Ein großer Sozialpolitiker

Mit Alt-AK-Präsident Josef Fink (80) starb ein engagierter Arbeitnehmervertreter.
MEININGEN Am 23. Februar 2023 starb nach längerer Krankheit im Alter von 80 Jahren der frühere langjährige Präsident der Vorarlberger Arbeiterkammer, Josef Fink. Ihn zeichnete sein großer Einsatz als engagierter Verfechter von Arbeitnehmerinteressen und der Sozialpartnerschaft sowie einer zukunftsorientierten Bildungspolitik aus. Er hat stets auf Sachpolitik gesetzt.
Josef Fink hat durch seine Vorschläge wesentlich dazu beigetragen, dass Österreich heute ein hervorragendes soziales Netz hat. Für seine herausragenden Verdienste erhielt er 2006 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg. Mit seinem Namen untrennbar verbunden bleiben auch die regionalen Bemühungen um eine möglichst hochwertige duale Ausbildung, was der Lehre in Vorarlberg auch zu einem höheren Image als in allen anderen Bundesländern verholfen hat.
Josef Fink wurde am 7. Juni 1942 in Langen bei Bregenz geboren. In unserem letzten Gespräch im August 2015 bezeichnete er mir gegenüber seinen beruflichen Werdegang als „klassische Vorarlberger Karriere“. Nach dem Lehrabschluss als Elektroinstallateur bei der Firma Pircher in Bregenz kam er 1963 zu den Vorarlberger Kraftwerken, wo er seinerseits ab 1970 als Lehrlingschef und später Ausbildungsleiter Nachwuchskräfte ausbildete. Zuvor hatte er 1967 zusätzlich die Meisterprüfung (Konzessionsprüfung) abgelegt. Im Jahre 1961 war Josef Fink der erste Vorarlberger, der bei einer Lehrlingsolympiade (Duisburg) eine Silbermedaille gewinnen konnte. Bei den VKW ging er 2002 in Pension.
Schon früh engagierte sich Fink für die Interessen der Arbeitnehmer, von 1979 bis 2001 war er Betriebsratsobmann der VKW. Ab 1984 war er Kammerrat in der Vorarlberger Arbeiterkammer und ab 1987 als Nachfolger von Bertram Jäger deren fünfter Präsident. Er hatte diese Funktion 19 Jahre lang, bis 2006 inne. Gleichzeitig wurde er Mitglied des Vorstandes der Bundesarbeitskammer in Wien. In der ÖVP war er Arbeitsplatzsprecher.
In die Ära Fink fällt auch die Gründung der Vorarlberger Fachhochschule, die von der Arbeiterkammer gegenüber anderen Modellen vehement vorangetrieben wurde, denn die Wirtschaftskammer, die HTLs und der universitäre Bereich wollten damals eine „aufgestockte HTL“ einführen. Auch der Aufbau des AK-eigenen Bildungscenters sowie die Einführung des Vorarlberger Bildungszuschusses zeigen seine Handschrift.
Josef Finks größter interessenpolitischer Erfolg aber war die Einführung der „Abfertigung neu“, die auch als „Fink-Modell“ bekannt wurde. „Die ‚Abfertigung neu‘ ist das beste Beispiel dafür, dass man nicht aufgeben soll, wenn man von etwas wirklich überzeugt ist“, meinte Fink im VN-Gespräch dazu. Und weiter: Jene, die am vehementesten dagegen votiert hätten, würden heute um die Vaterschaft der ,Abfertigung neu‘ streiten. Als wichtigen Wegbegleiter im zehnjährigen Kampf um die „Abfertigung neu“ bezeichnete Fink seinen damaligen Referenten, den heutigen AK-Direktor Rainer Keckeis.
Der Verstorbene betonte auch stets seine Verwurzelung in der Sozialpartnerschaft. Sie sei ein Erfolgsmodell für Österreich. „Solange es nichts Besseres gibt, sollte man erfolgreiche Strukturen weiter positiv wirken lassen“, sagte Fink jenen, die die Sozialpartnerschaft abschaffen wollen.
Nach seinem Rücktritt als AK-Präsident hatte Fink keine politischen Ämter mehr inne. Aber er war Präsident des Kuratoriums der Stiftung Maria Ebene und hatte nach einem Jahr in der Pension auch die Präsidentschaft im Behindertensportverband Vorarlberg (BSV) übernommen. „Das sind zwei sehr interessante Funktionen, die viel mit meiner früheren Tätigkeit im Sozial- und Gesundheitsbereich zu tun haben. Man kann dabei viel lernen und viele positive Erfahrungen machen“, begründete er sein Engagement.
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