Das Lawinenwunder von der Drusenfluh

Lawine riss im Montafon 14 deutsche Skitourengeher mit. Doch sie alle hatten unwahrscheinliches Glück.
Schruns Die Alarmkette begann dramatisch: Am Samstag um 10.25 Uhr ging bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) in Feldkirch ein Notruf ein. Melder war ein deutscher Skitourengeher. Er schilderte, dass eine deutsche Gruppe Skitouristen unterhalb der Drusenfluh von einer Lawine überrascht und mitgerissen wurde.
Keine Hubschrauber im Einsatz
Die RFL konnte die Einsatzdaten jedoch nicht mit den zur Verfügung stehenden Tools ermitteln. Sie alarmierte zwei Notarzthubschrauber (Robin 1 und Gallus 2), den Polizeihubschrauber Libelle, die Bergrettungs-Ortsstellen Vandans und Schruns-Tschagguns sowie die Lawinenhundestaffel. Aufgrund der schlechten Wetterlage kamen die Helikopter jedoch nicht zum Einsatz.
Die Einsatzleitung übernahm Rainer Schuchter von der Bergrettung Schruns-Tschagguns. „Ich konnte über die RFL sofort einen Kontakt mit dem Notrufer herstellen, der mir die Situation schilderte“, sagte Schuchter gegenüber den VN und: „Er war zunächst sehr unsicher über die Lage, gab aber schlussendlich kompetente Angaben. Aus seinen Aussagen konnte ich entnehmen, dass eine größere Personenanzahl von deutschen Skitourengehern von der Lindauer Hütte in Richtung Öfapass aufgestiegen war und von einer Lawine verschüttet wurde.“
Wie sich herausstellte, handelte es sich um sechs unabhängige Gruppen von insgesamt 18 deutschen Skitourengehern. 14 von ihnen wurden unterhalb des Öfapasses von einer Lawine, die von der Drusenfluh herabging, mitgerissen. Vier der Tourengeher sind komplett verschüttet worden. Zehn von ihnen glücklicherweise nur zum Teil.
Sich selbst befreit
Für Erleichterung sorgte die Mitteilung des Notrufers, dass viele der Verschütteten sich selbst befreien oder von den anderen Mitgliedern ausgegraben werden konnten. Alle versuchten anschließend, zurück in ihre Unterkunft in der Lindauer Hütte zu wandern. Was ihnen auch gelang. „Wir fuhren daraufhin mit unserem Quad und Skidoo zur Lindauer Hütte. Unsere Fußmannschaft ging dann den rückkehrenden Skitourengehern entgegen“, schilderte Schuchter weiter. Wie durch ein Wunder wurden nur drei der Verunglückten bei dem Lawinenabgang verletzt. „Einer von ihnen hatte Abschürfungen erlitten, ein anderer klagte über Rückenschmerzen. Doch es war bei der Gruppe auch ein Arzt dabei, der sofort die Erstversorgung übernahm“, so der Einsatzleiter weiter.
Sämtliche der beteiligten Tourengeher hatten eine komplette Notfallausrüstung mit Lawinenairbag dabei. Es herrschten mit Nebel, schlechter Sicht und leichtem Schneefall ungünstige Wetterbedingungen. Zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs wurde die Lawinenwarnstufe 3 verzeichnet. „Dann kam noch hinzu, dass es sich um Neuschnee handelte und kräftiger Wind wehte“, ergänzte Schuchter. „Wir haben dann noch vor Ort mit der Alpinpolizei erhoben, ob auch alle Verschütteten geborgen wurden. Schlussendlich können wir sagen, dass dieser Vorfall für alle gut ausgegangen ist“, resümiert der Einsatzleiter.
„Hätte tragisch enden können“
Rupert Pfefferkorn, Leiter der Bergrettung Schruns-Tschagguns, ist jedenfalls glücklich über den ungewöhnlich positiven Ausgang des Ereignisses. „Zunächst herrschte kein Flugwetter. Bei einem Einsatzgebiet dieser Größenordnung muss mit einem Fußmarsch von zwei Stunden gerechnet werden. Hätte es Schwerverletzte gegeben, hätte dies alles durchaus mit einer Tragödie enden können“, so Pfefferkorn zu den VN.

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