Ungenutzte Wohnungen finden öfter einen Mieter

Vorarlberg / 07.03.2023 • 20:24 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ungenutzte Wohnungen finden öfter einen Mieter

„Sicher Vermieten“-Initiative nimmt nach schleppendem Beginn Fahrt auf. Auch Birgit Seeburger hat ihre Wohnung jetzt vermietet.

Bludenz Es war lange alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Dabei waren die Pläne ambitioniert. Eine Studie hatte in Vorarlberg mit bis zu 2000 ungenutzten Wohnungen großes Potenzial bei der Mobilisierung von Leerstand geortet. Land Vorarlberg, VOGEWOSI und Eigentümervereinigung haben deshalb 2015 die Initiative „Sicher Vermieten“ ins Leben gerufen. Nur Wohnungen kamen lange Zeit praktisch keine auf den Markt.

Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Alleine im Vorjahr haben 61 leer stehende Wohnungen Mieter gefunden. Darunter auch jene von Birgit Seeburger (51) aus Bludenz. Über zwei Jahre war die 100 Quadratmeter große Wohnung unbewohnt. Mietersuche, Vertragsthemen und die Sorge, dass die Wohnung beschädigt werden könnte, hatten die Krankenschwester an der Onkologie lange zögern lassen.

Zwei Jahre leer gestanden

„Ich habe mich einfach nicht getraut, weil ich mich bei all diesen Dingen überhaupt nicht auskenne“, beschreibt Birgit Seeburger. Sie habe schließlich auch nie damit zu tun gehabt. Vor drei Jahren war Seeburger mit ihrem Partner zusammengezogen, bis August des Vorjahres stand ihre Wohnung leer. Erst mit „Sicher Vermieten“ traute sich die Bludenzerin schließlich, wie sie im Gespräch mit den VN schildert. „Ich musste mich um nichts kümmern und habe jetzt die Sicherheit, dass ich jeden Monat die Miete überwiesen bekomme“.

2009 hatte Birgit Seeburger ihre Wohnung in guter Bludenzer Lage liebevoll generalsaniert. Heute freut sie sich, dass mit Marcel Weinold (37) ein Mieter hier wohnt, der das auch schätzt. Er habe nach einer leistbaren Wohnung gesucht und profitiere jetzt auch von der Sicher-Vermieten-Initiative, so Weinold. Preislich positionieren sich Wohnungen des Programms demnach zwischen Sozialem Wohnbau und Privatvermietung, wie Rudolf Erath (46), Projektkoordinator beim Land Vorarlberg, beschreibt.

Landeshaftung bringt Sicherheit

Die Sicherheit beim Vermieten hat für die Wohnungseigentümer freilich ihren Preis. So liegt der Nettomietzins je Quadratmeter mit 7,14 Euro in Gemeinden unter 10.000 Einwohnern bzw. mit 8,03 Euro in größeren Gemeinden bzw. Städten deutlich unter den Marktpreisen. Neben der Abwicklung würden Vermieter aber auch von der Landeshaftung profitieren, argumentiert Erath. „Das Land übernimmt die Kosten, wenn ein Mieter nicht mehr zahlt oder eine Instandsetzung bei übergebührlicher Abnutzung ansteht“.

Nach holprigem Start ist die Initiative jetzt auf Schiene. 208 Wohnungen und 24 Häuser, die leer standen, werden jetzt von 640 Mietern bewohnt. 17.200 Quadratmeter Wohnfläche konnten demnach mobilisiert werden. „Wir konnten Wohnraum schaffen, ohne weitere Flächen zu versiegeln“, sieht Rudolf Erath einen weiteren positiven Aspekt.

Die Zeichen stehen auf weiterem Wachstum. Man wolle das Projekt, das jetzt so richtig Schwung aufgenommen hat, weiter vorantreiben, sagt Rudolf Erath. Gegenwind verspürt der Projektkoordinator durch gestiegene Betriebskosten. Diese würden Anpassungen beim Mietzins verhindern. Schließlich stehe die Initiative ja für leistbares Wohnen. Das Bestellerprinzip, das für eine Neuregelung bei Maklerprovisionen sorgt, könnte „Sicher Vermieten“ wiederum in die Hände spielen.

Birgit Seeburger bereut den Schritt jedenfalls nicht. „Ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt sie und freut sich, mit Marcel Weinold einen verlässlichen Mieter gefunden zu haben.

Ungenutzte Wohnungen finden öfter einen Mieter
Ungenutzte Wohnungen finden öfter einen Mieter

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.