Von starken Frauen und ihrem Alltag

Heute, am 8. März, wird der Weltfrauentag begangen.
Schwarzach Ob in der Gemeindepolitik, im Sport, in der Wirtschaft oder im öffentlichen Nahverkehr: Überall gibt es Frauen, die sich oftmals in noch immer klassischen Männerdomänen durchschlagen müssen. Die VN stellen einige vor.
Eine von sechs Bürgermeisterinnen
Das Bürgermeisteramt ist meistens noch immer in Männerhand. Das zeigt der Blick auf die 96 Vorarlberger Gemeinden klar. Im überwiegenden Großteil steht ein Mann an der Spitze. Anders sieht es in Dornbirn, Rankweil, Alberschwende, Raggal, Kennelbach und Reuthe aus. Sie haben Bürgermeisterinnen. Eine dieser sechs Frauen ist die 52-jährige Alexandra Martin. Seit Ende 2020 ist sie Gemeindechefin von Raggal mit seinen rund 900 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Zwar handle es sich bei Raggal um eine kleine Kommune, sagt Martin zu den VN. Das Amt nehme aber trotzdem einige Zeit in Anspruch. Sie spricht von einer „vielfältigen und interessanten Aufgabe.“ Die Frage, warum nicht mehr Frauen Bürgermeisterinnen sind, ist für Martin schwierig zu beantworten. Sie vermutet zum einen, dass sie es sich vielleicht weniger zutrauen. Zum anderen verweist sie auf die familiäre Situation als möglichen Grund. „Die Familie muss zurückstecken.“ Ihre Kinder seien schon älter. „Zudem gibt mir meine Familie den vollen Rückhalt.“ Die Gemeindechefin hält es für wichtig, dass mehr Frauen für die Politik begeistert werden. Denn sie hätten bei manchen Themen oft ein anderes Denken, andere Ansätze als Männer, das sei sehr wertvoll. „Beides gehört dazu.“
„Meine Berufung“
Immer mehr Frauen übernehmen auch bei Öffis viel Verantwortung. Bei den heimischen Verkehrsunternehmen liegt der durchschnittliche Frauenanteil bei rund 25 Prozent, wie es seitens des Verkehrsverbund Vorarlberg heißt. Auch hinter dem Steuer der Busse sitzen mit rund 17 Prozent zahlreiche Frauen. In manchen Verkehrsunternehmen werde sogar jeder dritte Bus von einer Frau gesteuert. Anlässlich des Weltfrauentags treten Busfahrerin Sevgi, Disponentin Sabrina und Mobilbegleiterin Michelle vor den Vorhang.
Michelle (27) hat früher im Einzelhandel gearbeitet und ist nun seit über eineinhalb Jahren als Mobilbegleiterin unterwegs: „Schon meine Mama war Mobilbegleiterin.“ Ihr gefällt am Job der persönliche Kontakt mit den Fahrgästen.
Sabrina (38) ist seit mittlerweile sieben Jahren bei ÖBB Postbus, seit vier Jahren arbeitet sie als Disponentin und kümmert sich um den Ablauf im Betrieb: „Ich bin eigentlich durch Zufall beim Busfahren gelandet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich auf diesem Wege meine Berufung finde.“
Sevgi (44) ist Busfahrerin und Nachwuchs-Disponentin bei ÖBB Postbus. Ihr wurde die Liebe zum Fahren in die Wiege gelegt: „Mein Papa war Lkw-Fahrer und ich schon mit dabei als ich noch ein Kind war.“ Wenn man gerne fährt, sei dies der absolut richtige Job.
Arbeitswelt, Sport und Familie
Die Eheschließung von gleichgeschlechtlichen Paaren und dass der umgangssprachlich genutzte Begriff „Papamonat“ von der Familienzeit abgelöst wurde: Dies sieht die ehemalige Fußball-Nationalspielerin Sonja Geiger-Spieler (44) als die größten Meilensteine, die in den vergangenen Jahren in puncto Gleichstellung gelegt wurden. Sie persönlich ist inzwischen mit Tina verheiratet und freut sich über die erfolgreiche Adoption ihrer Tochter.
Der Weltfrauentag ist auch für die gebürtige Leiblachtalerin unabdingbar. „Zum Einen, um den Einsatz der Frauen, die seit über 100 Jahren für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter einstehen, zu würdigen. Und zum Anderen, um die Stellung der Frau in der Arbeitswelt weiter zu stärken.“ Vor allem bezüglich der Rolle der Frau innerhalb der Familie und in der Arbeitswelt, gilt es ihrer Meinung nach Hebel anzusetzen, um die Situation der Frauen weiter zu verbessern. Was das Thema Prämien und Gehälter im Frauenfußball betrifft, so freut sie sich über die positiven Entwicklungen. „Zu meiner aktiven Zeit steckte der Frauenfußball auf vereins- und nationaler Ebene in amateurhaften Kinderschuhen.“ So hätte es lediglich einen kleinen Fahrtkostenzuschuss gegeben. An ein Gehalt sei nicht zu denken gewesen.
Inspirierende weibliche Vorbilder sind für die ehemalige Kickerin zum Einen ihre Mama. Zum Anderen nennt sie die US-amerikanische Juristin Ruth Bader Ginsburg. „Ihr ist es gelungen, das US-amerikanische Rechtssystem im Kampf um die Gleichstellung von Männern und Frauen zu verändern. Das finde ich außergewöhnlich mutig.“
In der Businesswelt
Frauen in Führungspositionen sind eine Seltenheit, erst recht in Vorarlberg. Doch es gibt sie, eine davon ist Simone Kitzmüller. Vor knapp anderthalb Jahren hat sie die Geschäftsführung der „Hofsteigkarte“ übernommen. „Als Harderin bin ich persönlich fest verankert in der Hofsteigregion“, erzählt die Geschäftsfrau. „Ein besonderer Anreiz für mich war, dass ich selbst einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung dieser Region leiste.“ In ihrer Tätigkeit muss sie stets Initiativen setzen, sowie eigenverantwortlich entscheiden. In diesem Arbeitsbereich kann sich Kitzmüller komplett entfalten. Dem Weltfrauentag hat die Vorarlbergerin bisher keine große Aufmerksamkeit gewidmet.
„Natürlich sehe und verstehe ich den ursprünglichen Sinn dahinter“, erzählt sie. „Aber richtig klasse würde ich es finden, wenn wir im selben Job endlich genauso viel wie Männer verdienen würden. Wenn Frauen auf der ganzen Welt selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden können und wir nicht aufgrund unseres Geschlechts in irgendeiner Form diskriminiert werden. Und wenn es keinen Tag mehr geben müsste, um auf diese Dinge aufmerksam zu machen“, schildert sie. VN-RAM, PEM, MEF


Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.