünflächen im Rheintal halten sich derzeit viele seiner Artgenossen auf.
Dieser Adebar ist mitteilungsbedürftig. Auf den freien Grünflächen im Rheintal halten sich derzeit viele seiner Artgenossen auf.

Am gedeckten Tisch

Meister Adebar sitzt im Rheintal zumeist an einem gedeckten Tisch. Da es kaum noch eine länger vorhandene Schneedecke gibt, sind die Delikatessen im Erdreich auch in der nicht mehr so kalten Jahreszeit in ausreichender Menge vorhanden.

Die Störche halten sich derzeit an verschiedenen Grünflächen des Rheintals auf, immer auf der Suche nach Fressbarem. Ihre Zahl dürfte insgesamt auch in diesem Jahr wieder zunehmen. “Wir hatten im Jahr 2020 knapp über 60 Brutpaare, im Jahr darauf waren es 75, im Vorjahr registrierten wir 81 Storchenpaare. Ich gehe heuer von einer weiteren Steigerung aus”, sagt Niederer.

Auf Strommasten sind Störche nicht gern gesehen. Von dort müssen sie zumeist vertreiben werden.
Auf Strommasten sind Störche nicht gern gesehen. Von dort müssen sie zumeist vertreiben werden.

Überall in der Welt

Spannend wie jedes Jahr sind die Flugrouten der besenderten Jungstörche. “Sie fliegen kreuz und quer in der Weltgegend herum”, schmunzelt Niederer. “Wir haben sie heuer schon in Mali, Algerien, Spanien und Sizilien registriert.”

Walter Niederer ist einer der Hauptakteure des Storchenprojekts im Rheintal. Seine Beobachtung: Die Störche werden immer mehr. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Walter Niederer ist einer der Hauptakteure des Storchenprojekts im Rheintal. Seine Beobachtung: Die Störche werden immer mehr. VN/Hartinger

Freilich überleben nicht alle Störche den Winter. Die größte Gefahr für sie sind Stromleitungen. Vor denen sind sie auch bei uns nicht sicher.

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