Figuren mit Zündstoff

Vorarlberg / 28.02.2023 • 19:05 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Auf dem Funken in Dornbirn-Oberdorf thronte heuer eine aufwendig gestaltete Jubiläumshexe.
Auf dem Funken in Dornbirn-Oberdorf thronte heuer eine aufwendig gestaltete Jubiläumshexe.

Brauchtum oder gruselige Tradition: Um die Funkenhexen ist eine Debatte entbrannt.

Bregenz, Bludenz Bekleidet mit Schürze und Kopftuch, ausgerüstet mit Besen, im Innern mit Stroh gefüllt und mit Krachern bestückt: Zahlreiche Funkenhexen standen am vergangenen Wochenende im Land wieder in Flammen. Schon am Tag danach entbrannten die ersten Diskussionen. Nicht nur die Klimakleber-Funkenhexe von Vandans ließ bei so manchem Missmut auflodern (die VN berichteten), sondern auch die Tradition rund um das Verbrennen der ausgestopften Figuren sorgt immer wieder für Zündstoff.

Polarisierendes Thema

Ist die Funkenhexe ein Symbol für das Ende der Fasnacht beziehungsweise die Winteraustreibung und Brauchtum, oder aber grusliges Relikt der Vergangenheit und nicht mehr angebracht? Als ein sehr schwieriges Thema, das polarisiert, stuft Barbara Lässer die Figuren auf den Funken ein. „Aus historischer Sicht werden diese als Symbol für den Winter eingestuft. Aus moderner Sicht stellt sich natürlich die Frage, was daran geändert werden könnte. Und da gehen die Meinungen eben weit auseinander“, erläutert die Präsidentin der Vorarlberger Fasnat- und Funkenzünfte die Ausgangslage.

Politische Statements seien jedenfalls erlaubt, meint Lässer. „Das gehört in vielen Ländern zur Fasnacht einfach dazu, dass Begebenheiten überspitzt dargestellt werden. Und der Funkensonntag stellt das Ende der Fasnacht dar.“ Schon seit Längerem werde im Land aber allgemein über die Funkenhexenthematik diskutiert, berichtet die Funkenzunftchefin. Seitens des Verbands könne allerdings nur eine Empfehlung ausgesprochen werden. „Jeder Zunft ist natürlich selbst überlassen, ob sie eine Funkenhexe oder ein anderes Symbol auf dem Funken platziert“, führt Lässer weiter aus. Es gebe mittlerweile allerdings einige Funkenbauer, die keine Funkenhexen mehr in Flammen aufgehen lassen. Die Mitglieder der Funkenzunft Bludenz etwa haben bereits seit 20 Jahren keine Funkenhexe mehr. Hier geht eine gesichtslose Strohpuppe in Flammen auf. „Dem Ganzen sind Diskussionen mit Historikern vorausgegangen“, erzählt Funkenzunftmeister Christian Pellini, der die Zunft in der Alpenstadt, die als die älsteste im Land gilt, in einer gewissen Vorreiterrolle sieht.

Beim Funkenbrauch, der zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe zählt, gehe es sowohl um kirchliches als auch um heidnisches Brauchtum, welches ins 8. Jahrhundert zurückreiche. „Für die einen ist dies der Beginn der Fastenzeit und ein reinigendes Feuer. Für andere der Frühlingsbeginn beziehungsweise das Erwachen der Pflanzen- und Tierwelt“, erläutert Pellini einige Hintergründe. In eine Strohpuppe ohne Gesicht könne jeder hineininterpretieren, was er möchte.

Wichtiges Brauchtum

Zu weit geht es für Pellini, wenn Funkenfiguren personifiziert werden. „Ich finde es sehr heikel, wenn beispielsweise Namen vergeben werden.“ Geht es nach dem Bludenzer Zunftmeister, so geht es beim Funken um ein wichtiges Brauchtum. „Alte Strukturen sollten aber modern verpackt werden und es sollte gelingen, diese in die Neuzeit zu transformieren“, ist er sich sicher.

Angekündigt wurde mittlerweile ein Runder Tisch zur Funkenhexenthematik, wie Funkenzunftchefin Lässer berichtet. Aus welchen Personen sich dieser konkret zusammensetzen und wann er über die Bühne gehen wird, ist aber noch unklar. VN-mef

„Ich finde es sehr heikel, wenn beispielsweise Namen vergeben werden.“

Barbara Lässer stellt sich die Frage, was geändert werden könnte.
Barbara Lässer stellt sich die Frage, was geändert werden könnte.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.