Gurkenpreis schlägt vielen auf den Magen

Vorarlberg / 03.03.2023 • 20:04 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
1,99 Euro für eine Gurke: Energiekosten und Kälte im Süden haben die Preise explodieren lassen.VN/Gasser
1,99 Euro für eine Gurke: Energiekosten und Kälte im Süden haben die Preise explodieren lassen.VN/Gasser

Gurke für 1,99 Euro: Einkaufen und Einkehren werden immer teurer. Gemüse zählt zu den Preistreibern.

Hohenems, Frastanz Der Blick auf den Kassazettel lässt derzeit viele ungläubig zurück. Einkaufen ist teuer geworden. Einkehren auch. Lebensmittelpreise kennen seit Monaten nur eine Richtung: steil nach oben. Aktuelle Statistiken dokumentieren den Anstieg. Der Mikrowarenkorb, der überwiegend Nahrungsmittel enthält, hat sich innerhalb eines Jahres um 16,8 Prozent verteuert. Gemüse zählt zu den Preistreibern.

Die Regale sind voll, die Ware frisch. In den Eingangsbereichen der heimischen Lebensmittelgeschäfte werden Obst und Gemüse appetitlich präsentiert. Der Blick aufs Preisschild schreckt dennoch manche ab. So kostet eine Gurke derzeit in einem Hohenemser Markt 1,99 Euro. Es gibt sie in anderen Geschäften teils auch günstiger (1,59 Euro), billig sind sie aber längst nirgendwo mehr.

Auch Paprika haben einen stolzen Preis. Je nach Farbe und Markt sind dafür pro Stück 1,69 Euro fällig. Und der Kilopreis für einzelne Tomatensorten hat vielerorts die Zehn-Euro-Marke deutlich überschritten. „Vier Euro für einen Stängel Tomaten ist schon extrem viel“, sagt Gabi Töplitzer (58). Die Dornbirnerin hat mittlerweile ihr Kaufverhalten angepasst. Bei diesen Preisen überlege sie schon, ob nicht auch nur ein statt zwei Stängeln
Tomaten reiche.

Nicole Schrank (44) sucht indes gezielt nach Aktionen. „Vor allem Gurken sind derzeit sehr teuer“, sagt die Dornbirnerin. Zudem habe sie bereits begonnen, eigenes Gemüse anzubauen.

Hohe Preise für frische Zutaten machen auch der Gastronomie im Land zu schaffen. Warum der Höhepunkt jetzt aber erreicht ist und was Gemüse so teuer macht, erklärt Gastro- und Hotellerie-Großhändler Hubert Grabher vom gleichnamigen Familienunternehmen „FruchtExpress Grabher“ in Frastanz.

Warum Gurken, Paprika und Tomaten derzeit so teuer sind: Preise waren in ganz Europa lange im Steigflug. In Großbritannien machten zudem leergekaufte Supermarktregale Schlagzeilen. „Engpässe gibt und gab es bei uns allerdings nie“, sieht Grabher dafür andere Gründe. Allerdings sei es am europäischen Gemüsemarkt sehr wohl zu einer Verknappung gekommen, die einer der wesentlichen Gründe für die Preissteigerungen sei, so der Experte. „Bei einzelnen Produktgruppen wie Paprika, Gurken und Tomaten hatten wir zuletzt Preissteigerungen von 50 bis 60 Prozent“, so der Großhändler. Das betreffe Handel wie Gastronomie gleichermaßen. Besonders teuer sind derzeit etwa gelbe Paprika, hier habe es gar eine Verdoppelung gegeben.

Warum das Wetter in Südeuropa zum Spielverderber wurde: Hubert Grabher hat als Großhändler die Wetterlage in Europa praktisch rund um die Uhr im Auge. Dass es in Griechenland, Italien und Südspanien ein paar Tage kälter ist, sei nichts Ungewöhliches. „Heuer haben wir aber eine lange Phase mit deutlich zu niedrigen Temperaturen. Früchte und Gemüsepflanzen sind wie in einer Art Winterschlaf. Sie gehen zwar nicht kaputt, wachsen aber auch nicht.“ Das habe in den letzten Wochen dazu geführt, dass die Produktion deutlich geringer ausgefallen sei. Zudem hätten Extremwetterereignisse mit Starkregen etwa in Süditalien zu Ausfällen geführt.

Warum der Höhepunkt bei den Preissteigerungen erreicht ist: „Es wird in den nächsten Tagen in Südspanien deutlich milder. Die Temperaturen in der Nacht klettern auf über zwölf Grad, untertags sind es bis zu 23 Grad“, gibt Hubert Grabher Entwarnung. Die Preissteigerungen hätten vor gut zwei Wochen den Höhepunkt erreicht. In Südeuropa werde die Produktion hochgefahren, gleichzeitig sei bald auch mit den ersten Gewächshausernten in Deutschland, Holland und auch Österreich zu rechnen. „Mit dem zusätzlichen Angebot werden die Preise auch wieder fallen.“

Welchen Einfluss die Energiekosten auf die Gemüsepreise haben: Während im Süden Gemüse ohne besonderen Energieaufwand wächst, braucht es weiter nördlich Strom und Gas, um in Gewächshäusern für ideale Bedingungen zu sorgen. „Viele Betriebe haben aus Kostengründen gewartet, bis die Sonne ausreichend stark ist“, beschreibt Großhändler Grabher. Gestiegen sind aber auch die Transportkosten. Für Fahrten aus Spanien gibt es einen Kostensprung um 30 Prozent. Auch die Kühlung in den heimischen Lagern treibt die Kosten in die Höhe. So haben sich bei Grabher FruchtExpress in ­Frastanz die Energiekosten im Vorjahr verachtfacht. Allerdings ­seien die Strompreise zuletzt wieder leicht gesunken, beschreibt Grabher die aktuelle Entwicklung. VN-MIG, VN-NOE

„Die Preise sinken wieder langsam. Der Höhepunkt war vor gut zwei Wochen.“

Paprika 1,69 Euro: Vor allem rote und gelbe Paprika sind teuer wie selten zuvor.
Paprika 1,69 Euro: Vor allem rote und gelbe Paprika sind teuer wie selten zuvor.
Gurkenpreis schlägt vielen auf den Magen

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