Baustellen der Gleichberechtigung

Vorarlberg / 07.03.2023 • 19:17 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Frauennetzwerk Vorarlberg beschloss Positionspapier zum Weltfrauentag.

Fraxern Vor 23 Jahren wurde das Frauennetzwerk Vorarlberg gegründet. Ziel ist es, eine stärkere Sensibilisierung der Gesellschaft und die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im Erwerbsleben, an politischen Entscheidungsprozessen und gesellschaftlichen Ressourcen zu erreichen. „Zwar ist seit dem ersten Frauentag am 19. März 1911 viel geschehen, aber die Gleichberechtigung hat noch viele offene Stellen“, muss Landessprecherin Angela Alicke (41) einräumen. Deshalb beginnt auch das bei einer Klausur beschlossene Positionspapier bei jedem Punkt mit „Nach wie vor…“.

Mehr Durchsetzungskraft

Vor allem das Verdienstgefälle, das in Vorarlberg österreichweit am größten ist, bereitet Kopfzerbrechen. „Obwohl Frauen die Männer bei vielen Bildungsabschlüssen überholt haben, verdienen sie häufig weniger“, kritisiert Angela Alicke. So gab es für Frauen 2019 um durchschnittlich 19.648 Euro weniger. Da seien die Frauen aber auch selbst gefordert, mehr Durchsetzungskraft zu zeigen, sagt Alicke. Die Fraxnerin ist seit 2011 Teil des Frauennetzwerks.

Begonnen hat sie als stellvertretende Frauensprecherin in der Gemeinde. „Damals freute ich mich einfach über den Austausch mit Frauen“, erzählt sie. Die Lust am Diskutieren, die Unterstützung durch andere Frauen sowie das Lernen an neuen Aufgaben bewegten Angela Alicke, sich weiter für Frauenanliegen zu engagieren. Seit 2019 ist sie Frauennetzwerk-Landessprecherin. „Ich freue mich, dass wir ein Positionspapier entwickelt haben, getreu dem Motto des Jahresberichts des Funktionsbereichs Frauen und Gleichstellung im Land „Die Hälfte gehört uns!“ Es gibt noch viel zu tun. Packen wir es an!“, richtet Alicke den Blick nach vorn.

Sie und ihre Mitstreiterinnen wünschen sich eine bessere Bezahlung der vorwiegend von Frauen erbrachten Bildungs-, Betreuungs- und Pflegearbeit. „Laut dem Vorarlberger Gleichstellungsbericht übernehmen Frauen zwei Drittel der unbezahlten Care-Arbeit, Männer nur die Hälfte“, nennt Angela Alicke ein typisches Beispiel, das für Ungleichheit steht. In der Pandemie hat sich ein anderer Trend verstärkt. Es waren die Frauen, die deutlich mehr Zeit für die Kinderbetreuung aufwandten. Gleichzeitig ging die Erwerbsarbeit von Müttern stärker zurück als jene von Vätern. Alicke: „Nach wie vor trifft der Karriereknick hauptsächlich Frauen.“

Sportlich gibt es ebenfalls einiges zu beanstanden. In der Berichterstattung gehe es zu 90 Prozent um männliche Bewerbe. Dies bedinge ein eklatant schlechteres Einkommen für Sportlerinnen, wird angekreidet. Ein kleines, für die Frauennetzwerkerinnen aber durchaus gravierendes Detail, das es auszumerzen gilt: „Turnerinnen wird oft vorgeschrieben, welche Wettkampfkleidung sie tragen müssen. Sie können daher nicht über die Darstellung ihres Körpers entscheiden.“ Auch in diesem Bereich wird mehr Sensibilität verlangt. VN-MM

„Die Frauen sind selbst auch gefordert, mehr Durchsetzungskraft zu zeigen.“

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