So viele Fußballfelder Boden verbraucht Österreich täglich

Vorarlberg / 02.03.2023 • 16:20 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Zukunftsforscher Klaus Kofler (r.) unterhielt sich mit Professor Arthur Kanonier über Herausforderungen in Raumplanung, Bodenpolitik und Bodenmanagement. <span class="copyright">lcf</span>
Zukunftsforscher Klaus Kofler (r.) unterhielt sich mit Professor Arthur Kanonier über Herausforderungen in Raumplanung, Bodenpolitik und Bodenmanagement. lcf

Raumplaner Arthur Kanonier sprach in der Stadtbibliothek Dornbirn über die Herausforderungen der Bodennutzung.

Dornbirn “Durchschnittlich verbrauchen wir in Österreich 11,5 Hektar Boden täglich – das entspricht der Fläche von 16 Fußballfeldern.” Mit diesen alarmierenden Zahlen eröffnete Zukunftsforscher Klaus Kofler die zweite Ausgabe der Gesprächsreihe “Zukunftsstorys” in der Stadtbibliothek Dornbirn. Diese stand unter dem Motto “Unser Boden der Zukunft – Verlorener Raum oder Möglichkeitsraum?”. Klaus Kofler unterhielt sich dazu mit Arthur Kanonier, Professor für Raumplanung an der TU Wien. “Wir stellen uns die Zukunftsfrage, wie wir es schaffen, den Spagat so zu gestalten, dass völlig unterschiedliche Interessenslagen zu einem massiven Einhalt unseres Flächenverbrauchs führen. Denn laut Regierungsprogramm sollte sich der tägliche Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar bis 2030 reduzieren”, gab Klaus Kofler den thematischen Schwerpunkt vor.

Der Leiter des Instituts für Raumplanung an der TU Wien skizzierte die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit Grund und Boden.
Der Leiter des Instituts für Raumplanung an der TU Wien skizzierte die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit Grund und Boden.

Boden mehr als nur Reserve

Der gebürtige Dornbirner Arthur Kanonier eröffnete den Abend mit einem kurzen Impulsreferat und brachte die Herausforderungen mit folgendem Satz aus der Schweizer Bodenstrategie 2020 auf den Punkt: “Boden ist mehr als Fläche.” Vielmehr sei Boden eine knappe Ressource, die nicht vermehrbar ist, nicht beliebig erzeugt werden kann und nicht verlegbar oder verschiebbar ist. Boden habe weit vielfältigere Funktionen als die einer “Reservefunktion” für bauliche Nutzungen. “Um diese Funktionen künftig erfüllen zu können, sollte Boden großflächig und langfristig freigehalten und nicht weiter für Siedlungszwecke verbaut werden”, stellte der Leiter des Instituts für Raumplanung an der TU Wien klar.

Das Publikum zeigte großes Interesse und trug zu einem angeregten Austausch bei.
Das Publikum zeigte großes Interesse und trug zu einem angeregten Austausch bei.

Der umfangreichen Forderung nach verstärktem Schutz des Bodens stehe allerdings eine beträchtliche Nutzungsintensivierung gegenüber, die vielfach Bebauungen zur Folge habe. Der Nutzungsdruck auf Grund und Boden werde in den Alpen verschärft durch einen stark beschränkten Dauersiedlungsraum. So sind in Vorarlberg nur rund 22 Prozent der Gesamtfläche für Siedlungsaktivitäten geeignet. Der Raumplanung kommt laut Vorarlberger Raumplanungsgesetz die Aufgabe zu, “eine dem allgemeinen Besten dienende Gesamtgestaltung des Landesgebiets anzustreben”. Die Kompetenz, zumindest im Vollzug, soll laut Arthur Kanonier grundsätzlich bei den Gemeinden bleiben, es brauche allerdings deutlich klarere Vorgaben der überörtlichen Raumplanung.

Strategische Maßnahmen

Eine der Herausforderungen sei es, Zersiedelung zu vermeiden und gleichzeitig leistbares Wohnen sicherzustellen. “Dass sich der klassische Einfamilienhaus-Traum auch zukünftig noch realisieren lässt, wage ich zu bezweifeln”, forderte Arthur Kanonier ein Umdenken ein. Um einen Beitrag zu leistbarem Wohnen leisten zu können, müsse man in der Innenentwicklung an die verfügbaren Flächen kommen.

Arthur Kanonier hat die Ziele und Maßnahmen beim aktuellen Entwurf der Österreichischen Bodenstrategie, die in nächster Zeit beschlossen werden soll, (mit-)formuliert. In seinem Vortrag wies er auf die wesentlichen Hintergründe hin und skizzierte die zentralen Maßnahmen, die in der Folge umfangreich besprochen und diskutiert wurden. Dabei brachte sich auch eine anwesende Schülergruppe aktiv in die Diskussion ein. LCF

Eine Schülergruppe verfolgte den Vortrag von der Empore aus und brachte sich auch in die anschließende Diskussion ein.
Eine Schülergruppe verfolgte den Vortrag von der Empore aus und brachte sich auch in die anschließende Diskussion ein.

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