Selbstzweifel durch soziale Medien

Vorarlberg / 12.03.2023 • 18:29 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Dr. Cedric Bösch hat eine Praxis in Dornbirn.
Dr. Cedric Bösch hat eine Praxis in Dornbirn.

Experten warnen vor Schönheitsfiltern und retuschierten Bildern auf diversen Plattformen.

Bregenz Die Wangenknochen stechen hervor, das Gesicht ist ­schmaler, die Lippen voller, die Augen katzenförmig und geschminkt. So manches kann ein Schönheitsfilter auf Plattformen wie TikTok bewirken. Das Problem dabei – es hat nichts mehr mit dem eigenen Erscheinungsbild zu tun. Besonders bei jungen Menschen hinterlassen die Filter eine maßgebliche Wirkung. Essstörungen, Depressionen und Angststörungen nehmen zu. „Schönheitsfilter stellten immer eine gewisse Gefahr dar, allerdings waren bisher die meisten Filter als solche erkennbar“, sagt Alexandra Kremer, Psychologin bei der aks gesundheit.

„Der neueste dieser Filter ist von der Realität allerdings nicht mehr zu unterscheiden.“ Das regelmäßige Verwenden von solchen Filtern kann große Folgen mit sich ziehen. Dadurch wird ein unrealistisches Schönheitsideal gefordert und Menschen werden dazu verleitet, unerreichbare Standards zu verfolgen. „Dies kann wiederum zu einer Besessenheit von Schönheit und Aussehen führen und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen“, erklärt die Psychologin.

Sich mit anderen zu vergleichen, ist jedoch etwas Normales. Dies machen bereits 5-jährige Kinder. Alexandra Kremer betrachtete es trotzdem mit großer Vorsicht: „Fragwürdig wird es, wenn dieses Messen und Vergleichen in einer übertrieben häufigen Art und Weise vorkommt und von außen gesteuert wird. Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders anfällig dafür, sich mit den scheinbar perfekten Bildern anderer zu vergleichen. Sich unzufrieden und unzulänglich zu fühlen, kann eine Folge sein.“ Dadurch können enorme Selbstzweifel hervorgerufen werden, sodass man sich in der eigenen Haut nicht mehr wohlfühlt. „Wenn ich tagtäglich meinen Körper als ungleich und nicht passend wahrnehme, dann beeinflusst dies meinen Selbstwert“, schildert die Psychologin. „Und wenn dies ungefiltert und unreflektiert geschieht, dann ist die Gefahr einer Abwertung des eigenen Körpers sehr groß. Gerade Kinder und Jugendliche befinden sich noch sehr in der Entwicklung ihres eigenen Selbstbewusstseins und Körperbildes.“

Schönheitseingriffe beliebt

Auch der Dornbirner Arzt für plastische und ästhetische Chirurgie, Dr. Cedric Bösch, spürt den Einfluss der sozialen Medien. Häufig kommen Patienten mit Bildern, wie sie aussehen möchten, in seine Praxis. „Dieses Phänomen konnte ich beobachten und es nimmt etwas zu. Social Media und das Internet spielen da mit hinein. Jeder präsentiert sich natürlich von seiner besten Seite und es wird sicherlich hier und da ein Filter verwendet oder eine Pose eingenommen, damit das Bild optimal erscheint“, erzählt Dr. Bösch.

„Etwaige Komplikationen oder nicht zu 100 Prozent stimmige Resultate sind nicht zu sehen. Das ist für mich auch ein wichtiger Punkt in der Kommunikation mit meinen Patienten. Erwartungen und realistisches Outcome müssen in Einklang gebracht werden.“ Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen kommen zum Chirurgen in die Praxis, vermehrt 25- bis 45-Jährige. Also relativ junges Klientel. Er hat aber bereits einige Eingriffe abgelehnt, wenn die Patienten minderjährig waren, trotz Einverständnis der Eltern. „Die häufigsten operativen Eingriffe sind Ober- und Unterlidstraffungen, Brustvergrößerung, Fettabsaugung. Bei den konservativen Maßnahmen sind das Filler, Botox und Fadenliftings.“ Vor den Gefahren auf den diversen Plattformen warnt auch er: „Das Problem bei Social Media sehe ich darin, dass hier jedes Bild und Video bis ins kleinste Detail verändert werden kann und somit nicht mehr der Realität entspricht. Somit kann man ganz leicht sein „perfektes Ich“ kreieren, ohne dabei tatsächlich so zu sein. Was dann Unzufriedenheit auslöst, weil ja vermeintlich eine bessere Version von sich selbst existieren könnte.“ VN-PEM

Mag. Alexandra Kremer arbeitet bei aks gesundheit GmbH Kinderdienste. Kremer/AKS
Mag. Alexandra Kremer arbeitet bei aks gesundheit GmbH Kinderdienste. Kremer/AKS

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